Von den Teamkollegen gabs Sprüche
HCD-Star spricht über Mega-Fairplay-Aktion

Ein Sturz, ein Pfiff, ein Moment der Wahrheit: Davos-Stürmer Matej Stransky zeigt, dass Fairplay im Eishockey genauso glänzt wie ein entscheidendes Tor – und erntet dafür Respekt auf und neben dem Eis.
Publiziert: 14.12.2024 um 16:19 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2024 um 21:24 Uhr
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Matej Stransky spricht über seine grosse Fairplay-Aktion.
Foto: keystone-sda.ch
YARA VETTIGER
Schweizer Illustrierte

Im Oktober trifft der HC Davos auf Fribourg-Gottéron. In der 18. Minute des hitzigen Duells stolpert Davos-Stürmer Matej Stransky, 31, über seine eigenen Füsse und knallt aufs Eis. Der Schiedsrichter pfeift ein Foul gegen Fribourgs Flügelstürmer Christoph Bertschy. Stransky zögert nicht: Er fährt zum Schiri und klärt die Situation auf – das Foul wird zurückgenommen. Fairplay pur des gebürtigen Tschechen!

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«Es war das einzig Richtige. Ich will immer gewinnen, aber fair! Ein unfairer Sieg schmeckt einfach nicht gut.» Am Ende gewinnt Davos souverän mit 4:1. «Zum Glück! Sonst passierts schon mal, dass die Mitspieler sauer sind», so Stransky. Diesmal gabs in der Kabine nur ein paar flapsige Sprüche.

Ob er sich selbst als Held sieht? Stransky lacht laut und sagt: «Nein! So etwas sollte nicht heldenhaft sein, sondern normal.» Eishockey sei seiner Meinung nach eine der fairsten Sportarten überhaupt. Mit dem Videobeweis sei es sogar noch gerechter geworden. «Eishockey ist ein Sport für Gentlemen. Wir wollen niemanden verletzen und respektieren uns gegenseitig.»

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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Mit dieser Haltung will Matej Stransky auch ein Vorbild für seine Kinder sein. Er und seine Frau Romana, 34, wünschen sich, dass ihre Tochter und ihr Sohn zu respektvollen, liebevollen Menschen heranwachsen. Der dreijährige Maxim steht bereits in den Startlöchern für sein erstes Eishockeytraining. Die sechsjährige Thea hingegen hat das Eis auf andere Weise erobert: Sie schwingt die Kufen als Eisprinzessin. Erst kürzlich hat sie den ersten Wettbewerb in ihrer Altersklasse gewonnen. An jenem Tag sass Matej Stransky auf der Tribüne und jubelte seiner Tochter zu. «Ich war ein sehr stolzer Papa.»

Hockey in den Genen

Stranskys Vater war ebenfalls Eishockeyprofi wie schon sein Grossvater, mehrere Onkel und Cousins und sein Bruder. Der Weg des kleinen Matej war vorgezeichnet. Mit drei Jahren begann er mit Hockey. Geboren wurde er in Ostrava, der drittgrössten Stadt Tschechiens, er wuchs auch dort auf. «Ich war ein ungestümer Junge, ein kleiner Rabauke», erzählt er. «Mit der Erfahrung bin ich ruhiger geworden.»

In Tschechien spielte Stransky für mehrere Vereine. 2019 wurde er mit dem HC Ocelari Trinec zum Spengler Cup in die Schweiz eingeladen, verlor aber das Finale – und sein Herz. Davos begeisterte ihn, das Dorf, das Stadion, die Berge. «Ich wusste sofort: Hier wollte ich spielen und leben.» Im Jahr darauf unterschrieb er beim Rekordmeister, wo er kürzlich seinen Vertrag bis 2027 verlängerte. Karrieretechnisch läuft es für Stransky blendend: Mit der tschechischen Nationalmannschaft holte er dieses Jahr den Weltmeistertitel. Im Finale besiegte er ausgerechnet die Schweiz – und damit seinen Davoser Teamkollegen Andres Ambühl, 41. «Das tat mir schon weh. Dieser Sieg war bittersüss.»

Dafür thront der HC Davos aktuell an der Spitze der National League. Das Ziel ist klar: «Wir wollen den Spengler Cup verteidigen und Meister werden!» Am Ende aber zählt nicht nur der Sieg, sondern wie man ihn erringt. Und Matej Stransky beweist: Fairplay ist der wahre Triumph – auf dem Eis wie auch im Leben.

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