Der Start zu einer erfolgreichen Karriere war harzig! Mit einem Inserat im «Zürcher Oberländer» suchte Peter Sauber 1987 dringend einen Mechaniker. Beat Zehnder meldete sich – und sagte ab! Der damalige Chef des Langstrecken-Teams: «Beat war gar nicht am Rennsport interessiert! Doch einen Monat später telefonierte Beat noch einmal.»
Und da bekam der gelernte Schiffsmotoren-Mechaniker den Job. Peter Sauber heute: «Das war unser bester Transfer. Beat ist der loyalste Typ, den man sich vorstellen kann. Er hielt immer zu uns und lehnte gute Angebote von anderen Teams stets ab!»
In Hockenheim zum 476. Mal an den Boxen
Am 1. Februar 1988 begann Zehnder in Hinwil und war beim tollen Le-Mans-Doppelsieg 1989 bereits erster Mechaniker. Beim Schweizer GP-Einstieg 1993 in Südafrika gab es gleich WM-Punkte (5. Lehto), und Zehnder feierte als Chefmechaniker mit.
Hier in Hockenheim steht der Illnauer ab Freitag beim 25-Jahr-Jubiläum zum 476. Mal an den Boxen – zum 452. Mal als Teamchef. Sauber: «Keiner kennt die Regeln so gut wie Beat. Das hat uns oft viel geholfen.» Aber auch die schnelle Beförderung zum Teammanager war holprig. Sauber: «Beat wollte nicht. Da sagte ich, dass ich dann wohl Karl Frehsner bitten müsste!» Und plötzlich stimmte Zehnder zu. Der erfolgreichste Schweizer Ski-Trainer war 1994 Betreuer der Sauber-Fahrer Frentzen und Wendlinger, sorgte sich mental ums Team.
Der bereits 80-jährige Österreicher zu BLICK: «Ich hätte den Job aus zwei Gründen ablehnen müssen. Ich verstand zu wenig von der Technik, auch hätte mein Englisch nicht gereicht!» Frehsners F1-Höhepunkt vor 25 Jahren: «In Estoril bat mich Bernie Ecclestone zum Gespräch. Er sagte, dass ich ja mit Dopingkontrollen aus dem Skisport Erfahrung habe. Und so bin ich eben mit Schumi, Berger, Barrichello und Boullier als Berater zur Dopingkontrolle!»
«Der netteste war Johnny Herbert»
Und Zehnder lernte bis heute über 30 Piloten in Hinwil kennen. «Der netteste war Johnny Herbert. Aber am besten verstand ich mich schon 2001 mit Kimi Räikkönen. Wir sind sicher die besten Kumpels im Zirkus, wo du kaum einem Menschen trauen kannst. Es geht um so viel Geld. Und damit ist diese kleine Welt auch nicht ganz ehrlich.»
Vor vier Jahren ging Zehnder mit Sauber durch die Hölle. Lieferanten, Hotels und Airlines konnten nicht mehr bezahlt werden. Daheim kam es mit Ehefrau Nadine Imboden (die beiden heirateten am 31. Dezember 2006) zu heissen Diskussionen.
Die erfolgreiche Unternehmerin und Choreografin der legendären Tanzgruppe «Friends» bei «Benissimo» sah ihren Mann fast täglich leiden. Zehnder: «Klar gab es Momente, wo ich alles hinschmeissen wollte, weil ich nervlich so angespannt war. Meine Frau hat mich dazu bewegt, mich zu ändern, nach Arbeitsschluss abzustellen. Es gelang mir kaum. Doch Ich hätte mein Team nie im Stich gelassen!»
«Mussten damals viele Dinge schönreden»
Es kamen neue Investoren, neue Chefs – aber Zehnders Job blieb unantastbar. Das Urgestein heute: «Ja, vor vier Jahren war alles im Keller und die Mannschaft mental angeschlagen. Auch ich musste damals nach aussen viele Dinge schönreden. Es war ein schmaler Grat zwischen dem, was wir sagen durften – und dem, was wir verheimlichen mussten. Es war der Tiefpunkt bei uns im Zürcher Oberland. Jetzt ist jeder WM-Punkt eine Entschädigung für diese dunkle Zeit.»