Verlorener Ambri-Sohn zurück
Inti Pestonis grösste Lektion, die er lernen musste

Nach fünf Jahren in der Deutschschweizer Ferne ist Inti Pestoni (30) wieder bei seinem Herzensklub. Als gereifter Spieler und Familienvater.
Publiziert: 28.09.2021 um 12:30 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2021 um 07:46 Uhr
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Die Valascia – das bedeutet für Inti Pestoni Kindheit: Er pendelte während Jahren zwischen zu Hause, Schule und Eishalle.
Foto: PIUS KOLLER
Nicole Vandenbrouck

Ambri und seine Valascia. Für Inti Pestoni ist es mehr als ein Mythos. Es ist sein Zuhause. Und über zwei Jahrzehnte der Mittelpunkt seines Lebens. Aufgewachsen ist er in Sichtweite zur symbolträchtigen Eishalle. «Dort habe ich meine Kindheit verbracht», erzählt er, «ich pendelte zwischen zu Hause, der Schule und der Valascia.»

Als 18-Jähriger debütiert der Ambri-Junior in der National League. Und erobert die Herzen der emotionalen Fans. Es ist der Anfang eines Hockeymärchens. Pestoni, der Einheimische, wird zum Lokalhelden. Doch der junge Stürmer lernt bald auch die Schattenseite davon kennen. Im kleinen Örtchen steht er unter ständiger Beobachtung – auf und neben dem Eis. Die Erwartungen an «ihren» Spieler steigen. Erfüllt er sie nicht, ist er auch mal der Buhmann.

«Ich brauchte etwas Freiheit»

Als Pestonis Vertrag bei Ambri 2016 ausläuft und ein Klubwechsel zum Thema wird, kann man es kaum glauben. «Ihr» Inti Pestoni in einem anderen Leibchen als dem weiss-blauen, für viele unvorstellbar. Damals sagt er, dass es der wichtigste Entscheid seiner Karriere ist. Und heute? «Es war der richtige. Ich brauchte etwas Freiheit.» Denn der Druck auf seinen Schultern wiegt schwer.

Er unterschreibt beim ZSC. Trotz Dreijahresvertrag ist nach zwei Saisons Schluss. Pestoni sucht sein Glück beim HCD, der ihm nach einer Saison 2019 keine Offerte mehr macht. «Zu diesem Zeitpunkt wollte ich noch nicht zurück nach Ambri», erklärt der Natispieler, der in Zürich Vater von Tochter Kylie (4) geworden ist.

«Ich wollte dazulernen»

Es wäre zwar der einfachere Weg gewesen. Dass er lieber diesen wählt, hat man ihm früher schon nachgesagt. Auch das tut seiner Hockeyseele weh. Deshalb will er es sich – und den Lästerern – beweisen. «Ich wollte dazulernen.» Fortan für zwei Jahre in Bern. Pestoni entwickelt sich als Spieler weiter und als Mensch. Er reift, übernimmt mehr Verantwortung. «Doch dafür brauchte ich Zeit und eine gewisse Stabilität.» Damit meint er auch seine junge Familie, in Bern kommt mit Sofia (2) sein zweites Töchterchen zur Welt.

Zwischen seinen Worten hört man raus, dass es nicht immer leicht ist für den Leventiner fernab von seinem Zuhause. «Die grösste Lektion, die ich gelernt habe, war, dass es nicht einfach immer so läuft, wie man gerne hätte. Ich musste erwachsen werden.»

Nun ist er wieder in seiner Heimat. Als gereifter Spieler und als Familienvater, der mit seinen Liebsten in Bellinzona wohnt. Im Mittelpunkt steht Pestoni erneut, aber der 30-Jährige kann nun damit umgehen. Die Rückkehr, sie ist eine spezielle. Denn «seine» Valascia ist nicht mehr das Zuhause der Biancoblù. Pestoni hat sie nur noch einmal betreten, «als ich einige Dinge in die neue Halle gezügelt habe».

Beim kurzen Besuch bei seinen Grosseltern schwelgt er bei einem Espresso in Erinnerungen und blickt vom Balkon aus auf die Valascia. Auch den Einzug in die neue Halle beschreibt er als speziell. Obwohl er sicher ist, dass auch sie wieder mit den unvergleichlichen Emotionen gefüllt wird.

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