Der Rücktritt beim HC Davos und der Neuanfang bei den ZSC Lions macht es möglich: Arno Del Curto hat immer noch die Chance seine makellose Bilanz zu retten und zum 23. Mal in Folge in den Playoffs an der Bande zu stehen.
Gewiss ist dies angesichts der mässigen Form des strauchelnden Meisters, der fünf von acht Spielen unter dem Engadiner verloren hat, nicht. Und heute Abend kommt es im Hallenstadion zu einem Direktduell im Strichkampf. Gegen Servette mit dem anderen Trainer-Saurier des Schweizer Eishockeys, Chris McSorley (56).
Del Curto bezahlte halbe Busse von McSorley
Der Kanadier, der nach einem Jahr im Abseits seit dieser Saison sportlich wieder das Sagen bei den Genfern hat, führte seine Mannschaft noch fast immer in die Playoffs: In 17 Jahren unter seiner Leitung verpasste Servette nur 2006 und 2012 einen Platz unter den ersten 8.
Viel verbindet die beiden leidenschaftlichen Trainer, die das Schweizer Eishockey in den letzten Jahrzehnten prägten, wie sonst keiner. Der gegenseitige Respekt ist riesig. So hatte Del Curto 2012 die Hälfte einer 5000-Franken-Busse übernommen, die McSorley kassierte hatte, als er den damaligen Schiedsrichter Nadir Mandioni als Clown betitelt hatte. «Ich bin mitschuldig», sagte Del Curto damals. Erst als er Mandioni gefragt habe, ob man ihn nun in Zukunft so nennen dürfe, habe dieser McSorleys verbalen Aussetzer gemeldet.
Als sie sich am 19. Oktober 2018, bei Servettes 4:1-Sieg gegen Davos, das letzte Mal trafen, gab es eine herzliche Umarmung.
Und nach Del Curtos Rücktritt beim HCD sagte der Genfer Coach betrübt: «Dies der traurigste Tag seit meiner Ankunft in der Schweiz.»
Servette-Boss zählte McSorley an
Nun stehen sie sich heute Abend wieder gegenüber. Und beidseits ist die Lage ernst. Der anfängliche Schwung nach Del Curtos Ankunft ist beim ZSC wieder verpufft. Und McSorley wurde am Samstagabend nach der Overtime-Niederlage in Ambri von seinem Präsidenten Laurent Strawson, der nicht am Spiel war, am Westschweizer Fernsehen angezählt. «Wenn wir die Playoffs nicht erreichen, hoffe ich, dass Chris in der Lage sein wird, sein Scheitern zuzugeben und die Konsequenzen zu tragen.» Tags darauf buchstabierte der vom Fan zum Klub-Boss aufgestiegene Anwalt zurück und sprach McSorley das Vertrauen aus. Es gäbe keine Anzeichen dafür, dass die Mannschaft gegen den Trainer sei.
McSorley und Del Curto werden in Frage gestellt. Vor Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Ob der Kanadier auch nächste Saison noch bei Servette an der Bande steht, ist ungewiss. Er hat allerdings einen Vertrag als Sportchef bis 2023. Und Del Curto unterschrieb bei den Lions nur bis Ende dieser Saison. Seine Verpflichtung bezeichnete Lions-Präsident Walter Frey als Risiko für beide Seiten.
Wer heute gewinnt, kann ganz kurz durchatmen. Doch: In der letzten Runde werden sich die Genfer, welche bisher beide Saison-Duelle gegen die Zürcher gewannen, und die ZSC Lions noch einmal gegenüber stehen. Derzeit liegen die «Grenats» drei Punkte unter dem Strich und hinter Meister ZSC.