Als Ferrari blau machte
Die unglaublichsten Boliden aus 999 Formel-1-Grand-Prix

Eine blaue rote Göttin. Ein sechsrädriger Tyrrell. Ein Schlumpf auf Rädern. Die Formel-1-Ingenieure liessen sich in 1000 Grand Prix einiges einfallen.
Publiziert: 11.04.2019 um 12:52 Uhr
|
Aktualisiert: 15.04.2019 um 10:11 Uhr
1/6
Blaues Wunder: Aus Protest startete Ferrari (im Bild John Surtees) beim GP USA 1964 im blau lackierten Formel-1-Boliden.
Foto: World Racing Images
Daniel Leu

Am Sonntag findet der 1000. Formel-1-GP der Geschichte statt. BLICK feiert dieses Jubiläum in einer fünfteiligen Serie.

Der blaue Ferrari

Ein Formel-1-Ferrari ist immer rot! Von wegen, denn 1964 startete die Scuderia in Mexiko und den USA mit blau-weisser Lackierung und unter dem Namen «North American Racing Team». Der legendäre Teamchef Enzo Ferrari wollte so gegen den Homologationsärger mit dem Italo-Verband wegen eines Sportwagens protestieren.

Der sechsrädrige Tyrrell

«Mir sagten sie bloss, dass wir ein ungewöhnliches Auto in der Entwicklung haben», verriet einst Jody Scheckter. Was er dann 1976 zu sehen bekam, war in der Tat ungewöhnlich: ein sechsrädriges Formel-1-Auto namens Tyrrell P34. Dies sollte den Luftwiderstand verringern. Der Plan ging halbwegs auf, in Schweden 1976 siegte Scheckter vor seinem Teamkollegen Patrick Depailler.

Der Ventilator

Bernie Ecclestone war schon immer ein Fuchs. So auch als Brabham-Teamchef 1978. Sein Brabham BT46B überraschte mit einem Riesen-Ventilator im Heck. Mit dem Ziel, Luft unter dem Auto abzusaugen, um so den Anpressdruck zu erhöhen. Der Brabham rollte dadurch wie auf Schienen durch die Kurven und gewann mit Niki Lauda den Schweden-GP. Doch als die Gegner protestierten, zog Ecclestone das Auto nach einem Rennen zurück.

Der Zweigeteilte

1999 eroberte BAR die Formel 1 und sorgte gleich für mächtig Ärger. Weil das Team für zwei verschiedene Zigarettenmarken werben wollte, wollten sie beide Autos unterschiedlich lackieren. Doch die FIA verbot dies. Mit der Begründung, die Fahrzeuge müssten einheitlich auftreten. Deshalb entschied sich BAR, die Boliden zweifarbig zu gestalten: auf der linken Seite rot-weiss und auf der rechten blau.

Der Grill

Dieser heisse Versuch ging mächtig in die Hosen. 1979 montierte Ensign beim N179 die Wassser- und Ölkühler auf der Nase. Mit fatalen Folgen. Die Fahrer bekamen so extrem heisse Luft ab, und auch aerodynamisch zahlte sich das Experiment nicht aus.

Der Schlumpf

1976 startete Ligier während drei Rennen mit dem JS5. Sein Markenzeichen: eine riesige Lufthutze über dem Motor. Dadurch sah das französische Fahrzeug wie ein Schlumpf aus. Doch schnell einmal war Schluss damit, die FIA führte eine Höhenbeschränkung ein.

************

Mercedes, Lotus und Co: Die besten Autos von 1950 bis 2019

von Roger Benoit

1950–59: Mercedes W196

Die Fahrer fürchteten weder Tod noch Teufel. Der Star ist Juan Manuel Fangio. Der Argentinier wird fünfmal Weltmeister. Alberto Ascari, Champion 1952/53, nimmt im Strassenverkehr lange Umwege in Kauf, um schwarzen Katzen auszuweichen. Die fortschrittlichste Konstruktion der Dekade ist der Mercedes W196.

1960–69: Lotus 25

Alle Champions der 60er haben Englisch als Mutter-sprache. Der Superstar ist der Schotte Jim Clark, der mit Lotus 25 GP gewinnt – viele mit spielerischer Leichtigkeit. Der revolutionärste Wagen ist der Lotus 25 – das erste in Monocoque-Bauweise konstruierte GP-Auto überhaupt.

1970–79: Lotus 72

Die dritte Dekade beginnt mit dem einzigen Weltmeister posthum: Jochen Rindt. Der Super-Bolide dieser Zeit ist erneut ein Lotus: Der Typ 72, der in diversen Spezifikationen von 1970–74 siegfähig ist – und Rindt das Leben kostete. Es ist der erste Bolide ohne den bis dahin zentralen Kühler am Bug.

1980–89: McLaren-Honda MP4

Fahrermässig dominieren Alain Prost, Ayrton Senna und Nelson Piquet. Das Ausnahme-Auto? Der McLaren-Honda MP4. Das Turbo-Geschoss gewinnt 1988 in den Händen von Prost und Senna 15 der insgesamt 16 WM-Läufe. Doch in Monza triumphiert Gerhard Berger – auf Ferrari.

1990–99: Williams-Renault FW 18

Ein neuer Superstar kommt: Schumi. Platzhirsch Senna wäre zum Duell bereit, stirbt aber 1994. Das beste F1-Auto ist der Williams-Renault FW18. Um mit diesem Rennwagen nicht zu siegen, musste man sich dumm anstellen oder grosses Pech haben. Nigel Mansell, Alain Prost, Damon Hill und Jacques Villeneuve werden damit Weltmeister.

2000–09: Ferrari Tipo 2004

Die goldene Ära von Michael Schumacher: 5 rote Titel in Serie. 2007 wird Kimi Räikkönen für Ferrari Champion – die letzte WM-Krone für Maranello. Die beste Konstruktion ist der Tipo F2004. Hinter dem Bürokratienamen verbirgt sich «La Bomba», ein Auto, mit dem Schumi in nur einer Saison 13 Siege heimfährt.

2010–19: Mercedes

Das Titel-Duell der Dekade endet remis. Sebastian Vettel – Lewis Hamilton 4:4. Die Serie des Deutschen reisst, als 2014 auf die aktuellen «Batterie-Wagen» umgestiegen wird. Mercedes ist mit allen Modellen Ferrari überlegen. Dank dem Technik-Konzept. 76 Siege in 102 Hybrid-Rennen.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?