Ihr Torriecher ist ausgeprägt. Ihre Stocktechnik stark, ihr Schuss scharf. Lara Stalder ist eine der besten europäischen Stürmerinnen – in Schwedens Frauen-Liga SDHL derzeit gar DIE Beste. Die Bilanz der Topskorerin: 32 Tore in 25 Spielen! Dazu kommen noch 18 Assists, somit führt die Luzernerin die Skorerliste mit 50 Punkten und einem Vorsprung von acht Zählern an.
Ihre erste Erklärung für den neuerlichen Aufschwung: «Je weniger ich auf dem Eis überlege, desto besser spiele ich.» Um die Bedeutung davon zu verstehen, muss man zurückblicken.
2017 wechselt Stalder nach vier Saisons an der University Minnesota-Duluth im US-Bundesstaat Minnesota nach Schweden. Schon das erste Jahr in Linköping wird punktemässig zum besten ihrer Karriere: 68 Skorerpunkte (43 Tore) in 45 Partien sind es am Ende. Die Olympischen Spiele setzen der Saison noch die Krone auf, doch in Pyeongchang bedeutet für die Schweizer Frauen-Nati überraschend der Viertelfinal (2:6 gegen Russland) das Aus.
Darauf folgt eine Saison zum Vergessen für die 25-Jährige mit nur 18 absolvierten Partien (16 Tore/22 Assists). Denn Stalder zieht sich im ersten Nati-Einsatz eine Schulter-Verletzung zu, sie fällt acht Wochen aus, muss im Januar sogar operiert werden. «Eigentlich dachte ich, die ganze Saison ist vorbei», erzählt sie, «doch vier Wochen vor der WM war ich wieder fit.» Mitspielen am Turnier kann sie trotzdem nicht, weil sie sich wenige Tage vor dem Start an der Hüfte verletzt. Saisonende.
Stalder hadert nicht nur mit dem Verletzungspech – es ist das erste Mal in ihrer Karriere, dass sie zum Zuschauen gezwungen ist. Sondern auch mit der Erwartungshaltung. «Nach Olympia war der Druck gross, auch der, den ich mir selber gemacht habe.» Sie habe Situation hinterfragt, viel zu viel nachgedacht auf dem Eis. Der Wechsel zu Brynäs nach Gävle auf diese Saison hin ist der nötige Neustart für die Nati-Stürmerin. Jetzt macht die Erklärung zu ihrem Aufschwung Sinn.
Blindes Verständnis
«Während dem Aufbau-Training im Sommer habe ich das Vorjahr abgehakt. Und die Freude am Hockey wurde noch grösser, weil ich es schätzen gelernt habe, dass ich es spielen darf», sagt Stalder im Bezug auf ihre Verletzungs-Zwangspause.
Bei Brynäs bildet sie mit den beiden Tschechinnen Katerina Mrazova (27) und Denisa Krizova (25) die Top-Sturmlinie. Mrazova kennt die Schweizerin schon aus gemeinsamen Uni-Zeiten in Nordamerika. «Unsere Chemie ist fast schon unheimlich. Wir verstehen uns blind. Ich weiss immer schon im voraus, was sie mit dem Puck machen wird.» Das Ausländer-Trio kreiert viele Chancen im Spiel und bucht kräftig Punkte – zusammen sind es schon 114!