Die Euphorie bei Ferrari ist eine Woche nach den Jubelgesängen und Titel-Träumen am Äquator der totalen Ernüchterung gewichen. Der damalige Sieger Vettel: «Wir müssen realistisch bleiben. Mercedes ist und bleibt die erste Kraft. Da kommen wir 2015 kaum vorbei! Unsere Plätze drei und vier sind also auch ein Erfolg.» Vettel liegt jetzt 59 Punkte hinter Hamilton.
Vor dem Rennen hatte Ferrari-Chef Arrivabene alle Mühe, den genauen (Un)-Sinn seiner Aussage im «Corriere della Sera» zu erklären: «Vettel ist besser als Schumi!» Der Kettenraucher bezog den heiklen Vergleich mehr auf den Charakter und die Arbeitsweise als auf die sportlichen Fähigkeiten.
Hamiltons Meisterstück in der ersten Kurve
Bei Mercedes sind die Verhältnisse klar: Hamilton ist nach seinem achten Saisonsieg der Chef, Rosberg weiter der treue Diener ohne grosse Aufstiegschance!
Nach 15 Sekunden war alles klar: Hamilton trickste in der langen ersten Kurve vor 100 000 Fans Pole-Mann Rosberg brutal aus. Der Deutsche musste auf die Bremse und fiel vorerst auf Position vier zurück. Nico: «Platz zwei war am Ende eine Schadensbegrenzung. Aber die WM läuft jetzt in eine falsche Richtung.» Oder 48 Zähler Rückstand auf den Briten.
Der sagte nur: «Ich bin glücklich, weil das Team nach Singapur so stark reagierte – und weil ich den magischen Moment des 41. Sieges geniessen kann. Jetzt habe ich mein Idol Senna erreicht. Unfassbar!»
Und dann sagte Hamilton zu BLICK-Benoit: «Jetzt rauche ich deine Zigarre!» Daneben verwarf Aufsichtsrat Niki Lauda die Arme: «Das kann er vergessen. In meinem Flieger raucht auch Lewis nicht!» Hamilton war neben Toto Wolff und Gerhard Berger Gast im Lauda-Jet, der schon heute früh in Wien landet!
Mercedes zwar dominant, aber kaum im Bild
Das Rennen? Es gab schon packendere Vorstellungen. Aber drei Reifenplatzer nach wenigen Sekunden gab es noch nie. Massa und Ricciardo schlitzten sich den Gummi auf, worauf Pérez in das Chaos knallte und ebenfalls ein Reifenopfer wurde.
Weil vorne bald alles klar war, lief die weltweite TV-Kamera meist im Mittelfeld mit. Dort wurde gefightet wie noch nie. Mercedes-Chef Toto Wolff: «Wir haben unsere Autos fast eine Stunde nicht gesehen. Wie ist eigentlich das Rennen ausgegangen?» Wolff hat recht. Die offizielle TV-Präsenzzeit der Silberpfeile in Japan: nur 5:16 Minuten!