4. Testtag in Barcelona
Schwarzer Sonntag: Nach Alonso crasht auch Sainz

Am achten von zwölf Testtagen ist die Formel 1 nicht viel schlauer als am ersten Tag am 1. Februar in Jerez. Doch zum Abschluss der ersten Barcelona-Serie sorgten die zwei spanischen Fahrer mit Crashes in der gleichen Kurve für grosse Aufregung.
Publiziert: 23.02.2015 um 07:47 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:29 Uhr
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Mit geringem Tempo verabschiedet sich Fernando Alonso plötzlich in die Mauer.
Foto: Twitter
Von Roger Benoit aus Barcelona

Kurz vor der Mittagspause wieder mal die roten Flaggen wegen des seit Testbeginn mühsam das Laufen lernende Team von McLaren-Honda. Doch diesmal war es ein seltsamer Unfall, der den Testbetrieb lahmlegte.

Fernando Alonso (33) war, so Augenzeuge Vettel im Ferrari, mit rund 150 km/h unterwegs, als sich der Spanier rechts von der Piste verabschiedete – und mit der rechten Seite in die Mauer knallte!

Doch der Aufprall mit immerhin über 30g war nicht so harmlos, wie es zuerst ausschaute. Sofort wurde die Ambulanz gerufen, Aufregung am Tatort und an den Boxen.

Nach einigen Minuten wurde der zweifache Weltmeister von 2005 und 2006 ins Medical Center gebracht – und kurz darauf in ein 25 Kilometer entferntes Spital in Barcelona geflogen.

Alonso zog sich bei seinem Crash eine Gehirnerschütterung zu.

Mysteriöser Crash in Kurve 3

Was war passiert? Bis in den späten Abend blieb die Unfallursache ein Rätsel: War etwas gebrochen (Aufhängung?) – oder lenkte Alonso das Auto absichtlich in die Mauer, weil ihm schlecht geworden war? Spielten vielleicht sogar ausgetretene  Dämpfe des unter Hochspannung stehenden ERS-Systems eine Rolle?

Das McLaren-Honda-Team sagte nach drei Stunden in einer offiziellen Mitteilung – eigentlich nichts: Alonso sprach mit den Ärzten usw. Und genau dieser Dialog soll laut Blick.ch-Informationen zum Transport ins Spital geführt haben. Denn der 32-fache GP-Sieger konnte die leichtesten Fragen nicht klar beantworten.

Gegen 17 Uhr dann die erste Entwarnung aus dem Spital: Alle Untersuchungen sollen positiv verlaufen sein. Trotzdem musste Alonso über Nacht im Spital bleiben. Bis zum Unfall hatte der Spanier im silbernen Problemauto erst 20 Runden zurückgelegt.

Auch Sainz bös abgeflogen

Um 15.59 Uhr hatte es wieder Alarm an den Boxen und auf den Zuschauertribünen gegeben: Carlos Sainz (20), der bis zur Pause auf dem Zeiten-Computer an erster Stelle auftauchte, war mit dem Toro Rosso-Renault rückwärts eingeschlagen.

Auch Sainz musste ins Medical Center. Dort bekam er bald einmal das Okay und den Befehl: «Lauf ins Fahrerlager zurück, damit alle sehen, dass du okay bist!» Der Zwischenfall mit Alonso hatte alle Beteiligten sehr sensibel gemacht.

Am Morgen hatte erneut Pirelli über die tiefen Temperaturen und die bissigen Winde gestöhnt – und die Teams können hier in Spanien im Hinblick auf die ersten vier «Hitzerennen» in Melbourne, Kuala Lumpur, Shanghai und Bahrain sicher keine dort drohenden Kühlungsprobleme ausmachen!

«Auf der Gerade musst du jetzt nur schauen, dass du dein Auto auf der Strecke halten kannst», lachte Williams-Pilot Valtteri Bottas über die bis zu 70 km/h blasenden Nordwinde.

Kein Geschenk für Lauda (66)

Bis am Abend ging der Geburtstagswunsch von Niki Lauda (66) nicht in Erfüllung: Auch Rosberg spulte nur eine Runde nach der andern ab, um wenigstens die Zuverlässigkeit zu testen. Aber wie schnell der Silberpfeil ist, man kann es nur ahnen. Lauda: «Ich hasse es, im Mittelfeld herumzustolpern – auch wenn es nur bei den Testfahrten ist!» Wann bekommen die Silberpfeile endlich grünes Vollgas-Licht?

In der Endabrechnung lag Rosberg an zweiter Stelle – mit den Medium-Reifen, während Tagessieger Grosjean (Lotus), Kvyat (3.), Nasr (4.) und Sainz (6.) alle mit den superweichen Reifen ihre «Show» abzogen.

Tatort Kurve 5

Auch dem werdenden Papi Nico Rosberg scheint die wohl heisseste Kurve 5 zu gefallen. Er rutschte dort bereits um 9.24 Uhr ins Kiesbett. Also an jenem Tatort, wo Susie Wolff (Williams) und Felipe Nasr (Sauber) kollidiert waren, und wo am Samstag Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel nach 88 Sekunden rausflog.

Sauber hat viele Probleme

Beim Hinwiler Team läuft nach den vier guten Jerez-Tagen plötzlich nicht mehr viel. Am Samstag konnte Ericsson wegen Getriebeproblemen gerade mal vier Runden vor der Mittagspause absolvieren.

Am Sonntag das gleiche Elend: Um 9.42 Uhr blieb Nasr nach der dritten Runde in der Boxeneinfahrt liegen. Die Mechaniker mussten die ganze Boxengasse hochspringen, um den C34 zurückzuschieben. Unfreiwilliger Frühsport!

Bis zur Pause blieb dann der Sauber-Ferrari in den Boxen. «Mechanische Probleme», hiess es aus dem Schweizer Lager. Aber eben: Wieder vier wertvolle Stunden verschenkt. Am Nachmittag hielt man sich dann mit dem weichen Gummi zeitenmässig über Wasser. Bis vier Minuten vor Schluss das Auto wieder liegenblieb: Die letzte rote Flagge!

Erste Kilometer von Hülk

Erstmals in diesem Testwinter kam Nico Hülkenberg zum Einsatz – im alten Force India-Mercedes und als letzter Fahrer des Starterfeldes 2015. «Ich bin richtig heiss auf die kommende Woche, wenn wir hier am Donnerstag erstmals mit dem neuen Wagen fahren können!» Der frühere Sauber-Pilot aus dem Kanton Thurgau hat ja 2015 bei Porsche für zwei Langstrecken-WM-Schlachten (Spa, Le Mans) unterschrieben.

Reifen entscheiden alles

Fazit: Wer in Barcelona weiche oder sogar superweiche Reifen fährt (wie Verstappen und Tagessieger Maldonado am Samstag), kann sich ins Rampenlicht setzen. Das tat zuerst auch GP-Neuling Sainz junior vor seinem Crash: Bestzeit bei Halbzeit! In drei Wochen in Melbourne wird der Spanier (bisher vom erst 17jährigen Teamkollegen Max  Verstappen klar beherrscht) wohl aus den letzten zwei Startreihen losfahren müssen. Alles klar?

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Testzeiten 4. Tag Barcelona (4,566 km, 13 Grad)

1. Grosjean (Lotus) 1:24,067

2. Rosberg (Mercedes) 1:24,584

3. Kvyat (Red Bull) 1:24,941

4. Nasr (Sauber) 1:24,956

5. Bottas (Williams) 1:25,345

6. Sainz (Toro Rosso) 1:25,604

7. Vettel (Ferrari) 1:26,312

8. Hülkenberg (Force India) 1:26,591

9. Alonso (McLaren) 1:27,956 

1. Grosjean (Lotus) 1:24,067

2. Rosberg (Mercedes) 1:24,584

3. Kvyat (Red Bull) 1:24,941

4. Nasr (Sauber) 1:24,956

5. Bottas (Williams) 1:25,345

6. Sainz (Toro Rosso) 1:25,604

7. Vettel (Ferrari) 1:26,312

8. Hülkenberg (Force India) 1:26,591

9. Alonso (McLaren) 1:27,956 

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