4. Testtag: Hülkenberg Tagessieger
Lauda wird 70 – ohne Mercedes-Test-Geschenk …

Am Freitag wird die Legende Niki Lauda in Wien 70 Jahre alt. Der dreifache Weltmeister und Mercedes-Aufsichtsrat konnte sich auch am Vortag nicht über die Testresultate aus Barcelona freuen. Die Donnerstags-Plätze 4 (Bottas) und 5 (Hamilton) lassen viele Fragen offen.
Publiziert: 21.02.2019 um 13:16 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2019 um 09:23 Uhr
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Niki Lauda an seinem letzten Rennen vor seiner Lungen-OP am 7. Juli 2018 in Silverstone.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit aus Barcelona

Lauda, am 1. August 1976 in der Feuerhölle am Nürburgring erstmals dem Tod von der Schippe gesprungen, telefoniert fast täglich mit seinem Team. Er hofft, dass ihn nächste Woche (ab Dienstag) bessere Nachrichten oder eben Test-Resultate aus Spanien erreichen…

Lauda muss warten – kleine Party

«Es geht Niki jetzt wieder viel besser. Die Reha verlief gut, aber er wird in absehbarer Zeit  kaum an einer Rennstrecke auftauchen», verriet sein Freund und Red Bull-Motorsportberater Helmut Marko (76) BLICK.

Die Geburtstagsfeier soll in einem kleinen Rahmen stattfinden. Zu gross ist nach der Lungentransplantation im August 2018 die Infektionsgefahr bei einem grösseren Menschenauflauf. Ja, selbst herumstehende Blumen könnten gefährlich werden. Und schon eine kleine Grippe (wie im Januar) kann den weiterhin geschwächten Lauda wieder ans Bett fesseln.

Bernie telefoniert aus Gstaad

Servus TV widmete Lauda bereits am Montag eine grosse Sendung mit den Gratulanten Marko, Berger und Stuck. Sein früherer Gegenspieler bei McLaren, Alain Prost (verlor 1984 die WM gegen Teamkollege Lauda um einen halben Punkt) schickte ihm von Barcelona eine Videobotschaft.

Auch das Mercedes-Team übermittelt Niki die besten Glückwünsche per Video. Und Bernie Ecclestone wird seinem früheren Brabham-Piloten am Freitag aus Gstaad telefonieren: «So einen wahnsinnigen Typen wird die Formel 1 nie mehr bekommen!»

Mercedes 0,8 Sekunden zurück?

Drei Tage lang suchte man die Silberpfeile von Lewis Hamilton (34) und Valtteri Bottas (29) vergeblich unter den schnellsten Fahrern. Das Duo teilt sich jeweils einen Testtag. Was Ferrari zum Beispiel nicht macht.

Die Kommentare aus dem Mercedes-Lager waren bisher dürftig: «Wir spulen einfach unser Programm runter!» Hinter den Kulissen war aber zu hören, dass der Weltmeister der letzten fünf Jahre aerodynamische Probleme haben soll, und den Rückstand auf Ferrari selbst auf 0,8 Sekunden einschätzt. Ein weiterer Bluff?

Die Zeitenjagd beginnt…

Auch am Donnerstag glänzten die Silberpfeile nicht in der Sonne.  Aber wenigstens liessen sich Hamilton und am Nachmittag Bottas die weicheren, rotmarkierten Reifen montieren.

3 Farben, 5 Mischungen!

Dieses Jahr ist Pirelli mit weniger Mischungen (nur noch 5 statt 7) unterwegs – und die Reifen haben jetzt nur noch drei Farben:

Weiss (Hart, C1 und C2)

- Gelb (Medium, C3)

- Rot (Weich, C4 und C5)

Dazu kommen wie bisher die Reifen für eine nasse Piste:

- Grün (Intermediates)

- Blau (Regenreifen)

Albon: Ein Thai lässt grüssen

Kurz vor Mittag setzte sich Daniel Ricciardo mit seinem neuen GP-Spielzeug Renault beim Tausendstel-Krimi an die Spitze. Kurz darauf mischte auch noch das «Schocker-Team» vom Mittwoch oben mit. Nach dem Russen Daniil Kvyat (Tagessieger am Mittwoch) zeigte auch sein Teamkollege, Thai-Neuling Alex Albon (22), dass Toro Rosso-Honda endlich im Mittelfeld dabei sein will.

Die Bestzeit von Albon mit 1:17,637 war auch die bisher schnellste Zeit der Woche! Der Kart-Weltmeister von 2010 wurde letztes Jahr in der Formel-2-Serie guter Gesamtdritter hinter Russell (jetzt Williams) und Norris (jetzt McLaren).

Achtung, der Honda-Motor läuft

Das Geheimnis von Toro Rosso? Der japanische Motor ist unheimlich zuverlässig geworden und soll mit 950 PS nur noch 20 bis 30 PS weniger als die zwei Topmannschaften von Mercedes und Ferrari haben. 2018 kassierten ja Hartley und Gasly die ganze Saison Strafplätze, weil Honda den Motor bei Toro Rosso fast im Akkord wechseln musste!

Zudem bekam jetzt das B-Team von Red Bull das halbe Auto geliefert und hat mit dem Frontflügel bisher die bessere Lösung gefunden. Die Experten: «Der Frontflügel bei Toro Rosso lenkt die Luft stärker nach aussen um das Auto. Bei Red Bull geht die Luft  direkt nach oben.»

Tagessieger Hülkenberg

Kurz vor 17 Uhr leuchtete dann die Bestzeit bei Nico Hülkenberg (31) auf – 1:17,393. Das neue Renault-Duell mit dem WM-Sechsten Ricciardo beflügelt den schnellen Deutschen auch nach 156 podestlosen Formel-1-Einsätzen!

Die Experten sind sich nicht einig, wer 2019 der schnellere Mann im französischen Werksteam sein wird. Den bisher guten Ruf kann eigentlich nur Ricciardo verlieren. Übrigens rollte Hülkenberg kurz nach seiner Bestzeit aus: Da hatte man wohl nur ein paar Tropfen Sprit in den Tank geleert…

Williams fährt – mehr nicht…

Erstmals sass Robert Kubica (34) am Morgen im Williams-Mercedes. Am Mittwoch hatte der britische Formel-2-Meister Georg Russell das verspätete Auto erstmals eingefahren. Mit 23 langsamen Runden.

Der Pole Kubica, von drei TV-Crews begleitet, tastete sich mit viel Frust im Bauch bis zur Pause mit immerhin 48 Runden an die Konkurrenz, blieb aber im FW42 mit 1:21,542 klar hinter der Konkurrenz.

Russell schneller als Kubica

Am Nachmittag brauchte dann Russell im Williams nur fünf Runden, um über eine halbe Sekunde schneller zu sein als Kubica. Am Testende um 18 Uhr waren es dann nach total 17 Runden weiter nur 0,6 Sekunden Vorsprung.

Was dem angeschlagenen WM-Schlusslicht kaum hilft. Zu gross ist der Rückstand. Teamchefin Claire Williams: «Ich weiss, dass unsere Fans enttäuscht sind. Die Gerüchte, die sagen, dass wir nicht mit zwei Autos am WM-Start in Melbourne stehen, muss ich aber vehement dementieren.»

Racing Point: DRS-System spukt

Der frühere Force India-Bolide, vor dem Verkauf vor sieben Monaten mit tollen Resultaten unterwegs, kam bisher als Racing Point-Mercedes noch nicht richtig auf Touren. Das neue Spielzeug von Milliardär Lawrence Stroll muss für nächste Woche das wichtigste Problem lösen. Das streikende oder sogar ausfallende DRS-System. Der Fahrer kann also den Flügel auf den zwei langen Geraden nicht nach unten klappen. Stroll und Pérez sind also gehandicapt.

Roter Giovinazzi kopiert Kimi

Bei Alfa-Sauber wird immer härter gearbeitet. Und im Gegensatz zu früheren Jahren beleiben die lästigen Kinderkrankheiten aus. Antonio Giovinazzi  (25) drehte 154 Runden oder 716 Kilometer. Tagesrekord! An den ersten drei Tagen hatten der Italiener und der Finne Kimi Räikkönen (39) täglich 114, 101 und 138 Runden abgespult.

Giovinazzi, der sechs Minuten vor Testende am Boxenausgang stehenblieb und kurz darauf auf der Piste ausrollte, löste damit gleich zwei rote Flaggen aus. Und beendete alle Träume der Gegner von schnellen Runden…

Der Süditaliener gibt jetzt zu: «Ich muss noch viel lernen und kopiere deshalb die Arbeitsweise und den Fahrstil von Kimi. Der hat ja soviel Erfahrung mehr – und zudem ist dann auch Abstimmung für das Team um einiges einfacher.» So eine ehrliche Aussage hatte man in der Formel 1 noch nie gehört…

Test-Resultate

Barcelona, 4. Tag (Stand 18 Uhr)

**

1. Hülkenberg (Renault) 1:17,393

2. Albon (Toro Rosso-Honda) 1:17,637

3. Ricciardo (Renault) 1:17,785

4. Bottas (Mercedes) 1:17,875

5. Hamilton (Mercedes) 1:17,977

6. Leclerc (Ferrari) 1:18,046

7. Norris (McLaren-Renault) 1:18,431

8. Giovinazzi (Alfa-Sauber) 1:18,511

9. Grosjean (Haas-Ferrari) 1:18,563

10. Magnussen (Haas-Ferrari) 1:18,720

11. Gasly (Red Bull-Honda)  1:18,780

12. Stroll (Racing Point-Mercedes) 1:19,664

13. Russell (Williams-Mercedes) 1:20,997

14. Kubica (Williams-Mercedes) 1:21,542

**

Pole-Position 2018:

Hamilton (Mercedes) 1:16,173

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