Wenn man im Tessin vom Eishockey spricht, gibt es nur eine Frage: Ambri-Piotta oder Lugano?
Nicole Bullo: Da muss ich Sie enttäuschen. Ich bin insofern eine atypische Tessinerin, als dass ich beide Clubs unterstütze. Ich bin in der Nähe von Biasca aufgewachsen – in Claro. Nun lebe ich im Grossraum Lugano. In meiner Familie aber besteht eine relativ deutliche Ambri-Mehrheit. Meine Schwester Christina und meine Mutter sind grosse Ambri-Fans. Aber es gibt auch den einen oder anderen Cousin oder Onkel, der den HC Lugano unterstützt. Für mich gilt: Wenn eine Tessiner Mannschaft gegen eine Equipe aus der Rest-Schweiz spielt, heisst es bei mir immer: Ticino first!
Was ist der grösste Unterschied in der DNA der Clubs?
Ich denke, dass es vor allem eine geographische Angelegenheit ist. Im Sopraceneri – also nördlich des Monte Ceneri - beginnt das Ambri-Land. Aber auch ganz im Süden – also beispielsweise in Mendrisio oder Chiasso sind die Menschen eher Ambri-Fans. Die Lugano-Tifosi stammen in der Regel aus Lugano.
Sie haben Ihr halbes Leben, über zwanzig Jahre, für Lugano gespielt. War es nicht ein Kulturschock, in der Leventina anzukommen?
Nein. Im Gegenteil: Für mich war es wie ein Nachhause-Kommen – eine Rückkehr zu den Wurzeln. Mit den Ambri-Piotta Girls ist die Eishalle in Biasca unser sportlicher Lebensmittelpunkt. Dort trainieren wir, dort haben wir unsere Garderobe. Beim HC Biasca bin ich sportlich gross geworden. Bis 14 habe ich dort mit den Knaben gespielt. Danach musste ich nach Lugano wechseln – weil es im Tessin nur dort eine Frauen-Equipe auf hohem Niveau gab.
Aber weshalb sind Sie jetzt zu Ambri gewechselt?
Weil sich die Lugano Ladies, die seit fünf Jahren losgelöst vom HC Lugano (der Männer) geführt wurden, aus finanziellen Gründen zurückziehen wollten. Anfänglich spielte ich mit dem Gedanken des Rücktritts – schliesslich habe ich ein Alter erreicht, in dem man nicht mehr ewig spielen kann. Aber dann wurde das Projekt in Ambri-Piotta spruchreif. Und ich erkannte darin eine grosse Chance. Mit der Infrastruktur und der Organisation eines grossen Clubs bieten sich den Frauen ganz neue Möglichkeiten. Alles, wofür ich ein ganzes Sportlerinnen-Leben kämpfen musste (gute Trainingszeiten, eine eigene Garderobe, einen Kraftraum medizinische Betreuung), erhalten wir nun automatisch.
Zum ersten Mal haben Sie im Alter mit fünf Jahren zu Stock und Puck gegriffen. Was hat Sie damals zum Eishockey gebracht?
Eigentlich begann ich mit Eiskunstlaufen. Aber nach drei, vier Lektionen musste ich sagen: Das ist nicht mein Sport. Is Eishockey dagegen habe ich mich sofort verliebt. In meiner Kindheit spielte ich auch Basketball, Tennis und Fussball. Mein Vater, Daniele Bullo, war Profi beim FC Lugano. Aber meine Liebe galt dem Eishockey.
Was hat sich seither geändert?
(lacht) Praktisch alles. Ich war immer das einzige Mädchen, das mit den Knaben zusammenspielte – vermutlich war ich das einzige Mädchen im ganzen Tessin, das Eishockey spielte. Allein das hat sich geändert. Heute stehen die Türen für Mädchen praktisch bei allen Clubs offen.
Wie wichtig ist es, dass sich nun auch die grossen Vereine im Frauen-Eishockey engagieren?
Wie erwähnt, ist dies zentral. Es hebt unseren Sport auf ein neues Niveau: infrastrukturell und organisatorisch. Für uns Spielerinnen ist es ein entscheidender Unterschied, ob wir schon um 19 Uhr trainieren können oder – wie früher – erst um 21 Uhr. Wenn man nach dem Training erst um Mitternacht zu Hause ist, bringt dies den ganzen Rhythmus durcheinander.
Lässt sich als Frau in der Schweiz mit Eishockey Geld verdienen?
Bei Ambri-Piotta haben wir ein Modell, das uns die Spesen deckt. Wir trainieren aber ausschliesslich abends. So können wir alle noch einem Beruf nachgehen. Ich bin in einer international tätigen Eventagentur engagiert. Bei anderen Klubs wie Zug, Davos oder den ZSC Lions wird teilweise schon ein Halbprofi-Modell unterhalten. Ich bin glücklich mit den Verbesserungen, die wir erleben. Es geht Schritt für Schritt vorwärts.
PostFinance ist seit vielen Jahren eng mit dem Schweizer Eishockeysport verbunden: Das Unternehmen unterstützt mit seinem Sponsoring die beiden höchsten Eishockeyligen der Schweiz, die PostFinance Women’s League und die National League.
Den Fokus legt PostFinance auf die Förderung des Nachwuchses, zum Beispiel mit den Top Scorer, die seit letzter Saison auch in der PostFinance Women’s League auf Punktejagd gehen.
PostFinance ist seit vielen Jahren eng mit dem Schweizer Eishockeysport verbunden: Das Unternehmen unterstützt mit seinem Sponsoring die beiden höchsten Eishockeyligen der Schweiz, die PostFinance Women’s League und die National League.
Den Fokus legt PostFinance auf die Förderung des Nachwuchses, zum Beispiel mit den Top Scorer, die seit letzter Saison auch in der PostFinance Women’s League auf Punktejagd gehen.
Sprechen wir über die Nationalmannschaft. Mit 265 Länderspielen sind Sie Rekordnationalspielerin. Was bedeutet Ihnen diese Zahl?
Ich war nie auf diesen Rekord fokussiert. Es sind viel mehr die schönen Erinnerungen, die mir sehr viel bedeuten – als wir uns beispielsweise 2006 das erste Mal für die Olympischen Winterspiele qualifizierten; oder als wir 2012 an der WM und 2014 an den Winterspielen in Sotschi jeweils die Bronzemedaille gewannen. Das sind unvergessliche Erlebnisse.
Wie war es, als sie 2004 ihre erste WM bestritten?
Wir begannen quasi bei null. Wir mussten Ferien nehmen und einen Teil des Trainingslagers selber bezahlen. Und wir übernachteten regelmässig in Zivilschutzanlagen. Auf Frauen, die Eishockey spielten, hatte niemand gewartet. Das hat sich mittlerweile glücklicherweise geändert.
Mit fünf Olympiateilnahmen gehören Sie zu einem erlauchten Kreis. Wie denken Sie an Olympia zurück?
Es war für mich immer eine grosse Ehre, die Schweiz zu vertreten – und ich empfinde eine grandiose Dankbarkeit für diese Möglichkeit. Eigentlich hätte ich nach vier Olympiateilnahmen aufgehört. Mein Rücktritt aus der Nationalmannschaft war nach der WM 2020 geplant. Aber dann kam die Pandemie; und die WM wurde gestrichen. Und ich sagte mir: So kannst du nicht aufhören. Also spielte ich die Winterspiele in Peking.
Ist die Liga der Schlüssel, dass auch die Nati noch stärker wird?
Unbedingt. Die PostFinance Women's League ist die Basis für den internationalen Erfolg. Nur wenige unserer Spielerinnen sind im Ausland engagiert. Deshalb brauchen wir eine kompetitive Liga, um Niveau und Intensität im Alltag hochzuhalten.
Mit dem Spiel gegen den HC Davos am Rande des Spengler Cups steht ein weiteres Highlight an. Welche Emotionen löst dieser Termin bei Ihnen aus?
Grosse! Ich war als Fan dabei, als die Männer von Ambri-Piotta das erste Mal am Spengler Cup spielten. Wir hatten meiner Mutter die Reise geschenkt. Ich hatte das Gefühl, die ganze Leventina sei damals in Davos gewesen – es war unglaublich. Und ich kriege schon jetzt Gänsehaut, wenn ich daran denke, dass dies nun wieder so sein wird.
Und was liegt mit Ambri-Piotta in der Meisterschaft drin?
Der Start war gut. Unser Team hat sich gefunden und hält sich in der Spitzengruppe. Aber die Konkurrenz aus Zürich und Bern ist stark. Für uns heisst das: weiter arbeiten, weiter kämpfen…
… für Sie auch über diese Saison hinaus…
Wir werden sehen. In meinem Alter plant man als Spitzensportlerin nicht mehr langfristig. Aber solange ich Spass habe und mein Körper mitmacht, würde ich gerne noch eine Saison anhängen.
Dieser Beitrag wurde vom Ringier Brand Studio im Auftrag eines Kunden erstellt. Die Inhalte sind journalistisch aufbereitet und entsprechen den Qualitätsanforderungen von Ringier.
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