Auch als das zweite Training um 15.30 Uhr zu Ende ging, war noch keine offizielle Mitteilung erhältlich. Um 16.45 Uhr dann das erste Statement der FIA, bei dem die neuen Beweise von Ferrari als nicht relevant genug angesehen werden. Damit ist klar: Lewis Hamilton bleibt Sieger vom Grossen Preis von Kanada.
Weil Ferrari zwar gegen die Strafe, die «Sieger» Vettel den Montreal-Sieg kostete, in Kanada keinen Protest eingelegt hatte, nahm man die zweite Möglichkeit wahr: Wiederaufnahme des Verfahrens – mit neuen Beweisen.
Neue Beweise genügten nicht
Diese liessen sich die drei Rennkommissare Ennser (De), Remmerie (Be) und Fahrer-Vertreter Pirro (It) in Le Castellet vorlegen. Der Kanadier Kaene war per Videokonferenz zugeschaltet.
Die Frage war: Genügen die neuen Beweise, um ein neues Verfahren einzuleiten? Die Experten waren von Anfang an skeptisch, dass der selbstverschuldete Ausritt des Deutschen in Kurve vier mit der gefährlichen Rückkehr auf die Strecke plötzlich anders bewertet wird.
Lewis kann endlich jubeln
Und so kam es: Lewis Hamilton (34) ist definitiv der Sieger des GP von Kanada, bleibt als WM-Leader 62 Punkte vor Vettel. Auch wenn die Strafe vor zwölf Tagen sicher weiter diskutierbar ist, so lassen die neuen Regeln eben kaum noch Spielraum für Begnadigungen!
Mercedes dominiert wie immer
Am Morgen war Hamilton auf dem 5,8 km langen Kurs mit den riesigen Auslaufzonen um 0,069 Sekunden schneller als Teamkollege Bottas. Am Nachmittag fuhren die beiden Silberpfeile der Konkurrenz wieder davon: Bottas 0,424 vor Hamilton.
Kann Ferrari aufholen?
Dahinter die beiden Ferrari. Die entscheidende Frage, die nach dem ersten Trainingstag noch keine relevante Antwort fand: Was bringt der neue Frontflügel wirklich? Löst er das grosse Abtriebsproblem der Roten?
Die Italiener haben den Titelkampf noch nicht aufgegeben, obwohl es nach Siegen gegen Mercedes 0:7 steht. Der Weg nach vorne ist für Leclerc und Vettel steinig. Denn mit Max Verstappen (Red Bull-Honda) ist noch ein weiterer ernsthafter Gegner für die seit Austin 2018 (Räikkönen) sieglose Mannschaft aus Maranello im Spiel.
Wirbel um neue Motoren
Vier Fahrer bekommen neue Motoren, doch nur einer wird bestraft. Honda baut für Verstappen, Gasly und Kvyat neue Triebwerke mit 10 PS mehr ein. Renault hat seine Ausbaustufe um drei Wochen vorgezogen – aber nur für Ricciardo. Der Australier geht straffrei aus, weil es erst sein dritter Motor im System ist.
Hülkenberg bekommt den Motor, der ebenfalls 10 PS mehr bringen sioll, in Österreich. Dort muss er er dann 10 Plätze zurück.
Auch Toro Rosso-Honda splttet. Kvyat muss hier sogar aus der letzten Reihe starten, da eigentlich alles um demn Motor gewechselt wurde). Albon ereilt dann dieses «japanische» Schicksal nächste Woche in Spielberg.
Vettel: Goldener Ehering...
Seine heimliche Heirat am letzten Wochenende (Blick berichtete) kam gar nicht so überraschend. Endlich hat er seiner Jugendfreundin Hanna das Ja-Wort gegeben. Und damit sind die Vettels in Ellighausen TG mit ihren Töchtern Emily und Matilda eine richtige Familie. Vettel, der gerne geregelte Verhältnisse auf und neben der Rennstrecke hat, präsentiert stolz seinen neuen goldenen Schmuck am linken Ringfinger.
... alle Freiheiten für Hamilton
Wie immer liessen die beiden Topfavoriten Bottas und Hamilton ihre Silberpfeile am Morgen am längsten in den Garagen stehen. Erst nach einer halben Stunde tauchte Mercedes auf der von den Rivalen «geputzten» Strecke auf.
WM-Leader Hamilton, der 2018 hier das Comeback-Rennen von Le Castellet, zeigte erneut, was der Champion wert ist. Denn am Donnerstag stand der Brite – wie bereits in Monaco – den Medien nicht zur Verfügung. Damals hiess der Grund Niki Lauda, diesmal war es eine Gedenkfeier für den kürzlich verstorbenen Karl Lagerfeld in Paris.
Hinwiler Team hofft...
Bei Alfa-Sauber herrscht nach drei Nullern noch keine Panik. Ein neues Entwicklungspaket soll die Hinwiler endlich wieder in die Top Ten bringen. Die ersten Erfolge scheinen schon da: 9. Räikkönen, 11. Giovinazzi.
Was beim Italiener immer wieder auffällt, ist sein unsauberer Fahrstil. Ja, wenn Antonio mal eine problemfreie Runde hinkriegen würde, wären im Team alle happy.
Renault: Prunk aber Elend
Noch eine traurige Figur gibt Renault beim Heimrennen ab. Sainz und Norris sind im Kundenmotor-Team von McLaren klar schneller als die Werks-Boliden von Hülkenberg und Ricciardo. Beide wurden übrigens in der Boxengasse vom Radar erfasst und gebüsst.
Der Deutsche war 4 km/h zu schnell, der Australier sogar 9 km/h...
Bis jetzt ist Renault nur mit dem neuen, Millionen teuren Motorhome aufgefallen. Jetzt hat Alfa-Sauber den ältesten Gäste-Palast (aus den BMW-Zeiten or über zehn Jahren).