Zwei Jahre konnte der Spengler Cup wegen der Pandemie nicht stattfinden. 2020 wurde er wegen der aussichtslosen Lage bereits im September abgesagt, 2021 nach einem heftigen Omikron-Ausbruch erst am Vortag des Turnierstarts. Was besonders bitter war. Im SonntagsBlick sprechen fünf Davoser Protagonisten in verschiedenen Funktionen über diese Zeit und ihre Erwartungen an das Comeback des Traditionsturniers, das zum 99. Mal stattfindet.
Andres Ambühl (39), Captain und Kultspieler HC Davos
«Da es nicht nur ein Jahr, sondern zwei Jahre waren, hat in der Altjahreswoche schon etwas gefehlt. Im ersten Jahr spielten wir zwar ohne Zuschauer Meisterschaft, aber das war irgendwie komisch. Denn man dachte jeweils daran, dass man jetzt normalerweise vor vollem Haus gegen das Team Canada spielen würde.
Die Absage im letzten Jahr hat schon sehr geschmerzt. Denn wir haben uns alle so bemüht, aufzupassen und das Turnier nicht in Gefahr zu bringen. Doch dann kam es trotzdem plötzlich zu all diesen positiven Testergebnissen. Auch ich befand mich für zehn Tage in Quarantäne.
Ich freue mich nun enorm auf diese Woche, wieder daheim Hockeyspielen zu dürfen in dieser speziellen Atmosphäre, mit Superspielen und dem ganzen Drumherum. Durch die zwei Absagen ist die Vorfreude nochmals grösser. Ich denke, das wird auch den Zuschauern so gehen. Daher wird es ein spezieller Spengler Cup.»
Stefan Walser (58), Statthalter Gemeinde Davos
«Ich habe den Spengler Cup sehr vermisst, er ist für die Gemeinde Davos und den Tourismusort Davos einer der wichtigsten Anlässe im Winter. Im letzten Jahr war es natürlich ein Schock für alle Beteiligten, als man den Spengler Cup so kurzfristig wegen der nächsten grossen Corona-Welle noch absagen musste.
Umso glücklicher sind wir nun, dass dieses Volksfest in Davos wieder zurück ist und jetzt spricht definitiv nichts mehr dagegen, dass es auch stattfinden wird. Ich freue mich darauf, dass man wieder Leute trifft, die man schon lange nicht mehr gesehen hat, wieder zusammen sein und die Spiele geniessen kann. Den Spengler Cup erwarte ich so wie vor Corona, mit ausgebuchten Hotels, einer ausverkauften Eishalle und glücklichen Menschen auf der Strasse, die Freude haben an diesem Anlass.»
Marc Gianola (49), CEO HC Davos und OK-Präsident Spengler Cup
«Wir hatten jetzt fast drei Jahre für die Vorbereitung eines einzigen Spengler Cups, und das ist eine lange Zeit. Events, die länger nicht stattfinden können, haben oft auch Schwierigkeiten, wieder in Gang zu kommen. Das muss man alles jetzt mal beobachten, wie es bei uns sein wird.
2020 haben wir den Spengler Cup sehr geordnet nicht durchgeführt und 2021 sehr ungeordnet. Entsprechend war es nach der kurzfristigen Absage sehr hektisch, da ein Krisenmanagement auf die Beine gestellt werden musste. Normalerweise ist bei einem solchen Turnier die meiste Arbeit vor dem ersten Spiel gemacht, ab dann läuft es. Hier aber wurde die ganze Arbeit auf den Boden geworfen und es kam andere Arbeit auf uns zu, um all die entstandenen Probleme zu lösen. Wir hatten doppelt so viel zu tun, ohne dafür ein Turnier zu bekommen.
Ich freue mich sehr, dass die Menschen am Spengler Cup nun wieder zu einem Hockeyfest zusammenkommen können, es im Stadion wieder knistern wird und wir diese besondere Stimmung in Davos wieder erleben dürfen. Früher hatte man immer geglaubt, dass das Eventbusiness krisenresistent sei, doch ein Virus hat uns aufgezeigt, dass dem nicht so ist. Diese Erkenntnis muss man mitnehmen, damit man mit solchen Situationen auch umgehen kann, denn diese können jederzeit wieder eintreten.»
Maurice Parrée (54), Besitzer Hotel Grischa in Davos
«Wir beheimaten bei uns jeweils das Team Canada. Die meisten reisen am 24. Dezember an und feiern am 25. Dezember bei uns Weihnachten. Das ist alles weggefallen, was ein grosser Verlust war, da in den Jahren zuvor auch persönliche Beziehungen entstanden sind.
Im letzten Jahr war es besonders schwierig, weil wir innerhalb von kürzester Zeit die weggefallenen Zimmer ersetzen mussten. Normalerweise füllen wir das Haus locker zu 100 Prozent, 2021 hatten wir dann aber nur eine Auslastung von 80 Prozent. Daher war es ein wirtschaftlicher Verlust und stimmungsmässig für Davos eine kleinere Katastrophe. Einige der kanadischen Delegation waren schon bei uns im Hotel, andere sassen bereits im Flugzeug und mussten dann wieder umkehren. Auch das Material war schon verschickt worden.
Nun freue ich mich, dass Davos zwischen Weihnachten und Neujahr wieder sehr belebt sein wird und diese Feststimmung zurück ist. Ich gehe davon aus, dass die Sehnsucht, den Spengler Cup wieder erleben zu können, gross ist. Das zeigt mir auch mein Netzwerk, es gibt darin viel mehr Leute als in früheren Jahren, die mich nach Tickets fragen.»
Seigi Sterkoudis (53), Gastronom, langjähriger Chef des Pöstli-Clubs, nun Mitbetreiber des neuen Secret Mountain
«Als es im letzten Jahr am 25. Dezember frühmorgens plötzlich hiess, dass der Spengler Cup nicht stattfinde, war das für uns Gastronomen natürlich sehr einschneidend. Wie eine Faust in den Magen. Der Spengler Cup ist einfach ein Muss für Davos! Wir haben das dann natürlich wirtschaftlich enorm gespürt und viele der lustigen Gäste, Prominenten und ehemaligen Hockeyspieler, die uns stets besucht haben, kamen nicht. Wir waren im Pöstli-Club vom 26. bis 30. Dezember eigentlich ausgebucht und plötzlich hagelte es Stornierungen. Es war der Wahnsinn nach dieser kurzfristigen Turnierabsage!
Ich bin überglücklich, dass wir nun wieder im normalen Leben angekommen sind und der Spengler Cup endlich wieder stattfinden kann. Das ist extrem wichtig für den HCD, für Davos – aber auch für die Menschen und ihr Gemüt.»