Mit Peter Sauber kam das Glück zurück. Erstmals seit dem GP von Monza letzten September tauchte der 71-jährige Teambesitzer am Wochenende wieder an der Rennstrecke auf. Und mit ihm ein paar Lichtstrahlen in der zuletzt so düsteren Sauber-Welt: die zumindest vorläufige Einigung mit Giedo van der Garde und die ersten WM-Punkte seit November 2013.
«Das Resultat ist phantastisch», sagte Sauber, war dann aber um eine realistische Einordnung bemüht: «Die Punktzahl muss man relativieren, weil wir von einigen prominenten Ausfällen profitiert haben!»
Öffentliche Äusserungen vom Schweizer des Jahres 2005 gab es zuletzt selten. Seit über einem Jahr hatte er dieses Feld Monisha Kaltenborn (43) überlassen. Doch die zunehmende Kritik an ihr veranlasste Sauber wohl, Kaltenborn deutlich den Rücken zu stärken: «Ohne sie würde es das Sauber-Team schon lange nicht mehr geben!»
Gestern konnten also endlich beide Verantwortliche wieder einmal lachen. Auch wenn der Vertrags-Poker mit Van der Garde noch lange nicht ausgestanden ist – und diese Woche mit neuen Verhandlungen fortgesetzt werden soll. Der Holländer will ins Cockpit!
Doch all das trat gestern für einmal in den Hintergrund. Was für ein Befreiungsschlag nach den stürmischen Tagen in Melbourne: 5. Nasr, 8. Ericsson.
Mit 14 WM-Punkten liegt man nach dem Mini-GP auf dem dritten Platz hinter Mercedes (43) und Ferrari (15).
Wie zu besten Zeiten spielten sich im Fahrerlager und in den Garagen der Schweizer unglaubliche Freudenszenen ab. Da durfte schon mal ein Bier getrunken werden.
Und Nasr liess sich auf dem Rücken seines Physio Josef Leberer feiern. Der Österreicher hält Sauber seit fast 15 Jahren die Treue, «knetete» einst den unvergessenen Ayrton Senna.
Es war geradezu eine Auferstehung, die trotz der guten Testresultate und vor allem der gegenüber 2014 stark verbesserten Zuverlässigkeit so kaum zu erwarten war.
Der rote Punkte-Teppich lag für Sauber schon nach einer Runde bereit, als nur noch 13 Autos im Rennen waren! Die Angst vor dem 20. Nuller in Serie war praktisch weg.
Manor war gar nicht angetreten. Bottas (Williams-Mercedes) bekam von den Ärzten wegen Rückenschmerzen Startverbot. Auf dem Weg zum Start explodierte der Honda-Motor bei Magnussen, Kvyat blieb im Red Bull-Renault mit Getriebeschaden liegen. So waren nur 15 Autos am Start. Wie zuletzt 1969 beim GP von Monza …
In der ersten Runde kollidierte dann Maldonado im Lotus-Mercedes mit dem unheimlich aggressiven Sauber-Fahrer Nasr und flog raus. Als kurz darauf Grosjean den zweiten Lotus mit mechanischen Problemen an den Boxen abstellte, ging es mit nur noch 13 Boliden auf die letzten 57 Runden!
Auf der Strecke zeigten Nasr und auch Ericsson den Rivalen, dass mit ihnen nicht zu spassen ist. Und wenn der Sauber-C34-Ferrari weiter keine Zicken macht, waren dies noch lange nicht die letzten WM-Punkte.
Wenn andere versagen, muss die Gunst der Stunde eiskalt genutzt werden. Das tat Sauber im 314. privaten Einsatz (ohne die 72 Rennen mit BMW) souverän. Der Applaus der Fans ist verdient.