Er war die Nummer 13 der Welt, duellierte sich 1988, nachdem er als Junior zwei Mal Roland Garros gewann, im Viertelfinal in Paris mit Andre Agassi. Und dennoch erlebte Guillermo Pérez Roldán die Hölle auf Erden.
Immer wieder wurde der aufstrebende Argentinier von seinem Trainer und Vater Raul körperlich misshandelt. Jetzt, 27 Jahre nach seinem Rücktritt, packt der heute 50-Jährige aus.
«Mein Vater war ein Visionär, ein aussergewöhnlicher Techniker und ein grossartiger Trainer. Aber er war ein beschissener Vater. Und leider war ich sein Sohn», sagt Pérez Roldán in der Tageszeitung «LaNacion». «Lieber hätte ich einen schlechteren Trainer gehabt.»
«Geld von der Grossmutter geliehen»
Pérez Roldán zu den Methoden seines Vaters: «Nach einer Niederlage schlug er mir die Faust ins Gesicht. Er steckte meinen Kopf in die Badewanne, band mich ans Bett und peitschte mich mit dem Gürtel aus, weil ich mich auf dem Platz nicht gut genug bewegt habe. Und er raubte mir vier oder fünf Millionen Dollar. Alles, was ich verdient hatte, war weg. Meine Mutter und er haben mein ganzes Geld abgehoben.»
Bemerkt hat Pérez Roldán das erst nach seinem Karriereende 1993. «Ich rief die Bank an, bat um etwas Geld, um in den Urlaub zu fahren. Doch es gab kein Geld mehr. Drei Monate nach meinem Karriereende war ich arm. Ich musste mir Geld von meiner Grossmutter leihen, um zu überleben.»
Alle hätten gewusst, dass er und seine Schwester, die ebenfalls Tennis spielte und einmal gar mit gebrochenem Bein antreten musste, misshandelt wurden. «Als ich anfing Geld zu verdienen, wurde ich zum Ziel Nummer 1 für ihn.»
Erst mit 18 oder 19 habe der Horror aufgehört. «Nach einem Turniersieg sassen wir im Flugzeug. Ich sagte zu meinem Vater: Schau, ab nächstem Jahr möchte ich alleine reisen. Das wars.»
Karriereende wegen des Vaters
Doch Vater Raul war auch der Grund für Pérez Roldáns Karriereende. «1993 waren wir in Genua. Ich hatte spielfrei, schaute mir ein Match an. Als ich zurückkehrte, sah ich, wie mein Vater von zwei Männern am Bahnhof geschlagen wurde. Ich griff ein, verletzte mich und hatte mehrere Operationen. Noch heute kann ich meine Hand nicht voll bewegen. Der Grund für mein Karriereende war also mein Vater, der wie immer dumme Dinge anstellte.»
Heute haben die Beiden keinen Kontakt mehr. Pérez Roldán, der eben erst zum dritten Mal Vater wurde, lebt mittlerweile in Chile, wo er eine Tennis-Akademie führt. Er sagt: «Es macht mich traurig. Ich habe einen Vater verloren. Ich hoffe, wir können uns irgendwann näher kommen. Am Ende ist er doch mein Vater.»