Der Tod in der Formel 1 hat mich vor fast 50 Jahren schnell eingeholt. Drei Stunden vor seinem Unfall am 5. September 1970 in Monza habe ich mit Lotus-Star Jochen Rindt auf der Boxenmauer noch geraucht. Kein Aufschrei, keine Fotografen. Nur sein Freund Jackie Stewart schaute vorbei: «Jochen, wenn du mit diesem Blödsinn nicht aufhörst, lebst du nicht mehr lange!» Ein Satz, den ich nie vergessen werde.
Am 24. Oktober 1971 starb Jo Siffert im BRM. Kurz vor dem Start plauderten wir in Brands Hatch noch über das Leben. Dann kletterte der Fribourger in seinen BRM, den er bei diesem unbedeutenden Rennen auf die Pole-Position gestellt hatte. Ich schoss das letzte Bild. 18 Minuten später stiegen über dem Wald schwarze Wolken auf. Seppi war tot, im Rauch seines brennenden BRM erstickt.
Es waren grausame Zeiten damals. Motorsport war fast wie russisches Roulette, die Sicherheit ein Fremdwort. Dazu fehlte den meisten Piloten der Respekt vor der Angst: Sie lebten und feierten in den Tag hinein. Nur der Belgier Jacky Ickx machte sich öffentlich Gedanken: «Wenn ich am Morgen mein Hotelzimmer verlasse, räume ich es immer sauber auf. Ich weiss ja nie, ob ich am Abend wieder zurückkomme.»
Die Sicherheit wird erst spät ein Thema
Die Formel 1 bleibt ewig ein gefährliches Geschäft. Doch die Bilanz wird in Zukunft kaum mehr mit schrecklichen Quoten gefüttert. Total 79 Formel-1-Piloten fanden auf der Rennstrecke den Tod. 34 davon in einem Grand-Prix-Wagen. Die andern bei Bergrennen, in der Formel 2 (wie der legendäre Jim Clark) oder in Sport- und Tourenwagen.
Clay Regazzoni, Mike Parkes oder Mike Hawthorn erwischte der Tod in ihren Privatautos. Und auch der erste Weltmeister Giuseppe Farina kam 1966, also 16 Jahre nach seinem Titel, auf einer französischen Landstrasse ums Leben, als er gegen einen Telefonmast prallte.
Der Wahnsinn war ein ständiger Begleiter zwischen Leben und Tod. Erst Sennas Hinschied am 1. Mai 1994 in Imola brachte die grosse Kehrtwende. Am Tag zuvor hatte der Zirkus an gleicher Stelle den Österreicher Roland Ratzenberger verloren. «Genug, genug», schrien die Moral-Apostel. Endlich wurde bei allen Verantwortlichen über die Sicherheit gesprochen. Bei den Autos und auf den Rennstrecken.
Bereits zehn Jahre zuvor hatte der Werkstoff Kohlefaser (Karbon) die meisten Aluminium-Teile abgelöst. 1984 wurden die ersten Crash-Tests eingeführt. Nur die meisten Rennpisten bekamen kaum kosmetischen Korrekturen. Dafür stopft man jetzt einfach die sündteuren Tecpro-Barrieren vor die Leitplanken.
Horror-Storys ohne Ende
In den ersten 25 Jahren der Formel 1 gab es genau vier Vorschriften im Regelbuch: 1952 wurde der Sturzhelm Pflicht, 1959 schaffte es der Überrollbügel, zehn Jahre später waren es die Sicherheitsgurte und 1973 kamen die deformierbaren Tanks. So endete nicht gerade jeder Ritt über die Randsteine oder ein Schlag von den Leitplanken mit einem riesigen Feuer.
1957 und 1958 rissen Unfälle jeweils das ganze Ferrari-Werksteam aus dem Leben. Castelloti starb bei Testfahrten in Modena, De Portago bei der Milla Miglia (dabei kamen auch 13 Zuschauer um). Ein Jahr später starben Musso in Reims und Collins am Nürburgring.
1960 gab es in Spa zwei Tote und zwei Schwerverletzte. Im Rennen wurde Bristow aus seinem Auto in einen Stacheldraht geschleudert. Stacey, schon mit einem Holzbein unterwegs, wurde von einem Vogel am Kopf getroffen. Sein Lotus raste mit über 250 km/h von der Piste und brannte aus.
Horror-Storys ohne Ende: 1961 kollidierten in Monza Clark und von Trips. Der Deutsche flog mit dem Ferrari ins Publikum und starb mit 13 Zuschauern. 1967 brannte Bandinis Ferrari vor laufender Kamera, drei Tage später erlag der Italiener seinen Verletzungen. 1973 schrie die Welt auf, als in Zandvoort Roger Williamson in seinem Auto verbrannte. Purley stoppte, versuchte zu helfen und bekam später den britischen Orden. Und Lauda Ärger für seinen dümmsten Satz der Karriere: «Wir werden nicht fürs Parkieren bezahlt!» Drei Jahre später retten vier parkende Autos auf dem Nürburgring Lauda vor dem Feuertod!
Diese 25 F1- Fahrer kamen an GP-Wochenenden ums Leben
Onofre Marimon (Arg) Nürburgring 1954
Luigi Musso (It) Reims 1958
Peter Collins (Gb) Nürburgring 1958
Stuart Lewis-Evans (Gb) Casablanca 1958
Chris Bristow (Gb) Spa 1960
Alan Stacey (Gb) Spa 1960
Wolfgang Graf Berghe von Trips (De) Monza 1961
Carel Godin de Beaufort (Ho) Nürburgring 1964
John Taylor (Gb) Nürburgring 1966
Lorenzo Bandini (It) Monaco 1967
Jo Schlesser (Fr) Rouen 1968
Gerhard Mitter (De) Nürburgring 1969
Piers Courage (Gb) Zandvoort 1970
Jochen Rindt (Ö) Monza 1970
Roger Williamson (Gb) Zandvoort 1973
François Cevert (Fr) Watkins Glen 1973
Helmut Koinigg (Ö) Watkins Glen 1974
Mark Donohue (USA) Spielberg 1975
Tom Pryce (Gb) Kyalami 1977
Ronnie Peterson (Sd) Monza 1978
Gilles Villeneuve (Ka) Zolder 1982
Riccardo Paletti (It) Montreal 1982
Roland Ratzenberger (Ö) Imola 1994
Ayrton Senna (Bra) Imola 1994
Jules Bianchi (Fra) Suzuka 2014 / Nizza 2015
Die weiteren Todesopfer bei Formel-1-Testfahrten
Eugenio Castellotti (It) Modena 1957
Giulio Cabianca (It) Modena 1961
Bob Anderson (Gb) Silverstone 1967
Peter Revson (USA) Kyalami 1974
Brian McGuire (Aus) Brands Hatch 1977
Patrick Depailler (Fr) Hockenheim 1980
Elio de Angelis (It) Paul Ricard 1986
Bei nicht zur WM zählenden
Formel-1-Rennen
Harry Schell (USA)Silverstone 1960
Ricardo Rodriguez (Mex) Mexiko 1962
Jo Siffert (Sz) Brands Hatch 1971
Bei anderen Autorennen (Auswahl)
Jim Clark (Gb) F2, Hockenheim 1968
Alberto Ascari (It)Sportwagen, Monza 1955
Bruce McLaren (Nz) Can-Am, Goodwood 1970
Pedro Rodriguez (Mex)
Interserie, Norisring 1971
Joakim Bonnier (Sd)
Sportwagen, Le Mans 1972
Silvio Moser (Sz) Sportwagen, Monza 1974
Stefan Bellof (De)Sportwagen, Spa 1985
Michele Alboreto (It)
Sportwagen, Lausitzring 2001
Justin Wilson (Gb) Indycar, Pocono 2015
Diese 25 F1- Fahrer kamen an GP-Wochenenden ums Leben
Onofre Marimon (Arg) Nürburgring 1954
Luigi Musso (It) Reims 1958
Peter Collins (Gb) Nürburgring 1958
Stuart Lewis-Evans (Gb) Casablanca 1958
Chris Bristow (Gb) Spa 1960
Alan Stacey (Gb) Spa 1960
Wolfgang Graf Berghe von Trips (De) Monza 1961
Carel Godin de Beaufort (Ho) Nürburgring 1964
John Taylor (Gb) Nürburgring 1966
Lorenzo Bandini (It) Monaco 1967
Jo Schlesser (Fr) Rouen 1968
Gerhard Mitter (De) Nürburgring 1969
Piers Courage (Gb) Zandvoort 1970
Jochen Rindt (Ö) Monza 1970
Roger Williamson (Gb) Zandvoort 1973
François Cevert (Fr) Watkins Glen 1973
Helmut Koinigg (Ö) Watkins Glen 1974
Mark Donohue (USA) Spielberg 1975
Tom Pryce (Gb) Kyalami 1977
Ronnie Peterson (Sd) Monza 1978
Gilles Villeneuve (Ka) Zolder 1982
Riccardo Paletti (It) Montreal 1982
Roland Ratzenberger (Ö) Imola 1994
Ayrton Senna (Bra) Imola 1994
Jules Bianchi (Fra) Suzuka 2014 / Nizza 2015
Die weiteren Todesopfer bei Formel-1-Testfahrten
Eugenio Castellotti (It) Modena 1957
Giulio Cabianca (It) Modena 1961
Bob Anderson (Gb) Silverstone 1967
Peter Revson (USA) Kyalami 1974
Brian McGuire (Aus) Brands Hatch 1977
Patrick Depailler (Fr) Hockenheim 1980
Elio de Angelis (It) Paul Ricard 1986
Bei nicht zur WM zählenden
Formel-1-Rennen
Harry Schell (USA)Silverstone 1960
Ricardo Rodriguez (Mex) Mexiko 1962
Jo Siffert (Sz) Brands Hatch 1971
Bei anderen Autorennen (Auswahl)
Jim Clark (Gb) F2, Hockenheim 1968
Alberto Ascari (It)Sportwagen, Monza 1955
Bruce McLaren (Nz) Can-Am, Goodwood 1970
Pedro Rodriguez (Mex)
Interserie, Norisring 1971
Joakim Bonnier (Sd)
Sportwagen, Le Mans 1972
Silvio Moser (Sz) Sportwagen, Monza 1974
Stefan Bellof (De)Sportwagen, Spa 1985
Michele Alboreto (It)
Sportwagen, Lausitzring 2001
Justin Wilson (Gb) Indycar, Pocono 2015