Alles über den GP-Wahnsinn
Monaco 2017 sucht Helden und Verlierer

Das weltberühmte Abenteuer ist 3'337 Meter lang. In jeder Ecke lauern die Gefahren. Unten bei St. Devote, oben am Casino, dann im Tunnel, Hafenschikane, Tabak-Kurve, Schwimmbad, Rascasse. Orte, wo Helden geboren oder ins Elend gestürzt wurden.
Publiziert: 24.05.2017 um 16:07 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:15 Uhr
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Die FIA-Pressekonferenz mit Felipe Massa, Daniel Ricciardo und Sauber-Wehrlein (von links).
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit aus Monaco

Der GP von Monaco. Ein Motorsport-Klassiker, wie die 24 Stunden von Le Mans (in drei Wochen) und dem Wahnsinn beim Indy500 (am Sonntag).

Wer crasht zuerst?

Hier geht es am Donnerstag um 10 Uhr los: 90 Minuten Aufwärmen der Fahrer und Boliden. Mit einer Frage: Wer kracht zuerst in die Leitplanken? Auf keiner anderen Rennstrecke wird am Wochenende soviel Schrott abgeliefert wie in Monte Carlo, wo die oft umstrittene Show schon zum 75. Mal stattfindet. Hier fährt man ohne die Sicherheit, die sonst auf allen Strecken immer wieder hinterfragt und verbessert wird. Und jetzt sind die GP-Monster ja noch um 20 Zentimeter breiter…

Radstand: Vorteil Ferrari?

Bei WM-Leader Mercedes (161:153 gegen Ferrari) herrscht für einmal die nackte Angst. Der Silberpfeil hat mit Abstand den längsten Radstand (von Mittelachse zu Mittelachse). Oder 17 Zentimeter länger als jener Ferrari. Den kürzesten Radstand hat übrigens der Williams-Mercedes von Massa und Stroll. Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda: «Hoffentlich müssen wir am Sonntag auf den 78 Runden nicht zu stark dafür büssen!»

Laudas Teamdirektor Toto Wolff: «Aus logistischer Sicht ist Monte Carlo für alle Teams eine Herausforderung ohne einen  Vergleich. Der Platzmangel an den Boxen sorgt dafür, dass sich die Ingenieure ihre Büros mit Frintflügeln, Unterbösen und Hydrauliksystemen teilen. Die Reifentechniker müssen unten im Hafen arbeiten und die Reifensätze in die Boxengasse tragen.»

Mercedes-Chef lobt Wehrlein

Wolff schaut natürlich auch auf seine Mercedes-Schützlinge Esteban Ocon (Force India) und Pascal Wehrlein (Sauber): «Beide haben ja ein erfolgreiches Wochenende in Barcelona hinter sich. Es freut mich, dass sich Pascal gut ins Team eingeführt hat. Er zeigt eine sehr gute Lernkurve. Esteban hat mit Pérez natürlich eine richtig hohe Messlatte. Beide haben in allen Rennen gepunktet! Interessant, wie sich dieses Duell weiterentwickelt!»

Der Weltmeister kommt…

Ab Donnerstag will übrigens auch Weltmeister und Wahl-Monegasse Nico Rosberg (31) an den Boxen vorbeischauen. Der Deutsche, bald zum zweiten Mal Vater, hat in den Häuscherschluchten dreimal in Serie gewonnen. Von 2013 bis 2015. Vor einem Jahr siegte sein früherer Mercedes-Teamkollege Hamilton 7,2 Sekunden vor Ricciardo, der Red Bull noch heute Vorwürfe macht, dass man vor einem Jahr bei einem Reifenhalt den Gummi erst aus der Garage holen musste!

Ferrari löst Red Bull ab

So gewann Red Bull 2016 nur zwei Rennen: Verstappen bei seiner Premiere in Spanien (nach einem Mercedes-Teamcrash) und Ricciardo in Malaysia (nach dem Motorschaden von Hamilton). Ferrari ging vor einem Jahr leer aus, ist jetzt aber mit 2:3-Siegen an Mercedes dran. Gut für die Fans. Und Red Bull? Die fahrenden Dosen versuchen verzweifelt den RB13 zum Laufen zu bringen, stolpern dabei aber auch immer wieder über den zu schwachen Renault-Motor. Da sollen bis zu 40 PS auf die Top-Teams fehlen.

Button ist zurück

Bei der traditionellen Medienkonferenz am Tag vor dem ersten Training sah man im ersten Dreier-Paket ein altes Gesicht: Jenson Button (37). Der Monaco-Sieger und Weltmeister 2009 ersetzt Indy-Abenteurer Alonso im McLaren-Honda: «Toll, wieder die alten Gesichter zu sehen, die Atmosphäre zu spüren. Jetzt warte ich mal, wie sich die breiteren Autos und die neue Reifengeneration anfühlen. Ich liebe den Kampf Rad an Rad. Und vielleicht haben wir ja Glück.»

Neben Button zwei Fahrer, die in den letzten drei Rennen immer gepunktet haben: Nico Hülkenberg (Renault) und Esteban Ocon (Force India, der sogar fünfmal Zähler holte). Hülkenberg: «Monaco ist für alle eine Strecke, auf der du grosse Ambitionen hast.»

Ocon: «Mein erster Formel-1-Auftritt. Ja, ich fuhr ja auch sonst noch nie in Monte Carlo. Da darf mal wohl nicht nervös werden! Doch ich setze mich selten unter Druck. Und zum Glück liebe ich Schikanen…»

Sauber: neue Teile

Im zweiten Teil sagte der vom Rücktritt zurückgekehrte Felipe Massa: «In Monte Carlo gehts du jedes Jahr wieder in die Fanrschule. Und mit den breiteren Autos musst du in Monaco noch mehr aufpassen.»

Red Bull-Star Daniel Ricciardo: «Alle wissen, dass ich in Monte Carlo noch eine offene Rechnung habe.» Mit 1:13,622 stand der Australier vor einem Jahr auf der Pole-Position.

Pascal Wehrlein: «Hoffe können wir Barcelona bald einmal wiederholen. Das Sauber-Team arbeitet sehr hart.»

Ein neuer Unterboden, ein Aero-Paket (Seitenkastenflügel) und ein neues Bremsbelüftungssystem hinten sollen die mysteriösen Kühl-Probleme endlich beheben.

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