Am Nachmittag kommt er, der erwartete Regen in Montreal. Mitten während dem zweiten Training beginnt es zu schütten, innerhalb von 5 Minuten steht die Strecke unter Wasser.
WM-Leader Hamilton hält zu diesem Zeitpunkt mit 1:15:988 die Bestzeit. Alle fahren wegen des Sturms in die Boxen. Nur einer getraut sich noch einmal auf die pitschnasse Strecke: Genau, Mercedes-Pilot Hamilton.
Wenig später rutscht er mit rund 40 Kilometern pro Stunde in einen Reifenstapel. Der Brite völlig von der Rolle. Es ist sein dritter Lapsus des Tages. Am Morgen dreht er sich, am frühen Nachmittag muss er in der Schikane den Notausgang nehmen.
Ferrari und Sauber verbessern sich am Nachmittag
Vor dem Regen und dem Hamilton-Bock vermögen im zweiten Training die Ferraris ein wenig aufzudrehen. Vettel und Räikkönen fahren die zweit- bzw. drittschnellsten Zeiten, Rosberg folgt auf Rang vier.
Auch Sauber kommt besser auf Touren. Ericsson fährt auf Rang 12, Nasr wird 17. Dafür geht die Reise für McLaren-Honda in die andere Richtung: Alonso ist nur 15, Button gar 18.
Ruhiger Morgen
Beim Auftakt zum 7. WM-Lauf blieben die ersten 90 Trainingsminuten eher ruhig. Die letzte Schikane vor dem Ziel, die spätestens in der Qualifikation mit 340 km/h angebremst wird, erlebte noch keinen Horror. Die Mauer der Schande, auch «Wall of Champions» genannt, blieb am Ausgang noch unberührt.
«Wer hier noch nie angeschlagen hat, war auch nicht schnell unterwegs», sagt der Lokalmatador Jacques Villeneuve (44), der hier noch nie gewonnen hat und jetzt für verschiedene TV-Stationen arbeitet. Sein Vater Gilles dagegen hatte 1978 bei der Premiere in Montreal gleich im Ferrari triumphiert, war aber im Gegensatz zu seinem Sohn (1997 auf Williams) nie Weltmeister.
Noch heute steht auf der Start-Ziellinie in grossen weissen Buchstaben: Salut Gilles! Diese muss am Sonntag (TV live ab 20 Uhr MEZ) 70 Mal überquert werden.
Montreal-Rekordsieger wird wohl ewig Michael Schumacher (46) bleiben. Mit sieben Siegen stellte er einen Rekord auf, den er in Magny-Cours mit ebenfalls sieben Erfolgen egalisierte.
Der jetzige König heisst mit drei kanadischen GP-Siegen Lewis Hamilton (30), der nach seiner Boxenstopp-Ohrfeige im Finale von Monaco richtig geladen ist. «Ich will darüber nicht mehr reden. Mein Vertrauen ins Team ist ungebrochen. Basta!»
Hamilton, das Model - und ihr Vater
Klar, der Brite, im eigenen 20-Millionen-Jet Challenger 605 angereist, ist frisch verliebt und die Liebes-Gerüchte sind jetzt wohl keine mehr. Die Schöne heisst Jenner Kendall (19), kommt aus Kalifornien, ist TV-Moderatorin, Model und Buchautorin! Ihr Vater Bruce kürte sich hier in Montreal 1976 zum Olympiasieger im Zehnkampf - und outet sich diese Woche in US-Magazinen als Frau! Verrückte Zeiten.
Der exentrische Hamilton fuhr trotz eines Dreher in der Haarnadelkurve mit 1:16,212 die Bestzeit in den ersten 90 Minuten, gefolgt von seinem Silberpfeil-Teamkollegen Nico Rosberg. Der Rest? Demontiert, ohne grosse Hoffnung für die Qualifikation am Samstag (TV live, 19 Uhr MEZ).
Das Mercedes-Team muss übrigens eine Busse von 1000 Euro bezahlen. Rosberg war nach sieben Minuten mit 91,8 km/h erwischt worden. Erlaubt sind im Training in der Boxengasse aber nur 80 km/h. Da sich Mercedes selbst angeklagt hat, geht die Busse auch ans Team.
Montreal, diese Tempobolzer-Strecke mit vier Stellen über 300 kmh, ist auch immer ein Geburstort für neue Helden. So lagen jetzt Grosjean (Lotus-Mercedes, 1,5 Sekunden hinter Hamilton!) und Hülkenberg (Force India-Mercedes) im ersten Training noch vor Malaysia-Sieger Vettel (Ferrari).
Sauber am Morgen langsam
Bei Sauber wird man sich über die Positionen 16 (Nasr) und 18 (Ericsson) vom Morgen noch kaum grosse Gedanken machen. Während Motorenpartner Ferrari sein Turbo-Herz mit einigen Token (Bauteilen) und einem neuen Zylinderkopf verbessert hat, muss Sauber auf diese Modifikationen bis Spa am 23. August warten.
Natürlich belegten beide Manor-Marussia die Ränge 19 (Merhi) und 20 (Stevens), aber immerhin schmilzt der Rückstand auf die Spitze jetzt schon auf unter fünf Sekunden. An den Boxen verfolgte der potentielle Ersatzfahrer Fabio Leimer aus Rothrist AG hier das Geschehen ganz genau.
Marcus Ericsson: 1. Training: 18. / 2. Training: 12.
«Im ersten freien Training haben wir eine Fahrzeugabstimmung getestet, die nicht so funktionierte, wie wir angenommen hatten - sowohl mit weichen wie mit superweichen Reifen. Dennoch konnten wir daraus wertvolle Daten sammeln. Am Nachmittag sind wir dann zu einer Fahrzeugeinstellung zurückgekehrt, bei der wir auf mehr Erfahrungswerte zurückgreifen konnten. Dann lief es besser. Mit diesem ersten Trainingstag in Montreal bin ich zufrieden. Nun freuen wir uns auf das Qualifying.»
Felipe Nasr: 1. Training: 16. / 2. Training: 17.
«Es war ein guter Tag. Ich konnte heute noch vor dem Regen viele Runden fahren. Das war hier besonders wichtig, da ich die Strecke vorher nicht kannte. Heute Morgen verlief alles nach Plan. Für das zweite freie Training haben wir die Fahrzeugabstimmung geändert, was sich positiv anfühlte. Wir haben kleinere Schwierigkeiten mit den Bremsen, doch ich bin zuversichtlich, dass wir diese bis morgen beheben werden.»
Marcus Ericsson: 1. Training: 18. / 2. Training: 12.
«Im ersten freien Training haben wir eine Fahrzeugabstimmung getestet, die nicht so funktionierte, wie wir angenommen hatten - sowohl mit weichen wie mit superweichen Reifen. Dennoch konnten wir daraus wertvolle Daten sammeln. Am Nachmittag sind wir dann zu einer Fahrzeugeinstellung zurückgekehrt, bei der wir auf mehr Erfahrungswerte zurückgreifen konnten. Dann lief es besser. Mit diesem ersten Trainingstag in Montreal bin ich zufrieden. Nun freuen wir uns auf das Qualifying.»
Felipe Nasr: 1. Training: 16. / 2. Training: 17.
«Es war ein guter Tag. Ich konnte heute noch vor dem Regen viele Runden fahren. Das war hier besonders wichtig, da ich die Strecke vorher nicht kannte. Heute Morgen verlief alles nach Plan. Für das zweite freie Training haben wir die Fahrzeugabstimmung geändert, was sich positiv anfühlte. Wir haben kleinere Schwierigkeiten mit den Bremsen, doch ich bin zuversichtlich, dass wir diese bis morgen beheben werden.»