Es hatte sich in den letzten Tagen angedeutet, dass Denis Hollensteins WM-Platz in Gefahr war. Und dennoch war es dann ein Ausrufezeichen, das Nati-Coach Patrick Fischer setzte, als er den ZSC-Stürmer am Samstagabend aus dem Kader für Bratislava strich.
Denn Hollenstein war in der WM-Vorbereitung mehrfach als Captain aufgelaufen, verwaltete die Mannschaftskasse, kam stets im Powerplay zum Zug und hatte in der Vergangenheit seine Fähigkeit, auf internationalem Niveau bestehen zu können, schon mehrfach unter Beweis gestellt.
Seit 2012 war der Flügelstürmer an acht grossen Turnieren (2x Olympia, 6x WM) und hatte dabei in 53 Spielen 13 Tore und 15 Assists verbucht. Doch vor dem Silber vor einem Jahr in Kopenhagen war er nach dem Kloten-Abstieg in der Nati ausser Rang und Traktanden gefallen.
Hollenstein ohne die Dynamik von einst
Auch die nun für ihn abgelaufene Saison war eine Enttäuschung. Nach dem Wechsel zu Erzrivale ZSC schoss er zwar 12 Tore und 21 Assists und spielte selten einmal richtig schlecht. Doch die Dynamik und Unwiderstehlichkeit seiner besten Tage liess er bei den Zürchern vermissen.
In der Nati wirkte er zuletzt stumpf. Die Spritzigkeit fehlte. Und Nati-Coach Patrick Fischer sprach davon, dass jene, die er nun in die Ferien verabschiedete, weniger heiss gelaufen waren als andere.
Andere wie zum Beispiel Alessio Bertaggia. Der Lugano-Stürmer, dessen Vater Sandro wie jener von Hollenstein (Felix) eine Hockey-Legende ist, schoss bei den ersten WM-Tests in Sotschi gegen Russland alle drei Schweizer Tore und legte in Genf gegen Frankreich noch einen Treffer nach.
Bertaggia «sehr schnell und absolut furchtlos»
Der 25-Jährige hat nicht die spielerischen Qualitäten oder die Erfahrung und das Standing von Hollenstein. Doch er ist «sehr schnell und absolut furchtlos», wie Fischer, unter dem Bertaggia in Lugano spielte, betont. Und Bertaggia ist es sich gewohnt, um jede Sekunde Eiszeit zu kämpfen und viel Energie reinzubringen, wenn er ran darf. Für die Rolle eines Jokers ist er weit geeigneter als der sensible Hollenstein. Er spielte diese Saison für Lugano nur 10 Minuten und 43 Sekunden pro Spiel (3 seiner 7 Tore schoss er in den Derbys gegen Ambri), während Hollenstein fast 17 Minuten pro Partie auf dem Eis stand.
Neben Hollenstein strich Fischer nach dem 2:0-Sieg gegen Lettland in Weinfelden auch die Verteidiger Samuel Kreis (Biel) und Andrea Glauser (SCL Tigers) sowie Ambri-Center Marco Müller, der sich am Vorabend einen Finger gebrochen hatte, aus dem Kader.
Das WM-Kader
Goalies: Berra (Fribourg), Genoni (Bern), Mayer (Servette).
Verteidiger: Diaz (Zug), Fora (Ambri), Frick, Genazzi (beide Lausanne), Josi, Weber (beide Nashville), Janis Jérôme Moser (Biel), Loeffel (Lugano).
Stürmer: Ambühl (Davos), Bertaggia, Hofmann (beide Lugano), Bertschy (Lausanne), Fiala (Minnesota), Haas, Simon Moser, Scherwey (alle Bern), Hischier (New Jersey), Kurashev (Québec/Rockford), Martschini (Zug), Praplan (Springfield), Riat (Biel), Rod (Servette).