Ab 2021 nur noch 150 Mio. Budget
Krieg? Mercedes und Ferrari warten

Vier Stunden vor dem ersten Training in Bahrain wurden die Teams vom neuen Formel-1-Chef Chase Carey und dessen technischer rechter Hand, Ross Brawn, über die Zukunft ab 2021 informiert. Dazu genügten 75 Minuten.
Publiziert: 06.04.2018 um 16:30 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:35 Uhr
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Wie reagieren Maurizio Arrivabene (Ferrari) und Toto Wolff (Mercedes) auf die angekündigte Budgetobergrenze?
Foto: Getty Images
Roger Benoit, Manama

Der wichtigste Punkt des offenbar sehr ruhigen Meetings ausserhalb des Fahrerlagers: In drei Jahren soll die Budget-Obergrenze (von einer unabhängigen Organisation kontrolliert) mit 150 Millionen Dollar eingeführt werden. Päng.

Massenentlassungen?

Wenn Mercedes seine 1000, Ferrari seine 900, Red Bull seine 780 und Renault seine 750 Mitarbeiter (ohne die Motorenfabriken natürlich) wirklich mit diesem Geld bezahlen muss, dann ist dies neben allen andern Ausgaben ein Ding der Unmöglichkeit. Da müssten Hunderte von Leuten entlassen werden. Oder in andere Abteilungen verlegt werden. Oder es wird, wie die meisten Experten vermuten, zu Mogeleien kommen!

Sauber schon an der Obergrenze

150 Millionen Dollar (ohne Fahrergehälter und Marketingausgaben) – soviel gibt ja jetzt schon Sauber mit neu 480 Mitarbeitern aus. Und Force India, das laut eigenen Ausgaben langsam am «Bettelstock» geht, gibt offen ein Budget von 120 Millionen Dollar zu! Allerdings mit den zwei Fahrerlöhnen von Pérez und Ocon.

Erste Mercedes-Reaktion

Es soll jetzt wichtiger werden, wie man sein Geld ausgibt, als wie viel Geld man investiert. Da müssten Ferrari und Mercedes plötzlich andere Wege gehen. Die wahren Reaktionen der Branchenleader auf den 6. April 2018 wird man sicher bald einmal erfahren.

Mercedes Boss Toto Wolff: «Das war heute nur eine Präsentation, mit vielen Ideen! Erst wenn alles auf dem Tisch liegt, können wir über die Zukunft entscheiden.» Aufsichtsrat Niki Lauda zu BLICK: «Wir haben gespannt zugehört, jetzt wird das alles analysiert, dann will Liberty nach China nochmals mit allen Teams reden. Mit dem geplanten Budget
von 150 Millionen müsste Mercedes hunderte Leute entlassen. Das geht nicht. Aber auch hier wird es sicher Kompromisse geben!»

… und der erste Kompromiss

Schon hört man, dass Liberty zu Kompromissen bereit ist. Der Super-Bonus von Ferrari aus dem bis Ende 2020 laufenden Formel-1-Gesetz (Concorde Agreement) soll von jetzt 100 Millionen Dollar auf etwa 50 Millionen gekürzt werden. Man will die Roten ja nicht verlieren …

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Sauber-Pilot Ericsson mit einem Dreher im zweiten Training!
Foto: Lukas Gorys

Kaum neue Erkenntnisse

Das neue gerechtere Geldverteilungs-System soll den Teams und den Motorenherstellern (die eine Aufwandentschädigung von 10 Millionen Dollar pro Jahr bekommen) nützen. Ob dieses dann immer noch (wie jetzt) 13 Millionen Dollar für einen Motoreinsatz pro Jahr von ihren Kunden erhalten, steht noch nicht fest.

Ja, das Meeting brachte nach den hitzigen Diskussionen im Oktober, als Ferrari-Boss Marchionne erstmals mit dem Rückzug drohte, kaum neue Erkenntnisse. Die sündteure MGU-H (Energie durch die Auspuffgase) wurde am Freitag noch nicht gekillt. Es bleibt beim V6-Turbo (1,6 Liter). Die Motoren sollen einfach schneller lauter und billiger werden. Zudem wird das Spritlimit von jetzt 100 Litern pro Rennen gelockert werden.

Kommen wirklich neue Motoren?

Um Kosten zu sparen sollen Batterien und Turbolader von einem einzigen Zulieferer gestellt werden. Porsche, Lamborghini und Aston Martin (jetzt schon Titelsponsor bei Red Bull) zeigten schon einmal ein vages Interesse. Dann sollte man vielleicht im Rahmen der Sparübung auch mal über das sündteure Benzin diskutieren, das die hochgezüchteten Maschinen brauchen. Man spricht von 200 Euro pro Liter. In Bahrain kostet übrigens ein Liter Super (Mumtaz) gerade mal 22 Rappen…

GP-Boss Carey blieb zahm…

Der neue Formel-1-Guru Chase Carey hat also hier in Bahrain nicht gepoltert, nachdem er vorher sagte: «Wir nehmen keine Rücksicht auf Namen. Wer nicht mitmachen will, soll eben gehen!»

Der irisch-stämmige Amerikaner in Bahrain nur noch als Wüstenprediger: «Die Formel 1 ist ein Sport mit einer grossen Geschichte. Wir wollen diese fördern, beschützen und ausbauen, um das schlafende Potenzial zu wecken und den Sport wieder in die Herzen der Fans zu tragen. Dazu muss die Formel 1 konkurrenzfähiger und somit aufregender werden. Wir sind nur von einem Ziel angetrieben: Die Formel 1 muss die grösste Marke im internationalen Business werden. Kommerziell erfolgreich, für unsere Teams profitabel und mit einer einzigartigen Technologie .»

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