Domenico «Mimmo» Schiattarella erbte Ratzenbergers Sitz bei Simtek
3:56
Nun lebt er in der Schweiz:«Mimmo» Schiattarella erbte Ratzenbergers Sitz bei Simtek

1994 starb Formel-1-Pilot Roland Ratzenberger
«Wir denken bis heute jeden Tag mehrere Male an Roland»

Vor 30 Jahren verloren Margit und Rudi Ratzenberger ihren einzigen Sohn Roland. Wie die Eltern damals den Todescrash miterlebt haben und warum sie nie gehadert haben. Ein Besuch in Salzburg.
Publiziert: 30.04.2024 um 00:17 Uhr
|
Aktualisiert: 30.04.2024 um 07:25 Uhr
1/7
Er war nur 53 Tage lang Formel-1-Fahrer: Roland Ratzenberger.
RMS_Portrait_AUTOR_760.JPG
Daniel LeuStv. Sportchef

Margit und Rudi Ratzenberger antworten fast synchron. «Es vergeht noch heute kein Tag, an dem wir nicht mehrere Male an Roland denken», sagen beide an diesem Montagmorgen in ihrer Salzburger Wohnung. Seit 30 Jahren leben sie hier im Stadtteil Riedenburg. Und zwar in der Wohnung, die ihr Sohn eine Woche vor dem Unglück übernommen hatte und in der er später mal leben wollte.

Doch dann kam der 30. April 1994. Erst seit 53 Tagen ist der Österreicher Roland Ratzenberger damals Formel-1-Pilot. Abschlusstraining zum Grand Prix von San Marino in Imola. Um 13.18 Uhr bricht bei seinem Simtek ein Teil des Frontflügels. Das Auto ist dadurch nicht mehr zu lenken. Er kracht mit über 300 km/h in die Begrenzungsmauer. Genickbruch. Er ist sofort tot. Roland Ratzenberger wird nur 33 Jahre alt.

Nun jährt sich dieses tragische Ereignis bereits zum 30. Mal. Vor allem Vater Rudi Ratzenberger (90) redet immer mal wieder mit Journalisten über den Tod seines einzigen Sohnes. Mutter Margit (85) fällt es schwerer, doch auch sie hat den Schicksalsschlag längst akzeptiert. «Wir haben nie gehadert und uns auch nie die Frage nach dem Warum gestellt», erzählt sie. Ihr Mann, mit dem sie seit bald 65 Jahren verheiratet ist, ergänzt: «Andere hätten sich nach einer solchen Katastrophe zurückgezogen und wären daran zerbrochen. Ich habe mit Journalisten darüber geredet. Das war meine Form der Verarbeitung, und dadurch geriet Roland auch nie in Vergessenheit.»

Sein erstes Wort war Auto

Auch in ihrer Salzburger Wohnung ist Roland noch heute allgegenwärtig. Überall hängen Fotos von ihm. Ihr Trost: «Roland starb als glücklicher Mensch, weil er das machen durfte, was er liebte: Rennen fahren.» Schon als Kind ist er fasziniert von Autos. «Sein erstes Wort war nicht Mama oder Papa, sondern Auto», erinnert sich Rudi. «Wir wohnten damals an einem Hang. Roland stand immer im Wohnzimmer am Fenster, schaute auf die Strasse runter und sagte, welche Automarken vorbeifuhren», erzählt Margit.

Später schleicht sich Roland, der zwei Schwestern hatte, am nahen Salzburgring durch die Abflussrohre, um seine Idole zu sehen. Mit selbst gebastelten Seifenkisten macht er erste Fahrversuche. Mit einem VW Käfer dreht er als Teenager nachts in einer Kiesgrube ein paar Runden. Bis ihn die Polizei entdeckt und seinen verdutzten Eltern übergibt.

Seine Mutter bekommt den Tod zuerst gar nicht mit

1994 ist er nach (Rennfahrer-)Jahren in Japan endlich am Ziel seiner Träume angelangt: in der Formel 1. Dass er es ohne Geld und ohne Lobby so weit geschafft hat, spricht für seinen Ehrgeiz und seine Hartnäckigkeit. Beim Hinterbänker-Team Simtek unterschreibt er einen Vertrag über fünf Rennen. «Er rief mich damals freudig an und sagte mir: ‹Ich habe es geschafft! Mach dir keine Sorgen, das ist die sicherste Formel-Klasse der Welt›», erinnert sich Margit.

Doch am 30. April 1994 kommt bekanntlich alles anders. Vater Rudi: «Wir kamen eben vom Urlaub aus Mexiko zurück und hatten noch Jetlag. Ich schaute deshalb im Bett liegend TV, und meine Frau war in der Waschküche. Dann sah ich, wie plötzlich ein Auto schlingerte und es den Kopf des Fahrers hin- und herschlug. Als ich den Roland erkannte, wusste ich sofort: Oje, es ist aus, er ist tot.»

Seine Ehefrau bekommt den Tod ihres Sohnes zuerst gar nicht mit. Lange überlegt Rudi, wie er ihr die Schreckensnachricht übermitteln soll. Erst als am Radio die Meldung vom Tod Rolands bereits verkündet wird, sagt er es ihr.

Aufgebahrt neben Ayrton Senna

Auf einmal wird die Stimme von Rudi Ratzenberger beim Erzählen ganz leise. Sein Atem stockt, seine Miene verfinstert sich. «Dieses Bild in der Gerichtsmedizin von Bologna werde ich nie mehr vergessen.» Damals muss er seinen Sohn identifizieren. Aufgebahrt liegt er da. Gleich neben Ayrton Senna, der einen Tag später in Imola ebenfalls tödlich verunglückte. «Grauenhaft, dieser Moment, als er auf einem Leichenwagerl hereingeführt und das weisse Tuch runtergezogen wurde.»

Es sind diese Bilder, die ihm auch heute noch immer mal wieder hochkommen. An die er denken muss, wenn sich in einem TV-Krimi eine ähnliche Szene abspielt. «Wie der Roland da lag, als ob er nur schlafen würde», erzählt er nach langen Sekunden des Schweigens.

Seit 30 Jahren ruht nun Roland Ratzenberger auf dem Friedhof Maxglan in Salzburg im Familiengrab. Auf seinem Grabstein steht: «Er lebte für seinen Traum.» Einen Traum, den er und seine Eltern teuer bezahlen mussten.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?