Unser grosses Goalie-Loch
Der Schweiz gehen die Torhüter aus

Ein heisser Eishockey-Sommer geht zu Ende. Leonardo Genoni, Elvis Merzlikins und Tobias Stephan haben den Torhütermarkt so richtig durchgeschüttelt.
Publiziert: 09.09.2018 um 19:56 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 23:20 Uhr
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Genonis frühzeitige Vertragsunterschrift beim EV Zug wirft bereits lange Schatten voraus.
Foto: Keystone / ANTHONY ANEX
Stephan Roth und Nicole Vandenbrouck

Die Nachricht schlug wie ein Blitz ein, als Leonardo Genoni (31) mitten im traumhaften Sommer seinen Wechsel zu Zug bekannt gab. Der Transfer wird zwar erst nach dieser Saison vollzogen, wirft aber bereits einen langen Schatten voraus.

Ein SCB ohne Top-Keeper? Unvorstellbar. Kein Klub war so kon­stant so gut auf dieser Schlüssel­position besetzt wie die Berner mit René Kiener, Jürg Jäggi, Renato Tosio, Marco Bührer und Leonardo Genoni.

Der SCB muss wieder einen erstklassigen Goalie finden und dafür wohl eine Ausländerlizenz opfern. Denn der Schweizer Markt ist trocken. Zumal Luganos Elvis Merzlikins (24) den Sprung nach Nor­damerika (Columbus) schaffen will, wenn sein Vertrag im Frühling ausläuft. Somit fehlt auch den Tessinern bald eine Nummer 1.

Nach dieser Saison will Lugano-Goalie und Columbus-Draft Elvis Merzlikins den Sprung nach Nordamerika schaffen.
Foto: Keystone / GABRIELE PUTZU

Erfahrene Keeper wie der doppelte WM-Silberheld Reto Berra (31, Fribourg), Jonas Hiller (36, Biel) oder Lukas Flüeler (29, ZSC) sind gebunden. Ebenfalls nicht mehr zu haben ist Zugs jetziger Schlussmann Tobias Stephan. Der 34-Jährige hat seine Zukunft zügig geregelt, wird 2019 nach Lausanne wechseln. Paradox: Bei den Waadtländern stehen dann neben Stephan auch Sandro Zurkirchen (28) und Luca Boltshauser (25, neu von Kloten) unter Vertrag.

Nyffeler ein Thema für Nati-Trainer Fischer

Trocken ist der Markt auch, weil man zuletzt vergeblich auf eigene Top-Talente wartete. Jene jungen Keeper, die sich bei uns am besten entwickelten. Wie Merzlikins und Ivars Punnenovs (24, Tigers), doch sie sind Letten mit Schweizer Lizenz.

So ist man bei der Nati froh, dass Davos bereits in der dritten Saison in Folge auf das junge Tandem Gilles Senn (22)/Joren van Pottelberghe (21) setzt. Ob und wann das gedraftete Duo sich in Nordamerika versuchen wird, ist noch offen. Um Erfahrungen sammeln zu können, war Senn beim WM-Silber-Coup von Kopenhagen als Nummer 3 dabei. Nati-Coach Patrick Fischer wird jungen Tor­hütern Gelegenheit geben, sich in Testspielen weiterzuentwickeln, um das drohende Goalie-Loch stopfen zu können, wenn die Zeit von Genoni & Co. dereinst abläuft.

Seine Aktien sind gestiegen: Melvin Nyffeler (rechts) hexte die SCRJ Lakers zum Aufstieg und zum Cupsieg.
Foto: Keystone / GIAN EHRENZELLER

Ein Thema für Fischer dürfte auch Melvin Nyffeler (23) werden. Der ehemalige Junioren-Nati-Goalie hat seine Karriere neu lanciert, hexte Rapperswil-Jona zu Cupsieg und Aufstieg. Sein Kontrakt läuft noch eine Saison. Doch die Lakers hoffen, den Vertrag bald verlängern zu können, bevor sein Marktwert weiter wächst und das Inte­resse von Grossklubs konkreter wird.

Nati-Chef Raeto Raffainer ist immerhin zuversichtlich, dass die Goalie-Flaute bald wieder abebben dürfte. Nicht zuletzt dank verstärkten Anstrengungen und mehr Goalie-Trainern. Bei den 2000er-Jahrgängen wachsen langsam wieder Talente heran. So wurde der Emmentaler Akira Schmid (18), der derzeit im Camp der New Jersey Devils weilt und nächste Saison in der kana­dischen Juniorenliga WHL bei Lethbridge im Tor steht, im Sommer gedraftet.

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