Soziales Engagement für die Bevölkerung
Lugano-Profis punkten auch im Sommer

Die Profis vom HC Lugano unterstützen ehrenamtliche Hilfsorganisationen und Stiftungen. Sie helfen und treffen Menschen, die die Corona-Krise hart getroffen hat. Ihre soziale Kampagne haben die Bianconeri «Forza Lugano, forza!» getauft.
Publiziert: 01.07.2020 um 13:31 Uhr
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Lugano-Captain Alessandro Chiesa (l.) bereitete selbst Würste zu.
Foto: HC Lugano
Nicole Vandenbrouck

Solidarität und Dankbarkeit. Diese Tugenden sind im stark betroffenen Tessin in der Corona-Krise gewachsen. Auch der HC Lugano hat sich entschlossen, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben.

Mitten im Lockdown Anfang Mai riefen die Bianconeri ein soziales Projekt ins Leben und tauften es «Forza Lugano, forza!». «Während dieser surrealen Phase unseres Lebens wurde uns bewusst, wie wichtig die Normalität ist», sagt Präsidentin Vicky Mantegazza (54). Gleichermassen bewusst wie die Bedeutung von vielen ehrenamtlichen Hilfsorganisationen und Stiftungen, die sich in der Region um Lugano engagieren – natürlich schon vor der Pandemie, aber inmitten der Corona-Krise noch intensiver.

«Diese Organisationen und ihre Menschen dahinter bereichern unsere Region», so Mantegazza. Wie dies auch der HC Lugano tut – meistens in etwas hellerem Rampenlicht. «Viele arbeiten und helfen im Hintergrund. Wir möchten ihnen etwas Gutes tun und sie mit unserer Bekanntheit etwas mehr in den Vordergrund stellen.» Dies mit Hilfe der Spieler. Sie stellten sich für einige Stunden in den Dienst dieser Stiftungen oder Hilfswerken. Oder unterstützten Senioren, die von der Corona-Krise besonders betroffen sind und zur Risikogruppe zählen. Und machten Menschen mit Beeinträchtigungen Mut in dieser schwierigen Zeit.

Captain Chiesa stellt Würste her

Dem Circolo Anziani Pregassona, ein Verein, der Ältere und Bedürftige unterstützt sowie Aktivitäten für sie organisiert, standen in zwei verschiedenen Aktionen Sandro Zurkirchen (30) und Alessandro Chiesa (33) zur Seite. Goalie Zurkirchen lieferte dem Verein 76 Pizzen aus, die Mitgliedern oder Bedürftigen verteilt wurden. Lugano-Captain Chiesa stand sogar selbst in der Küche.

Aus 10 Kilogramm Fleischmasse stellte der Verteidiger Luganighettas her, eine typische Tessiner Wurst. Die Därme zu befüllen, ist keine leichte Aufgabe. «Die erste Wurst gelang mir noch gut», erzählt Chiesa, «danach hatte ich immer mehr Mühe. Ich habe halt nicht so feine Hände, wie auf dem Eis eben», witzelt er. Danach bereitete er noch ein Risotto zu für das traditionelle Menü und lieferte die warmen Mahlzeiten dem Circolo Anziani aus. «Die Dankbarkeit war riesig», so Chiesa, «mit kleinen Gesten kann man Grosses bewirken.» Das Tessin sei vom Coronavirus härter getroffen worden als die restliche Schweiz, deshalb wolle der HC Lugano mit gezielten Aktionen helfen. «Unsere Mannschaft ist da für die Region.»

Ein emotionales Erlebnis der ganz anderen Art hatte Julian Walker (33). Er traf in Zusammenarbeit mit dem Verband InSuperAbili auf Behindertensportler und spielte mit ihnen Basketball – im Rollstuhl. «Es war anstrengender, als ich es mir vorgestellt habe.» Der Stürmer der Bianconeri wählt seine Worte mit Bedacht, im Bewusstsein, dass er nach zwei Stunden wieder aufstehen konnte, und die Rollstuhlsportler offen – und teils auch humorvoll – mit ihrem Schicksal umgehen. «Es hat Spass gemacht. Weil Sport verbindet, die Freude am Spiel war sofort da. Die Rollstuhlsportler liessen auch ihren Ehrgeiz aufblitzen. Es hat sich sogar ein Trashtalk entwickelt», erzählt Walker.

Grosse Wertschätzung

Die Wertschätzung für das Engagement der Luganesi hat Walker genauso gespürt wie seine Teamkollegen. Wie Raffaele Sannitz (37) und Luca Fazzini (25) bei der letzten Aktion, als sie mit beeinträchtigten Menschen des FC Lugano Special Needs Fussball spielten. Fazzini: «Diese Erfahrung hat mir klar gemacht, dass das Anderssein nur in den unterschiedlichen Qualitäten liegt, die jeder Mensch hat.» Oder wie Youngster Elia Riva (22), der in einer Bäckerei bei der Gipfel-Produktion dabei war, die danach an die Mitarbeiter der Stiftung OTAF gingen, die Menschen in ihren Wohneinrichtungen ganzheitlich betreut. Oder wie Dario Bürgler (32), der die Telefon-Seelsorge «Telefono Amico» (Die dargebotene Hand, 143) unterstützte. «In den letzten Monaten haben die Anrufe sicher zugenommen, weil die Corona-Krise für viele Schicksale hervorrief», so Bürgler.

Er beschreibt die Kampagne «Forza Lugano, forza!» seines Klubs so: «Sie schafft ein Verbundenheitsgefühl, sowohl mit den Fans als auch mit allen Menschen der Region.» Diese Verbundenheit möchte auch Vicky Mantegazza herausstreichen. Die Präsidentin hat als Zeichen dafür aus Stoffstücken der einstigen Matchleibchen eine Brosche kreiert für alle Saisonabo-Besitzer.

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