Es ist 21.35 Uhr am 1. August, als Monisha Kaltenborn vor dem Forchdenkmal ans Rednerpult tritt. Am Himmel über Zürich ist nach dem Sommergewitter wieder Ruhe eingekehrt. Ruhig ist es seit ihrem Rauswurf bei Sauber auch um die Ex-Teamchefin geworden. Die Ansprache an der Bundesfeier der Gemeinde Küsnacht ist ihr erster öffentlicher Auftritt seit dem Beben in Baku.
Über die Hintergründe ihrer Entlassung hüllt Kaltenborn auch 41 Tage später den Mantel des Schweigens. «Ich kann Ihnen aber versprechen, dass ich auch bei meinem Abgang meiner Linie treu geblieben bin», sagt sie ans Festpublikum gerichtet. Sie sei alles andere als bedrückt darüber, dass sie nicht mehr als Teamchefin auftreten dürfe.
«Wir haben Frau Kaltenborn vor einem Jahr auch nicht primär als Teamchefin sondern als Einwohnerin Küsnachts als Festrednerin angefragt», sagt FDP-Gemeindepräsident Markus Ernst.
Die mehreren hundert Gäste verzichten während der Rede auf Zwischenrufe oder spontane Lacher. Dafür ist Kaltenborns Streifzug durch ihre Jahre an der Spitze des Rennstalls zu oberflächlich und wenig emotional.
Die Österreicherin mit indischen Wurzeln ist sichtlich bemüht, einen Bezug zwischen der Formel 1 und der Schweizer Geschichte zu schaffen. «Aus meiner Erfahrung weiss ich, wie schwierig es ist, eine Gruppe Männer zu einem Schwur zu bewegen, den diese dann auch noch halten», spielt Kaltenborn auf ihre Ausnahmestellung als einzige Frau an der Spitze eines Teams an.
«Dank den neuen Besitzern ist die Formel 1 demokratischer geworden. Dass dies der richtige Weg ist, hat die Schweiz 1291 schon begriffen», schliesst Kaltenborn ihren Auftritt ab.