Am Samstagnachmittag zog die IIHF den Stecker, sagte die WM in Zürich und Lausanne, die am 8. Mai hätte beginnen sollen, ab. Noch unklar ist, ob die Schweiz in einem anderen Jahr, idealerweise schon 2021, zum Zug kommen wird.
«Es ist klar, dass eine professionelle WM-Vorbereitung und eine normale Durchführung der WM unter diesen Umständen nicht möglich ist», sagt Nati-Direktor Lars Weibel, der sich für alle Eventualitäten gerüstet hatte. Trotzdem sei es eine grosse Enttäuschung: «Wir alle haben uns riesig auf dieses Turnier gefreut und gemeinsam mit grosser Motivation darauf hingearbeitet. Es ist ein harter Schlag für Spieler, Staff, das ganze OK, uns als Verband und vor allem natürlich für unsere tollen Fans.»
«Sport ist in solchen Zeiten zweitrangig»
Der Fokus liege in dieser Ausnahmesituation im Moment aber nicht auf dem Sport. «Die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung muss oberste Priorität haben. Ich hoffe, dass unser Land diese Krise gut und schnell übersteht.»
Nati-Coach Patrick Fischer schätzt die Situation genau gleich ein. «Es ist eine aussergewöhnliche Situation, die aussergewöhnliche Massnahmen erfordert und der Sport ist in solchen Zeiten zweitrangig. Am Ende ist es für uns alle das Wichtigste, dass jeder seine Verantwortung im Sinne der Gesundheit unserer Bevölkerung wahrnimmt.»
Weibel und Fischer hoffen auf 2021
Der Zuger ruft zur Solidarität auf: «Ich hoffe, dass das ganze Land jetzt zusammensteht und wir uns gegenseitig durch diese schwierige Zeit helfen – genau wie im Eishockeysport, ist der Zusammenhalt jetzt wichtiger denn je.»
Weibel und Fischer hoffen darauf, dass die A-WM nun im nächsten Jahr in der Schweiz stattfinden kann – «und dass wir auch in Zukunft auf die grosse und wertvolle Unterstützung unserer tollen Fans zählen dürfen.»
«Es ist bitter und extrem schade»
Auch für die Spieler kommt der WM-K.o. nach der Playoff-Absage nicht mehr überraschend. «Ich habe damit gerechnet, dass es soweit kommen wird. Es ist bitter und extrem schade», sagt Verteidiger Ramon Untersander. «Das ganze Land und wir Spieler haben uns sehr gefreut.»
Er wünschte sich, dass man nun alles um ein Jahr nach hinten verschieben könne, sagt der 29-jährige SCB-Spieler weiter. «Man bekommt als Spieler wohl nur einmal die Chance, eine WM im eigenen Land bestreiten zu können. Findet die WM gar nicht mehr statt, erhalte ich wohl nie mehr eine Chance. Das wäre schade. Immerhin herrscht nun Gewissheit. Vorher wusste man nicht recht, wann und wie man zu trainieren beginnen soll.»
«Eine Gelegenheit, zusammen zu halten»
Sven Andrighetto, einziger Schweizer in der KHL, erreichte die schlechte Nachricht an seinem 25. Geburtstag in der Heimat seiner Verlobten Bailey in Denver.
«Dies ist natürlich eine grosse Enttäuschung, aber man muss es akzeptieren. Die Gesundheit steht natürlich an erster Stelle», sagt der Stürmer, der mit Awangard Omsk bereits in der ersten Playoff-Runde an Ufa scheiterte, «Es ist eine Gelegenheit für uns alle, zusammen zu halten und dieses Virus zu bekämpfen und zu hoffen, dass es schnellstmöglich verschwindet. Und dass wir die WM in Zürich und Lausanne nachholen können.»
Hofmann: Jetzt zu Hause bleiben!
Obwohl ich es nicht anders erwartet habe in dieser schwierigen Situation, sei die Absage «natürlich extrem bitter», sagt Stürmer Grégory Hofmann. «Für alle Schweizer Hockeyfans. Aber auch für alle potenziellen Schweizer Nati-Spieler. In seiner Karriere bekommt man vielleicht nur einmal die Chance, eine Heim-WM zu spielen.»
Der Zug-Goalgetter weiter: «Ich verstehe die Entscheidung. Sport und Spektakel stehen nun an zweiter Stelle. Primär geht es um die Gesundheit vieler Menschen. Und die beste Leistung, die wir jetzt zeigen können, ist zuhause zu bleiben. Ist zwar komisch, von einem Tag auf den andern ohne Hockey zu sein. Denn wir alle würden in diesen Monaten lieber Hockey spielen. Auch ich vermisse das Eis. Aber ich nehme jetzt Tag für Tag und halte mich an alle Vorgaben des Bundes.»
Ambühl (36) will nicht locker lassen
Davos-Stürmer Andres Ambühl (36) ist gerade auf dem Rückweg von der Alp, als er ans Telefon geht. «Obwohl die Absage absehbar war, bin ich sehr enttäuscht. Eine Weltmeisterschaft im eigenen Land (es wäre Ambühls zweite nach 2009 gewesen, die Red.) ist von aussergewöhnlicher Bedeutung. Und in meinem Alter werden die Chancen auf weitere Weltmeisterschaften auch nicht grösser.»
Was nicht bedeutet, dass der Nimmermüde aus dem Sertig mit der Erfahrung von 265 Länderspielen aufgeben wird. Schliesslich will er noch ein paar Jahre weitermachen. «Und mich für Weltmeisterschaften empfehlen.»
2004 spielte Ambühl seine erste WM (in Tschechien) und hat seither nur das Turnier 2018 in Dänemark verpasst.
«In welchem Jahr bekommen wir eine Heim-WM?»
«Überraschend ist der Entscheid nicht, aber verständlich. Deshalb bin ich nicht mehr allzu enttäuscht», sagt Zugs Nati-Goalie Leonardo Genoni. «Aber er zeigt mir einen gewissen Zeithorizont dieser Pandemie. Es ist einfach schade für das OK und für uns Spieler, denn die Euphorie war präsent und spürte man gut in unserem Land. Es stellt sich jetzt natürlich die Frage, wie weiter? In welchem Jahr bekommen wir eine Heim-WM?»
Für den 32-jährigen Torhüter eine verständliche Frage, denn Genoni war bei der letzten Heim-WM 2009 in Bern und Kloten unter Ralph Krueger nicht im Aufgebot. Dies vermutlich weil er ihm im Jahr zuvor abgesagt hatte...
Das Coronavirus legt den Sport immer mehr lahm: Wichtige Events und Matches werden abgesagt, verschoben oder finden als Geisterspiele statt. Im Absagen-Ticker bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen in der Sportwelt auf dem Laufenden: Welche Ligen sind betroffen? Welche Spiele und Rennen finden (nicht) statt?
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