Alles dreht sich um Racing Point
Mercedes vorne – aber Hülkenberg leckt Blut

Pérez wieder positiv getestet, Ersatzmann Hülkenberg macht mit den Plätzen 4 und 6 Furore. Der Deutsche ist im Racing Point laut der FIA legal unterwegs. Nur der Designprozess der Mercedes-Kopie 2019 wurde mit 400'000 Euro und einem Abzug von 15 Punkten gebüsst.
Publiziert: 07.08.2020 um 13:40 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2020 um 13:22 Uhr
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Die rosa Boliden von Racing Point stehen vor dem Silverstone-Training im Fokus. Die FIA erklärt die Mercedes-Kopie als illegal und bestraft das Team.
Foto: AFP
Roger Benoit

Der Deutsche Nico Hülkenberg (33) wird mit einer Woche Verspätung an gleicher Stätte doch noch zu seinem Formel-1-Comeback.

Hülk: «Ich habe Blut geleckt!»

Am letzten Sonntag konnte Racing Point den Mercedes-Motor im Pink Panther nicht starten. Weil ein defekter Bolzen im Kupplungsgehäuse nicht gewechselt werden konnte.

Hülkenberg hofft jetzt, dass er vielleicht auch in einer Woche in Barcelona zum Einsatz kommt. «Ich kenne das Team und das Auto immer besser. Ich glaube, wir können hier um WM-Punkte fighten. Klar, ich habe Blut geleckt.» Sein sensationeller vierter Platz am Morgen nach 90 Minuten (Rang 6 im zweiten Training) unterstreichen, dass der Mann mit bisher 177 Rennen ohne Podestplatz mehr als bereit ist.

Sein einziges Problem: Bei der Fahrt brach der Sitz. Hülk: «Aber diesen Defekt konnten wir relativ schnell lösen. Sonst läuft alles sehr entspannt.»

Und für 2021 könnten sich für den Blondschopf plötzlich noch die Türen bei Haas-Ferrari oder Alfa-Sauber öffnen. «Ja, ich habe Kontakte», sagt Hülkenberg.

Der heisse Trip nach Mexiko

Und der Mexikaner Pérez muss nach der erneuten Isolation fast um sein Cockpit zittern. Sergio war nach dem Rennen in Budapest wegen seiner verunfallten Mutter in die weiter von Corona verseuchten Heimat geflogen! Ein Herzens-Trip mit bösen Folgen (im BLICK).

«Mir geht es gut, ich habe weiter keine Symptome», erklärt Pérez auf den sozialen Medien. Aber seine neue Isolation läuft erst am nächsten Freitag beim ersten Barcelona-Trainingstag ab... Oder wird er jetzt jeden Tag getestet?

Auto bleibt trotz Strafe legal...

Hülkenberg und Stroll stiegen also am Freitag in einen von der FIA für legal erklärten Boliden. Denn die umstrittenen vorderen und hintern Bremsbelüftungen bleiben! Sie gehören ja erst 2020 zu den Teilen, die ein Team selbst bauen muss (wie Chassis, Nase, Flügel, Kühler und Verkleidung).

Anklageschrift mit 28 Seiten

Renault kann mit dem Resultat kaum zufrieden sein. Mit einer 28seitigen Anklageschrift hatten die Franzosen beim GP Steiermark, in Ungarn und vor einer Woche in England protestiert. Man ist der Ansicht, dass das britische Team die Bremsbelüftungen nicht selbst entworfen hat, sondern das Design von Mercedes kopierte. Und in diesem Punkt bekam Renault sogar Recht!

«Nur mit Fotos geht es nicht»

Auch Ferrari und McLaren unterstützten den Protest von Renault. Und Racing Point hat jetzt natürlich das Recht, Berufung einzulegen. Teamchef Otmar Szafenauer: «Das Urteil ist schwer zu verstehen, weil das Reglement so nebulös ist.»

Die Gegner toben. McLaren-Boss Zak Brown: «Zu behaupten, dass es beim Kopieren allein mit Fotos geht, ist völliger Schwachsinn!» Ferrari, Renault und McLaren kündigen dann am Freitagabend an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen.

Renault gewinnt einen Platz

Das Urteil der FIA-Kommissäre war «nur» 14 Seiten lang. Man büsste Racing Point allerdings nur beim GP Steiermark für jedes Autos mit 200 000 Euro und 7,5 Punkten Abzug. Für die Proteste in Budapest und Silverstone gab es nur noch eine Verwarnung. Ein typischer Formel-1-Kompromiss.

Und Mercedes-Boss Toto Wolff gab Renault den guten Rat: «Stoppt den ganzen Fall und geht jetzt nicht an ein ziviles Gericht. Das schadet dem ganzen Sport – und am Ende ändert sich mit grosser Wahrscheinlichkeit nichts!»

Mathematisch heisst das: Renault ist mit seinen 32 Punkten an Racing Point mit neu 27 Zählern (bisher 42) vorbeigezogen. Auf WM-Platz fünf. Aber wohl nicht lange...

Bottas und Hamilton einsam

Das erste Training zum Grand Prix «70 Jahre Formel 1» – ein Hitzetanz bei 33 Grad! Als sich die schwarzlackierten Mercedes nach über einer halben Stunde endlich auf der 5,8 km langen Strecke zeigten, wurde die Konkurrenz wieder blass.

Nach über einer Stunde hatten Bottas (mit einem neuen Vertrag für 2021 in der Tasche) und WM-Leader Hamilton fast eine Sekunde Vorsprung auf Max Verstappen (22) im Red Bull-Honda. Der heisse Holländer weiss genau: Ohne ein Wunder ist der Traum vom jüngsten Weltmeister der Geschichte (jetzt Vettel) bald ausgeträumt.

Sonderstellung für Ferrari

Auch am heissen Nachmittag keine grosse Änderungen. Die Silberpfeile fuhren mit Tagessieger Hamilton weiter grosse Kreise um ihre Konkurrenz von Red Bull-Honda und Racing Point. Trotzdem gibt’s Ärger. Denn Chef Toto Wolff lässt die Frist vom 12. August für das neue Concorde Agreement (F1-Gesetz) verstreichen: «Wir sind nicht glücklich mit der Geldverteilung.»

Mercedes sieht sich als Opfer des neuen Verteilerschlüssels: «Ferrari hat seine Sonderstellung behalten. Red Bull kompensiert seine Einbusse mit Alpha Tauri . Mercedes hat dem Sport viel gegeben, in letzter Zeit am meisten Erfolg gehabt und den Fahrer mit der weltweit grössten Präsenz gestellt.»

Die Roten im Mittelfeld...

Ferrari ist 2020 zu einem «normalen» Team geworden. Die Roten tummeln sich im vorderen Mittelfeld. Mit einem Leclerc (7.), dem auch das Glück nachspringt und einem Vettel, der vertrauensmässig in ein Tief geraten ist. Und am Ende rollte der Deutsche auf Position 14 mit einer grossen Ölspur aus. Ein Motorschaden, der sich nicht angekündigt hat, wie Vettel selbst sagt.

Übrigens wurde Leclerc noch mit 200 Euro gebüsst, weil er in der Boxengasse mit 81,6 km/h um 1,6 km/h zu schnell durch die Radarfalle «raste»...

Alfa-Sauber – was nun?

Bei der Hinwiler Formel-1-Mannschaft ist noch keine Besserung in Sicht: 18. Räikkönen – 0,3 Sekunden vor Ersatzpilot Kubica, der Giovinazzi 90 Minuten ablösen durfte. Die grosse Frage: Findet man die halbe Sekunde, die aufs grosse Mittelfeld fehlt?

Die Frage wurde auch in den zweiten 90 Minuten nicht beantwortet: 17. Räikkönen – 20. Giovinazzi. Der Italiener löste kurz vor Schluss noch eine rote Flagge aus...

Droht am Samstag in der fünften Qualifikation sogar die fünfte Pleite der Hinwiler ohne Sprung in den zweiten Teil der Qualifikation?

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