Für den Höhepunkt des Tages sorgte um 16.08 Uhr der Doppelbürger Romain Grosjean (31) im Haas-Ferrari. Der Waadtländer überfuhr zwischen Kurve 12 und 13 einen losen Kanaldeckel, der von Bottas gelöst und von Räikkönen knapp verpasst wurde. Das schwarze Gitter liess zuerst den rechten Hinterreifen platzen und saugte sich sich dann in den Unterboden. Und schon drehte sich Grosjean kreuz und quer durch die Gegend. Bis er einschlug. Totalschaden! Beim Unfall zwischen Kurve 12 und 13 hatte Grosjean 280 km/h drauf!
«Plötzlich gabs einen Schlag!»
Zum Glück blieb der mit einer französischen Lizenz fahrende Schweizer (er hat seit geburt den roten Pass) bei diesem sehr seltenen Zwischenfall unverletzt. Das gleiche hatte mal das Schweizer Brun-Team bei einem Langstrecken-Rennen in Montreal erlebt. Grosjean: «Plötzlich spürte ich einen Schlag im Heck, dann war ich nur noch Passagier. Ich hoffe, dass ich am Samstag wieder ein Auto habe!»
Die Unfallstelle wurde sofort abgesperrt – und das Training abgebrochen und für beendet erklärt. Feierabend.
Ja, das Wetter spinnt…
Am Morgen war die 5,543 km lange Piste zuerst überflutet, bevor der Regen 20 Minuten vor dem Ende aufhörte. Im zweiten Training dann strahlte die gelbe Kugel vom Himmel. Nur die Temperaturen (immer um 30 Grad) und die Luftfeuchtigkeit (meist über 75 Prozent) präsentieren hier in Malaysia das ganze Jahr hindurch das gleiche Programm…
Am Sonntag (TV live ab 9 Uhr MESZ) ist also Schluss. Für das Finale hat der Veranstalter 5400 Gratistickets an junge Zuschauer verteilt, damit die Bude wenigstens etwas voll ausschaut. Der Töff-Zirkus wird übrigens noch jahrelang auf dieser Piste unterwegs sein.
Gute Leclerc-Premiere
Der erste Auftritt des Formel-2-Leaders Charles Leclerc (19) im Sauber-Ferrari war ein versprechen für die Zukunft. Der Mann aus Monte Carlo dürfte wohl auch 2018 für die Hinwiler fahren. Obwohl Leclerc und Wehrlein “andere programme” fuhren, zeigte Leclerc, dass er Talent hat. Er war um 0,4 Sekunden schneller als Wehrlein, der sich einmal drehte und sich weiter Hoffnungen auf ein Cockpit für die nächste Saison macht. Mit Hilfe von Mercedes-Boss Toto Wolff, der sonst sein Förderungsprogramm in Gefahr sieht?
Nun, mit Esteban Ocon sitzt ja schon ein Mercedes-Schützling beim WM-Vierten Force India-Mercedes sattelfest im Cockpit. Der Franzose hat dieses Jahr in 14 Rennen 13 mal gepunktet!
Die Fahrerfrage bei Sauber soll im Zürcher Oberland vom neuen Chef Frédéric Vasseur (49) übrigens bis Ende Oktober gelöst werden. Bis dann steigen gleich vier Rennen: Malaysia, Japan, USA und Mexiko.
Wehrlein vor Ericsson
Am Nachmittag dann das «alte» Sauber-Duell zwischen Ericsson und Wehrlein. Die Plätze 19 und 20 sagen alles über die aktuelle Situation, die sich bis 2018 nicht ändert. In Hinwil wird mit Hochdruck und neuen Leuten an der Zukunft gebastelt. Noch einmal: Wunder dauern in der Formel1 oft viele Jahre – oder finden gar nie statt. Momentan fehlt Sauber eine gute Sekunde auf die Konkurrenz.
Toro Rosso: Gasly und Gelael
Ein Novum lieferte Toro Rosso-Renault nach der nicht so überraschenden Degradierung von Daniil Kvyat: Dessen Ersatzmann Pierre Gasly (21) war im ersten Training mit dem Indonesier Sean Gelael (20), der für diese Kurz-Einsätze jeweils Millionen hinlegen mus, unterwegs.
Ob er bei nasser Piste wohl einen Rabatt erhält? Der Mann aus Jakarta war dann als 14. um über zwei Sekunden langsamer als Gasly (9.). Im zweiten Training wurde auch Stammpilot Sainz (15.) von Gasly knapp geschlagen.
Stroll gegen Kubica?
Für Aufregung sorgt der Stroll-Clan. Vor und nach Singapur war Williams-Pilot Lance (18) in Suzuka wieder solo auf Test-Tour mit einem 2014er-Auto. Papa Lawrence finanziert ja diese privaten Tests (2016 waren es neun!) als Aufbauprogramm für seinen Sohn. Transport, Flüge, Hotels für jeweils über 20 Leute…
Williams wollte jetzt in Suzuka auch Robert Kubica (32) mal im alten Boliden testen lassen. Doch der Stroll-Clan lehnte es, so die englischen Medien, ab. Alles soll exklusiv bleiben.
Und offenbar will der Milliardär für 2018 nur den bisherigen Piloten Felipe Massa oder Ersatzfahrer Paul di Resta neben Sohn Stroll (in Baku als Dritter sensationell auf dem Podest) als Teamkollegen akzeptieren. Für den Polen Kubica (schwerer Rallye-Unfall 2011) dürfte damit – trotz Manager Nico Rosberg – das Formel-1-Comeback endgültig platzen.
Morgen-Sieger Verstappen
Im ersten, bis zum Schluss nassen Training lag Max Verstappen (wird am Samstag 20) klar der schnellste Pilot – 0,757 vor Teamkollege Ricciardo. Dieser hatte hier 2016 das Rennen vor Verstappen gewonnen. Weil Vettel beim Sttart crashte und Rennleader Hamilton kurz vor Schluss Motorschaden hatte.
Alonso zerstört eine Wand
Auf Platz drei: Fernando Alonso im McLaren-Honda. Sein Pech und seinen Frust von Singapur, als er beim Start von Räikkönen und Verstappen in der ersten Runde noch abgeschossen wurde, hatte der Spanier vor zwei Wochen mit einer kaputtgetretenen Wand in seinem Aufenthaltsraum abreagiert. «Shit, ich wäre bei diesen Bedingungen locker aufs Podest gefahren!» Auf der trockenen Piste musste sich Alonso dann mit Platz fünf (vor beiden Mercedes) begnügnen. Doch der zweifache Weltmeister ist voll da.
Ferrari gibt nicht auf
In den zweiten 90 Minuten liess dann Ferrari mit einem «Doppelsieg» seine Muskeln spielen. Vor allem Tagessieger Vettel braucht hier unbedingt ein Erfolgserlebnis, um die Titelchance wieder aufleben zu lassen. «Ich vertraue voll auf unser Team».
Die ersten Verfolger sind die beiden Red Bull. Gut in Form auch wieder Force India und Renault, wo Plamer (6. In Singapur) plötzlich aufwacht. Weiter nicht mehr richtig vom Fleck kommt Haas-Ferrari – und jetzt noch dieser Horror-Unfall.
Die Stimmen der Sauber-Piloten zum Freitagstraining
Charles Leclerc: «Ich bin mit meinem ersten Trainingseinsatz beim Sauber F1 Team sehr zufrieden. Obwohl das erste freie Training mit Verspätung startete und die Streckenverhältnisse nicht einfach zu handhaben waren, konnte ich insgesamt zehn Runden fahren. Das Wichtigste ist, dass das Team mit meiner Leistung zufrieden ist. Ich freue mich nun auf meinen nächsten Einsatz in Austin.»
Marcus Ericsson: «Am Nachmittag musste ich meinen Trainingsrückstand aufholen, da ich FP1 auslassen musste. Im zweiten freien Training konnte ich dann eine gute Anzahl von Runden fahren, allerdings hatten wir Schwierigkeiten, die Reifen optimal zum Arbeiten zu bringen. Wir werden die Daten nun genau analysieren, damit wir morgen Verbesserungen erzielen können.»
Pascal Wehrlein: «Der heutige Tag ist nicht ideal verlaufen. Im ersten freien Training hatte ich Bremsprobleme, die dann aber behoben werden konnten. Nichtsdestotrotz war es interessant, auf dieser Strecke unter nassen Bedingungen zu fahren – das macht die Sachen immer etwas spannender. Das zweite freie Training lief dann etwas besser, doch wir haben weiterhin einen Rückstand zu unseren direkten Konkurrenten. Wir arbeiten nun daran, Verbesserungen für das restliche Wochenende erzielen zu können.»