Sieht man sich nicht vor, erwischt man während der festtäglichen TV-Zapperei plötzlich André Rieu. Die schlimmste Erfindung seit der Chinesischen Wasserfolter. Was das ist? Lässt sich höchstens erahnen. Aber schlimm, sehr schlimm.
Und dann: Rieu. Sein Anblick treibt selbst Gründungsmitglieder der Heilsarmee in fürchterliche Mordgedanken, man wünscht sich eine spontane Abrechnung in der Donnerkuppel – zwei gehen rein, Rieu kommt nicht mehr raus. Ist der erste Brechreiz überwunden, bleibt nur der Griff zur Fernbedienung, sonst sind die Weihnachtsferien inklusive Neujahrsrutsch im Eimer, aber sowas von.
Wieso wird der nicht in den Sommerferien ausgestrahlt, wenn keiner da ist?
Ja, warum? Vielleicht weil «es Menschen gibt, die ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm sind, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und gerne unterhalten werden wollen. Das ist eine Kernzielgruppe, die sich nicht ändert.» Das sagte der mittlerweile entlassene ProSieben-Geschäftsführer Thomas Ebeling auf die grundsätzliche Frage, warum das TV-Programm so schlecht ist.
Mindestens in der Zeit zwischen Tannenbaum und Tischbombe hält SRF wenigstens für Sportfreunde eine Alternative bereit: Den Spengler Cup. In der kuschelig ruhigen Atmosphäre des eigenen Wohnzimmers ist das eine kolossale Wohltat mit teilweise nostalgischem Nachklang. Als Kind hockte man jeweils gebannt vor dem Fernseher und stürzte sich am nächsten Morgen im ersten Tageslicht nach draussen, um das Gesehene mit Tennisball und Schläger nachzuspielen. Bis man kurz vor der nächsten Partie wieder vor der Glotze sass. Und während den Pausen konnte man beruhigt den Sender wechseln: Rieu gab es damals noch nicht zu sehen.