Paul-André Cadieux (†77) war für Slawa Bykow (64) der erste Trainer, den er in der Schweiz hatte, als er Anfang der 90er Jahre aus der Sowjetunion in die Schweiz kam. Doch Cadieux war mehr als nur ein Coach, der Kanada-Schweizer wurde zum Freund und Vertrauten Bykows. Wie die gesamte Hockey-Familie trauert auch der ehemalige Center aus Saint-Léonard FR um den am Montag im Alter von 77 Jahren verstorbenen Cadieux.
Doch trotz Trauer versucht Bykow, sich vor allem an die schönen Momente zu erinnern. «Ich möchte seiner Familie, die eine schwere Zeit durchmachen muss, mein tiefstes Mitgefühl aussprechen», sagt er. «Wenn man bedenkt, wie energiegeladen er sein Leben lang war, ist es schwer, zu erleben, wie ein geliebter Mensch nach und nach aus dem Leben scheidet. Ich kann mir nur vorstellen, wie schmerzhaft das für sie ist.»
Er war viel mehr als nur ein Trainer
Bykow weiter: «Ich habe vor kurzem erfahren, dass Paul-André schwer krank ist. Er war eine einzigartige Persönlichkeit in der Welt des Schweizer Hockeys. Für mich war er viel mehr als nur ein Trainer. Er wurde für mich zu einer sehr engen Bezugsperson. Er war ein aussergewöhnlicher Mensch – und mein sportlicher Vater. Als wir aus Russland kamen, spürte er unsere Seele und unsere Liebe zum Eishockey sofort.»
Man habe zwar nicht die gleiche Sprache gesprochen, erzählt Bykow, doch aufgrund der grossen Liebe zum Sport sei dies auch nicht wirklich nötig gewesen. «Zwischen Paul-André und mir war die Freundschaft vom ersten Tag an präsent. Er bot uns Unterstützung von unschätzbarem Wert an – sei es auf dem Eis oder im Alltag.»
Auch Cadieux kam einst in die Schweiz
Cadieux konnte Bykows Situation nachvollziehen. «Das lag wohl daran, dass er bei seiner Ankunft in der Schweiz zuvor das Gleiche erlebt hatte», so Bykow. «Paul-André war ein Vorbild – wie er sich anpasste, sich in der Schweiz integrierte und letztlich zu einer Symbolfigur von Fribourg Gottéron wurde. Dass meine Integration in Fribourg so einfach war, ist zu einem grossen Teil ihm zu verdanken. Ich kann ihm nie genug für alles danken, was er für mich getan hat.»
Heute bleiben die Erinnerungen. Bykow: «Gemeinsam haben wir unvergessliche Momente erlebt. Aussergewöhnliche Augenblicke. Ich habe eine enorme Hochachtung vor dem Fachmann, der er war. Aber ich habe mindestens genauso viel oder sogar noch mehr für ihn als Menschen übrig. Es ist wirklich traurig, ihn gehen zu lassen. Das Eishockey hat eine ikonische Person verloren. Er hat viel für den Sport getan.»
Neben seiner Familie habe ihm Eishockey alles bedeutet. «Deshalb hat es Paul-André geschafft, diesen Sport voll und ganz und mit so viel Leidenschaft zu leben. Von ihm werde ich vor allem seine unbändige Energie in Erinnerung behalten. Ich hatte Glück, dass sich unsere Wege gekreuzt haben.»