Seine Lebensfreude, die Liebe zum Hockey strahlt Glen Metropolit täglich aus. Dass der Kanadier auch im biblischen Sportalter von 41 Jahren bei den Adler Mannheim noch Profihockey spielt und zu den Besten gehört, ist schon aussergewöhnlich.
Die Lebensgeschichte des Ex-EVZ- und Lugano-Stars ist aber noch viel aussergewöhnlicher. Der Sport, das Hockey, das war für ihn immer ein Anker. Die Antriebsfeder für ein besseres, für ein gutes Leben.
Immer den Traum von der NHL vor Augen, hat sich Glen Metropolit nicht von den Widrigkeiten seiner Kindheit aufhalten lassen. Und sich einen Sonnenplatz erkämpft. Obwohl für Kinder aus seinem sozialen Millieu ein anderes Schicksal vorgezeichnet war. Das Schicksal seines Bruders Troy (38) etwa.
Glen und Troy Metropolit wachsen im Regent Park auf. Einem dicht besiedelten, gefährlichen Viertel Torontos, das von Drogen und Kriminalität beherrscht wird. Der kleine Glen wird zwischen Verwandten und Kinderheimen hin- und hergeschoben. Weil sich seine Mutter Linda (58), die Glen mit 17 auf die Welt gebracht hat, eine Familie gar nicht leisten kann. «Meine Mutter tat was sie konnte», sagt Glen Metropolit in einem Interview mit dem Magazin «The Hockey News».
Seinen Vater, ein Ex-Hells-Angel, lernt er nie kennen. Kurz nach seiner Geburt trennt sich seine Mutter von Glens Vater und lernt Bruce Metropolit kennen, den Vater von Troy. Doch auch seinen Stiefvater sieht Glen nur einmal – beim Besuch im Gefängnis.
Später wird er erfahren, dass schon sein Grossvater ein Alkoholiker und Drogenabhängiger war. Und seine Grossmutter miterleben muss, wie er an einer Überdosis stirbt. Glens Mutter Linda hat es nie geschafft, aus diesem Teufelskreis auszubrechen.
Für Glen Metropolit wird das Hockey zu einzigen Hoffnung. Der Junge hat einen Traum, der zum Ziel wird. Während gleichaltrige Kinder geordnet die Juniorenstufen durchlaufen, muss sich Glen mit öffentlichen Eisfeldern und College-Hockey begnügen. Für Besseres hat seine Familie kein Geld. Der kleine Glen geht in die Kirche und betet darum, eines Tages NHL-Profi werden zu können.
Während Glen seine Rettung im Sport findet, driftet Troy immer mehr in die Kriminalität ab. Ein Auto-Diebstahl geht schief. Troy und seine zwei Komplizen beschliessen, den Wagenbesitzer und seine Frau zu entführen. Doch die Opfer können fliehen. Und Troy wandert für 14 Jahre ins Gefängnis.
Dort wird er 2003 zum Mörder. Während Glen in seiner vierten NHL-Saison für Washington stürmt, gerät Troy im Hochsicherheitsgefängnis Millhaven auf dem Weg zur Dusche in eine Auseinandersetzung. Er tötet den Mitinsassen Marlan Assineway mit 22 Messerstichen. «Er war sehr gefährlich. Es ging darum, entweder er oder ich», verteidigt sich Troy später, «ich hatte ein Blackout».
2015, mit 41 Jahren, ist Glen Metropolit immer noch Hockey-Profi. Vor wenigen Monaten wird sein Bruder aus dem Gefängnis entlassen und in eine offene, aber überwachte Einrichtung in Toronto verlegt. Ausreisen darf er nicht. Ansonsten hätte sich Glen überlegt, Troy an den Spengler Cup nach Davos einzuladen.
Glen Metropolit weiss, wo seine Wurzeln sind. Und diese unvorstellbar harte Kindheit ist ein Teil von ihm. Darum ist er so dankbar für seinen Weg. Und schätzt jede Minute, die er auf dem Eis stehen kann. Und darum liebt er das Hockey mit jeder Faser seines Körpers. Weil ihm dieser Sport den Weg gewiesen hat.