Ist von der Eishockey-WM in Minsk die Rede, gehen mittlerweile sogar Deutsche Politiker an die Decke. Sport im Schurkenstaat? Sofort eingreifen. Man müsse dem Deutschen Eishockey-Bund klarmachen, dass Belarus unter dem schrecklichen Alexander als Austragungsort nicht in Frage komme, weiss eine menschenrechtspolitische Sprecherin der Grünen.
Jetzt, da der Druck auf Minsk und die Sportverbände so gross ist, dass sich selbst Sponsoren ohne Angst vor finanziellen und sonstigen Konsequenzen an ihre Verpflichtung erinnern können, die finanzielle Macht auch für den Schutz von Demokratie und Menschenrechten einzusetzen. Ist fast wie bei Trump, da haben die einstigen Weggefährten auch plötzlich Würgreflex. Jetzt, wo die Lärmboje mit der roten Kappe bei Twitter auf dem Index steht und keine politische Bedrohung mehr darstellt.
Eishockey-WM bei Alex in Minsk. Allein beim Gedanken zeigt dir dein Gehirn den Mittelfinger. 2014 war das auch schon so, aber da wischte man den mit kurzem Schulterzucken weg, da ging man hin und liess sich im Namen des nun plötzlich an Menschenrechten interessierten tschechischen Autobauers die WM präsentieren. Obwohl schon damals Oppositionelle verschleppt und Regimegegner gefoltert wurden. Alles nicht so schlimm, die Show muss weitergehen.
Nächstes Jahr ist übrigens Fussball-WM in Katar. Und Olympia in China. Man darf gespannt sein, ob die nationalen und internationalen Politiker dann auch mit Nachdruck von ihren Verbänden fordern, die Spiele gefälligst zu boykottieren und sich nicht zu Komplizen von korrupten und menschenverachtenden Regierungen zu machen. Viel eher greift dann ein anderer Reflex. Immer wenn es gerade passt, bedienen sich Politiker, Funktionäre und andere Opportunisten bei dieser Propagandalüge: Sport und Politik müssen getrennt bleiben.