McSorley warnt Sprunger
«Man sollte einen Wolf nicht am Schwanz ziehen»

Kopfverletzungen sind im Eishockey ein ernsthaftes Problem. Die Nationalliga interessiert das offenbar nicht.
Publiziert: 08.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:35 Uhr
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Fribourgs Sprunger kommt ungeschoren davon.
Foto: EQ Images
Dino Kessler

Fribourg, 5. März 2016. Nach 32:49 Minuten kommt der Hammermann. In Schwarz. Julien Sprunger, ansonsten Torschütze vom Dienst, nagelt den Genfer Stürmer Daniel Rubin (30) mit einem Check gegen den Kopf ins Reich der Träume. Rubin fällt hin, schlittert gegen die Bande. Hält sich sofort die linke Gesichtshälfte. Da, wo ihn Sprunger mit der Schulter erwischt hat. Für ihn ist das Spiel vorbei. Und wohl auch die Saison.

Rubin bricht sich bei dieser Attacke den Wangenknochen an drei Stellen. Erst am Tag danach kann er nach Genf zurückkehren, er wird in dieser Woche noch operiert.

Julien Sprunger (30) flüchtet nach der Attacke eiligst auf die Spielerbank. Den spontanen Rachegelüsten der Genfer Spieler will er sich entziehen. Eine Strafe? Spieler, Trainer, 6500 Zuschauer – alle verdutzt: Die Headschiedsrichter Mandioni und Wiegand lassen Sprunger ungeschoren davonkommen. Ein Fehlentscheid.

Wie auch das «Urteil» von Stéphane Auger, verantwortlich für die Abteilung Spielersicherheit (sic!) bei der National League: Er leitet nicht mal ein Verfahren ein. Kuscheljustiz. Der ehemalige NHL-Referee verfügt die Verfahren offenbar nach dem Zufallsprinzip. Dabei müsste die Liga doch darum bemüht sein, im Kampf gegen Kopfverletzungen ein Zeichen zu setzen.
Der erste Kontaktpunkt ist – das zeigen die Videobilder deutlich – Rubins Kopf. Wiederholungstäter Sprunger, dem seit 2008 für Fouls mit Verletzungsfolge insgesamt 19 Spielsperren aufgebrummt wurden, müsste für dieses Vergehen aus dem Verkehr gezogen werden. Das Argument, Rubin hätte sich die Verletzungen beim Sturz aufs Eis quasi selbst zugezogen, ist falsch: Die rechte Seite von Rubins Kopf berührt das Eis, nicht die linke.

Der Kollateralschaden des Fehlurteils: Auch Sprunger muss aufs Eis – heute in Genf. Sollte er nicht in letzter Sekunde von ­einer heimtückischen Darmbeschleunigung erfasst werden, droht ihm dort eine heftige Abreibung. Schaltet die Sportjustiz nicht, waltet die Selbstjustiz. Payback – es ist eine Ehrensache im Eis­hockey, sich für attackierte Teamkollegen zu revanchieren. Sprunger dürfte als erster Spieler in der Geschichte des Profisports heimlich für eine Sperre gebetet haben.

Und was sagt Servette-Coach Chris McSorley dazu? «Sprunger hat eine Mannschaft motiviert, die keine zusätzliche Motivation braucht. Man sollte einen Wolf nicht am Schwanz ziehen.»

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