Dino Wieser spielt bereits seine zwölfte NLA-Saison bei den Davosern. Er ist beim HCD als Spieler gewachsen und als Mensch erwachsen geworden. Zusammen mit Bruder Marc Wieser (29) ist er zur Identifikationsfigur des Klubs gereift – die Wiesers haben die Von Arx’ abgelöst.
Die erst 27-jährige Flügelfräse Dino Wieser kann bereits auf vier Schweizermeister-Titel mit den Bündnern zurückschauen. Den Spengler Cup aber, dieses Traditionsturnier, hat der Energiestürmer noch nie gewonnen – und vor allem erst dreimal gespielt. Das erstaunt auch Trainer Arno Del Curto (60), der sich im Training auf dem Eis sofort bei seinem Schützling vergewissert. «Dino, du spielst jetzt wirklich erst den vierten Spengler Cup? Was war auch immer los?»
Ja, was war denn immer los, dass Dino Wieser in den Altjahreswochen nie mit dem HCD auf Turnier-Titeljagd gehen konnte? In seinen jungen Jahren war das Talent mit der U20 an der Weltmeisterschaft engagiert, die gleichzeitig stattfindet. Oder er wurde von Del Curto geschont. Oft aber war Dino Wieser verletzt und konnte deswegen nicht mittun. Wie letztes Jahr, als ihn eine Hirnerschütterung lahmlegte. «Ich hatte offensichtlich immer ein schlechtes Timing mit meinen Verletzungen», erkennt der Nationalspieler.
In all den Jahren hat sich der HCD zweimal den Turniersieg geholt (2011, 2006) und zweimal den Final verloren (2012, 2009). Bei der letzten Final-Niederlage gegen das Team Canada vor vier Jahren war Wieser dabei, ebenso 2013 und 2014. Und heuer nun die erst vierte Teilnahme. «Der Turniersieg wäre langsam fällig», sagt Wieser, «dieser Titel steht noch auf meiner Pendenzenliste.»
Deshalb freue er sich auf den Spengler Cup, der Davos stets in einen noch Hockey verrückteren Ort verwandle. Trainer und Wiesers Mentor Arno Del Curto betont aber, dass ihn der Kampf um einen Playoff-Platz momentan mehr beschäftige. «Natürlich ist die Meisterschaft ein primäres Ziel», so Wieser, «aber jetzt steht dieses Turnier an, und wenn wir spielen, dann wollen wir auch gewinnen.»
Diese Zielstrebigkeit des Stürmers ist mit den Jahren erst gewachsen, unter den Fittichen Del Curtos, dessen klare und direkte Worte den aufstrebenden Jungen oft auf dem richtigen Weg gehalten haben. Die Beziehung zwischen Trainer und Spieler ist innig, sie kennen sich bestens. Der gegenseitige Respekt ist riesig.
Und so spitzt man die Ohren, wenn man Del Curto nach der Entwicklung von Wieser fragt. «Wenn Dino will, Vollgas gibt und kämpft wie ein Wilder, dann spielt er sensationell», weiss Del Curto, «aber ständig so zu powern ist schwierig.» Dann gerät der 60-Jährige ins Schwärmen: «Letzte Saison in der Champions League, da habe ich die bisher besten Spiele in seinem Leben gesehen! Aber Dino kann sogar noch einen Zacken zulegen.»
Del Curto kennt dessen Potenzial. «Ich zweifle nicht daran, dass wenn es einer schafft, noch mehr aus mir rauszuholen, ist das Arno», sagt Wieser schmunzelnd. Und Del Curto weiter: «Ah ja, ein toller Mensch und ein geilä Siech ist Dino auch.» Er muss es wissen.