In den letzten zehn Minuten des zweiten Tages schmuggelten sich die GP-Neulinge Lando Norris (McLaren-Renault) und Alex Albon (Toro Rosso-Honda) mit dem superweichsten Gummi noch zwischen Magnussen (3. im Haas) und Giovinazzi (5. im Alfa).
Leclerc ist kampfbereit
Am Testende um 18 Uhr hatte der frühere Sauber-Star Charles Leclerc (21) nach 157 Runden beim ersten offiziellen Ferrari-Auftritt den klaren Tagessieg auf sicher. Bereits bei der Pause um 13 Uhr lag der Monegasse vorne – 0,08 hinter der Montags-Bestzeit von Sebastian Vettel (31).
Vettel: «Alles super!»
Der Deutsche aus dem Kanton Thurgau war nach seinen 169 Runden am ersten Tag begeistert: «So gut sind wir noch nie in eine Saison gestartet. Da kommt richtig Freude auf!»
Und weil die Roten gleich zu Beginn der Tests explodieren, ist der Druck noch grösser, die Nervosität noch ausgeprägter. Klar, das Duo spulte in zwei Tagen bereits 327 problemlose Runden ab. Oder schon 1522 Kilometer Richtung Melbourne (WM-Start am 17. März).
Wie ein Hühnerhaufen springen die Mechaniker an den Boxen um den SF90. Mit Stellwänden schirmen sie die rote Göttin ab. Ja nur keine Detail-Fotos vom Auto, das nach zwölf Jahren oder eben seit Kimi Räikkönen (2007) den WM-Titel nach Maranello bringen soll.
Mercedes: Nur keine Panik
Beim Hauptgegner Mercedes ist noch keine Hektik ausgebrochen. Wie bei allen bisherigen Tests spulen die Silberpfeile fast zu brav ihr Pensum ab, verzichten dabei auch auf die weicheren Gummi-Mischungen. Die Plätze 6 (Bottas) und 10 (Hamilton) sagen eigentlich alles.
Der grosse Bluff im Rampenlicht von Ferrari. Teamchef Toto Wolff: «Auch wenn Ferrari sicher sehr stark ist, dürfen wir die Disziplin nicht vergessen und unser Programm durchziehen.» Zuerst geht es also um die Standfestigkeit, vielleicht dürfen die Piloten nächste Woche mal ohne «Handbremse» antreten …
Ricciardo im Kiesbett
Für die einzige Aufregung in den ersten vier Stunden sorgte Daniel Ricciardo im Renault. Weil er Teile vom Heckflügel verlor (!) kreiselte der Australier ins Kiesbett. Wie vorher schon Albon mit dem Toro Rosso-Honda. Und kurz vor der Mittaspause drehte sich der Thailänder erneut…
Am Nachmittag flog der Franzose Pierre Gasly im Red Bull-Honda ab. Kaputter Heckflügel und Unterboden. Da war natürlich früher Feierabend.
Giovinazzi irrte sich: Kein Defekt
Bei Alfa Romeo sass diesmal Antonio Giovinazzi (25) im rotweissen Auto. Kann der erste GP-Italiener seit Liuzzi und Trull vor acht Jahren Teamsenior Kimi Räikkönen (39) wirklich am Nerv kitzeln? Die Zeitenjagd hat schon begonnen. So war Giovinazzi mit der etwas weicheren Mischung als der Finne (114 Runden am Montag) am Mittag nach 62 Runden um 0,15 Sekunden schneller.
Dann beklagte sich der Italiener über die Haydraulik beim Gangschalten. Sofort wurde das Auto zwei Stunden in den Garagen untersucht. Man fand nichts…
Vasseur ist zufrieden
Also ging es um 16 Uhr weiter. Am Ende hatte er 101 Runden auf dem Buckel. Und im Hinwiler Team freut man sich, dass der C38 gleich von der ersten Runde an ohne Kinderkrankeiten lief. Teamchef Vasseur zu BLICK: «Bis jetzt können wir nur positiv über das Auto reden. Es macht einen starken Eindruck. Und auch arodynamisch sind wir in der richtigen Richtung unterwegs!» WM-Rang sechs ist 2019 für den letztjährigen WM-Achten das grosse Ziel. Das könnte klappen…
McLaren schmuggelt sich ins Rampenlicht
Bei McLaren-Renault schickt man Sainz und Neuling Norris meist mit weicheren Reifen auf die Strecke. Die mageren letzten sechs Jahre kann man so noch nicht verstecken… Aber für das Auto ist ein zweiter Platz am zweiten Testtag eben ein grosser Erfolg, wenn man die superweichen Hintergründe nicht kennt!
Wie schnell ist Stroll?
Interessant wird das Duell bei Racing Point-Mercedes. Wie stark ist Besitzer-Sohn Lance Stroll (21) wirklich? Muss Teamleader Sergio Pérez zittern? Es wäre eine Überraschung. Übrigens sind das die zwei letzten Piloten, die aufs Podest klettern konnten, ohne in einem Mercedes, Ferrari oder Red Bull zu sitzen. Beide Male in Baku: 2017 Stroll im Williams, 2018 Pérez im Force India…
Williams erst am Mittwoch
Der peinliche «Teststart» von WM-Schlusslicht Williams-Mercedes soll heute mit der ersten Runde 2019 zu Ende gehen. Seit Montag lungern die Fahrer Robert Kubica und Formel-1-Meister George Russell im Fahrerlager herum, verzichten auf böse Kommentare. Noch schlimmer sind die Nachrichten aus England: Im Windkanal soll der FW 42 schlechtere Resultate als das letztjährige Auto (total sieben WM-Punkte) geliefert haben. Wie lange kann Technik-Direktor Paddy Lowe beim 114fachen GP-Sieger überleben? Im Fussball wäre er längst ausgewechselt worden…
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Test-Resultate
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Barcelona, 2 Tag
(Stand am Ende um 18 Uhr)
1. Leclerc (Ferrari) 1:18,247
2. Norris (McLaren) 1:18,553
3. Magnussen (Haas-Ferrari) 1:19,206
4. Albon (Toro Rosso-Honda) 1:19,301
5. Giovinazzi (Alfa-Ferrari) 1:19,312
6. Bottas (Mercedes) 1:19,535
7. Gasly (Red Bull-Honda) 1:19,814
8. Hülkenberg (Renault) 1:19,837
9. Ricciardo (Renault) 1:19,886
10. Hamilton (Mercedes) 1:19,928
11. Stroll (Racing Point-Mercedes) 1:20,433
12. Fittipaldi (Haas) 1:21,849
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Williams testet erst am Mittwoch
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Pole-Position 2018:
Hamilton (Mercedes) 1:16,137
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