Ärzte erklären das Drama von Wien
Lauda schwebte zwischen Leben und Tod

Stehaufmännchen Niki Lauda (69) ist zum zweiten Mal nach dem Feuerdrama 1976 auf dem Nürburgring dem Tod von der Schippe gesprungen: Das bestätigten am Donnerstag seine Ärzte im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH).
Publiziert: 08.08.2018 um 19:34 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:35 Uhr
Die Formel 1 sorgt sich um Niki Lauda
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Nach einer Lungentransplantation:Die Formel 1 sorgt sich um Niki Lauda
Roger Benoit
Gleich sieben Fachärzte informieren an der Pressekonferenz in Wien.
Foto: Twitter

Was die Sportwelt und vor allem die Fans im Fall von Michael Schumacher (Skiunfall am 29. Dezember 2013 in Meribel) vermissten, ist im «Fall Lauda» anders. 

Gleich sieben Fachärzte informierten über die dramatischen Umstände rund um die Lungentransplantation beim dreifachen Formel-1-Weltmeister von 1975/77 (Ferrari) und 1984 (McLaren).

«Entzündete Lungenbläschen»

Der aktuelle Mercedes-Aufsichtsrat war dabei entgegen allen bisherigen Meldungen nie an einer Sommergrippe erkrankt! Das sagte Marco Idzko, Leiter der Klinischen Abteilung für Pulmologie (Lungenheilkunde): «Herr Lauda litt vielmehr an einer sogenannten Hämorrhagischen Alveolitis. Das ist eine Entzündung der Lungenbläschen, die mit einem Einbluten in das Lungengewebe und die der Atemwege einherging.»

Niki Lauda als Mercedes-Aufsichtsrat.
Foto: AP

Akute Lungenentzündung

Die darauf eingeleitete Therapie wurde dann schnell durch eine schwere akute Lungenentzündung, bei der Immunzellen des Blutes in die Lungen wanderten, gestoppt.

Idzko: «Das führte zur Zerstörung des Lungengewebes und der Patient ist nicht mehr in der Lage, genügend Sauerstoff über die Lunge aufzunehmen.»

Der Plan B musste her

Eine hohe Sterblichkeitsrate stand im Raum. Da griff man zu Plan B. Intensivstation (zehn Tage). Niki Lauda bekam einen maschinellen Lungenersatz. Es ging um Leben und Tod. Kardiologe Gottfried Heinz erklärt: «Wir mussten einen maschinellen Lungenersatz – eine ECMO, eine extrakorporale Membranoxygenerierung – durchführen.»

Eine Spenderlunge muss her

Damit waren alle Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft und Lauda hatte nur noch eine Lebenserwartung von wenigen Tagen. Eine Spenderlunge war die letzte Lösung.

Niki wurde für eine Lungentransplantation gelistet. Er kam auf die höchste Dringlichkeitsstufe, die nach objektiven Kriterien gemessen wird. Thoraxchirurg Konrad Hötzenecker: «Wir konnten damit rechnen, dass er ein passendes Organ in den nächsten Tagen zugewiesen bekommt.»

Lauda hat die Lunge angenommen

Chefarzt Walter Klepetko: «Alles bestens gelaufen. Die Lunge hat ihre Funktion gut übernommen.»

Die Spenderlunge kam aus Deutschland. Sechs Stunden wurde am letzten Donnerstag operiert. Chefarzt Walter Klepetko, der im Jahr über 100 solcher Transplantationen durchführt: «Alles bestens gelaufen. Die Lunge hat ihre Funktion gut übernommen. Bereits im Operationssaal konnten wir die Kreislaufunterstützung (ECMO) wieder entfernen. Ein sehr, sehr erfreulicher Verlauf. Herr Lauda konnte relativ rasch wieder selbst atmen und ist bei vollem Beuwsstsein.»

«Wie von einem Panzer überrollt»

Auch Laudas verschlechterte Nierenfunktion (jene Niere, die ihm Frau Birgit schenkte) konnte in Wien wiederhergestellt werden. Dank einer maschinellen Nierenersatztherapie.

1976 verunfallte Niki Lauda auf dem Nürburgring.
Foto: Keystone

Lauda bekam in den letzten Tagen in seiner Heimatstadt Wien also sein drittes Leben geschenkt. Auch wenn er mit den vielen Medikamenten, die er täglich braucht und schlucken muss, ein Gefangener seines Körpers sein wird. Die Ärzte: «Nach solchen Eingriffen muss sich der Patient vorkommen, als wäre er von einem Panzer überrollt worden.»

Noch Wochen im Spital

Walter Klepetko: «Herr Lauda muss noch einige Wochen hier bleiben. Seine zukünftigen Aktivitäten sollten sich nicht wesentlich von den bisherigen unterscheiden – falls alles gut geht! Garantien gibt es keine.»

Nach 5 Jahren leben noch 75 Prozent

Klepetko bezeichnet die Überlebensrate bei einem lungentransplantierten Menschen nach einem Jahr «bei uns mit 90 Prozent. Nach fünf Jahren beträgt diese noch rund 75 Prozent.»

 Alles Gute, Niki Lauda.

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