Wunder-Coach scheiterte nach 6 Monaten
Er war der grösste HCD-Trainer-Flop in 100 Jahren

Er kam als bester Trainer der Welt – und wurde nach nur sechs Monaten entlassen. Herb Brooks ging unverstanden. Aber er ging als Gentleman. Teil 2 der Serie zu «100 Jahre HC Davos».
Publiziert: 29.03.2021 um 10:47 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2021 um 06:52 Uhr
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1980: Herb Brooks wird bei seiner Ankunft am Flughafen Zürich-Kloten von Charlie Gerst, Hanspeter Waser und Oscar Jenny empfangen.
Foto: Keystone
Hans-Peter Hildbrand

Es ist bis heute das grosse Wunder der Eishockey-Geschichte: Ein US-Studententeam hebelt 1980 bei Olympia in Lake Placid die vermeintlich unschlagbaren Sowjet-Stars mit 4:3 aus. Wunder-Coach Herb Brooks ist der Mann der Stunde. Das Credo des gefürchteten Drillmeisters: Die Spieler sollen schnell und wendig sein, den Puck sicher kontrollieren und scharfe Pässe spielen.

100 Jahre HCD

Vor dem Jubiläumsspiel am 1. April: BLICK würdigt in einer fünfteiligen Serie den Kultklub und seine Menschen.

1. Teil: Arno del Curto

2. Teil: Herb Brooks

3. Teil: Bibi Torriani

4. Teil: Paul Berri

5. Teil: Die 10 grössten HCD-Spieler aller Zeiten

Vor dem Jubiläumsspiel am 1. April: BLICK würdigt in einer fünfteiligen Serie den Kultklub und seine Menschen.

1. Teil: Arno del Curto

2. Teil: Herb Brooks

3. Teil: Bibi Torriani

4. Teil: Paul Berri

5. Teil: Die 10 grössten HCD-Spieler aller Zeiten

Schon während Olympia erhält Brooks diverse NHL-Angebote. Doch die beiden HCD-Drahtzieher Jörg Guyan (Präsident) und Fredy Bosch (TK-Chef) schaffen das kleine Wunder: Brooks (damals 42) unterschreibt in Davos. Im August trifft er in Kloten ein – am gleichen Tag wie Verfolgungs-Olympiasieger Robert Dill-Bundi aus Moskau. «BLICK brachte uns in der Ankunftshalle zusammen», erinnert sich der Walliser. «Brooks nahm meine Goldmedaille in die Hand und sagte: ‹Unsere ist schöner als deine!›»

Und eine Idee schlägt ein

Doch das «schönere Gold» von Herb Brooks blättert schnell ab. Das Laub hängt im Landwassertal noch an den Bäumen, als der damalige Materialverwalter und spätere HCD-Teamleiter Paul Berri (81) zu BLICK sagt: «Dieser Amerikaner wird Neujahr in Davos nicht überstehen.»

Brooks muss mit einem beschränkten Kader auskommen und die Taktik den Spielern anpassen. Das gelingt ihm nicht. Sein Nachfolger Walter «Wädel» Dürst (71): «Er konnte nicht verstehen, dass wir den ganzen Tag einer Arbeit nachgingen.» Brooks hat viele Ideen, wie etwa Sonntags-Trainings, doch nur eine schlägt ein. Berri: «Er war der erste Trainer in der Schweiz, der hinter und nicht vor der Spielerbank stehen wollte.»

Tod auf dem Highway

Junge Spieler lässt der Wundercoach auf der Bank schmoren – wie Daniele Paganini, weil der zwei «betonierte Handgelenke» habe. «Auch wenn wir nicht alles ausführen konnten, Herb blieb ein Gentleman», sagt Paganini (63) heute. Er bildete später mit Jacques Soguel und Lance Nethery die HCD-Paradelinie.

Bevor Herb Brooks am Neujahrstag 1981 in den Zug steigt, bringt er seine Schlittschuhe in die Kabine zurück. An seinen sensationellen Erfolg in Lake Placid kann er nicht zuletzt wegen seiner sturen Haltung und Ungeduld nie mehr anknüpfen.

Erst 2002 gelingt ihm eine Comeback, als er mit dem US-Team in Salt Lake City olympisches Silber gewinnt. Herb Brooks stirbt am 11. August 2003 im Alter von 66 Jahren nach einem Selbstunfall auf einem Highway in Minneapolis.

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