Kanadische Stars zum Anfassen
Andy Hüppi massiert Crosby und Co.

Lugano-Masseur Andy Hüppi gewann an dieser WM mit dem Team Canada bereits seinen 5. Siegel-Ring, den es für Turniersiege gibt.
Publiziert: 22.05.2015 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:38 Uhr
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Hüppi mit dem Ex-Luganesi Patrice Bergeron in Sotschi.
Foto: zVg
Von Nicole Vandenbrouck

Er geht mit den ganz Grossen des kanadischen Eishockeys auf Tuchfühlung, kennt ihreWehwehchen und auch ihre persönliche Seite: Andy Hüppi (45), Masseur des HC Lugano, gehört seit zwölf Jahren an fast allen grossen Turnieren zum Staff des Team Canada.

Dank einem Zufall ist der Rapperswiler per Du mit den Hockeystars: 2002, damals noch Masseur der Lakers, besucht Hüppi den Spengler Cup in Davos. Dort trifft er einige bekannte Kanadier, die schon bei Rappi spielten. «Die sagten mir, dass sie keinen Masseur dabei haben», erzählt er. Hüppi springt spontan ein.

Im Folgejahr darf der Schweizer mit dem Team Canada erstmals bei einer Weltmeisterschaft dabei sein – und gewinnt direkt Gold. Und bekommt seinen ersten Siegel-Ring. Einen solchen lassen die Kanadier nach jedem Turniersieg für alle Spieler, Trainer sowie Staff-Mitglieder herstellen.

Seinen fünften Siegel-Ring hat Hüppi nun am letzten Sonntag gewonnen, als Kanada Weltmeister Russland im Final mit 6:1 deklassiert.

«Das war eine ganz besondere, einmalige WM», schwärmt der Masseur, der nach eigenen Angaben rund ums Team alles erledigt ausser Schlittschuhe schleifen. «Vom ersten Tag an stimmte die Chemie im Team, alles hat sofort gepasst. Keiner hat sich für etwas Besseres gehalten als andere.»

Die Wertschätzung der Spieler ist riesig – weil Hüppi ihre Bedürfnisse kennt. Er weiss, wem er was parat machen muss für die Pausen, gefällt mit seinen Shake-Kreationen und schaut für Ordnung. «An den Olympischen Spielen in Sotschi hat mir Sidney Crosby mal gesagt, dass er sich schon während den Trainings auf die Shakes danach freut.»

Erdnussbutter ist übrigens Hüppis Zutaten-Tipp. Mit dem Weltstar hält der Schweizer losen Kontakt, «er hat sich nach seinem Ausscheiden aus den NHL-Playoffs per Mail bei mir angekündigt, dass er an die WM kommt». Mittlerweile kennt Hüppi in jedem NHL-Team einen Spieler oder ein Staff-Mitglied.

Dementsprechend viele Spiele – und Team-Garderoben – in verschiedensten Städten hat er in Übersee schon gesehen. Und die beeindruckendsten Begegnungen und Bekanntschaften? «Jene mit Dany Heatley und Daniel Brière. Briére sagte mir einst, dass er sich doppelt aufs Team Canada freut, wenn er meinen Namen auf der Staff-Liste sieht.»

Hüppi bestätigt, dass Kanadas Hockeyaner eine grosse Familie sind. Nur an eine Diva erinnert er sich: «Mit Goalie Dwayne Roloson hatte ich es nicht gut.» Dessen Starallüren hätten alle zu spüren bekommen.

Die Wertschätzung der Verbandsführung ist ebenfalls enorm: Im letzten Sommer wird Hüppi an die Ring- und Medaillen-Zeremonie des Olympia-Goldes von Sotschi nach Vancouver eingeladen. Auf diese WM-Goldmedaille muss er allerdings noch warten, «es hatte nicht genügend, wir mussten beim Weltverband nachbestellen», erklärt Hüppi.

Und was ist mit dem Millionen-Jackpot, den das Team geknackt hat? «Davon wussten wir übrigens lange nichts, auch die Spieler nicht. Wie der verteilt wird, weiss ich noch nicht.» Was er aber weiss ist, dass er diese «Ämtli» nicht des Geldes wegen annimmt, sondern wegen der tollen, unvergesslichen Erfahrungen. Und ja, wer jetzt denkt, Hüppi könnte mit seinen Anekdoten ein Buch füllen, liegt richtig: «Ich schreibe an einem Buch über meine Berufung.»

Darin kommt sicher auch vor, dass Hüppi eben schon viermal WM- und einmal Olympia-Gold mit dem Team Canada gewonnen hat – aber hier noch nie einen Schweizermeister-Titel. Dieses Ziel bleibt noch.

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