Silbermedaillen-Gewinn der Schweizer Nati 2013: Sven Andrighetto fiebert damals zuhause vor dem TV mit. Silber-Triumph 2018: Der Stürmer ist mittendrin, kurbelt mit seinem versenkten Penalty im Final die Gold-Hoffnung so richtig an.
Vermutlich ein unbeschreiblicher Augenblick? «Schon meine Schwester hat mich gefragt, was ich in jenem Moment gedacht habe», so Andrighetto, «aber da darf man nicht denken, sonst wird man nervös.» Der 25-Jährige glaubt an sich und seine Fähigkeiten. Als Trainer Patrick Fischer ihn fragt, als welcher Schütze er anlaufen möchte, sagt er: «Als Erster. Ich hatte das Selbstvertrauen, habe dann aber doch noch einmal tief durchgeatmet.»
Silber gewonnen, nicht Gold verloren
Vier Tage später sitzt Andrighetto im Zürcher Lindenhof und blickt auf die Limmat. Die Silbermedaille glänzt in seinen Händen. «Ich muss es immer noch sacken lassen», gesteht er, «aber mit dem Empfang am Montag kam der Stolz und mittlerweile das positive Gefühl, Silber gewonnen und nicht Gold verloren zu haben.»
An die bitteren Momente nach der Final-Niederlage aber erinnert sich der Zürcher Oberländer noch. Die jubelnden Schweden waren omnipräsent. «Ihre Garderobe hatten sie neben uns, wir hörten sie. Und später kamen sie in den gleichen Klub in dem wir waren.»
«Den Weg weitergehen»
Soll ein WM-Final wirklich im Penaltyschiessen entschieden werden? Was wäre gewesen wenn? Fragen kreisen zwar noch, doch abhaken ist besser als grübeln. «Wir haben ja gezeigt, wie nahe wir Gold kommen können. Jetzt müssen wir diesen Weg weiter gehen.» Heisst? Die Schweiz müsse sich vor keinem Gegner mehr verstecken.
Für Andrighetto persönlich ist dieses WM-Silber die Krönung einer wichtigen Saison seiner Karriere. Im März 2017 ist er von Montréal nach Colorado getauscht worden. Der Schlüssel für seine Weiterentwicklung.
Denn in Montréal pendelt der Stürmer in den knapp drei Saisons ständig zwischen NHL und AHL. Eine mentale Herausforderung. «Auch wenn sie dich immer wieder runter schicken, man muss dennoch positiv bleiben und Leistung zeigen.» Doch für diese «harte Schule AHL», wie er sagt, ist er heute dankbar. Denn auf dem Silbertablett sei ihm nie etwas serviert worden.
Aus dem Schatten von Josi und Hischier
Bei Colorado hingegen passt er ins Team, man setzt auf ihn. Dass er zwischenzeitlich 32 Spiele verpasst wegen einer Fussverletzung ist der einzige Wermutstropfen. Ansonsten ist es Andrighetto gelungen, sich aus dem Schatten der anderen Schweizer NHL-Stars wie Josi oder Hischier zu spielen.
Zufrieden gibt er sich damit aber nicht. «Jetzt habe ich eine Basis gelegt. Der nächste Schritt ist, dass ich diese Leistung versuche zu übertreffen.» Andrighetto will mehr, das motiviert ihn. Den Biss und das Selbstvertrauen dafür hat er jedenfalls.
******
Als Teenie nach Kanada für den NHL-Traum
An der Türschwelle zur National League steht er, doch Sven Andrighetto kehrt der Schweiz als 18-Jähriger den Rücken. Denn der Traum NHL ist zum Ziel geworden. Er entscheidet sich, ins kanadische Junioren-Team Huskies de Rouyn-Noranda zu wechseln, ins Niemandsland der Provinz Quebec.
Er sieht es als Vorteil an, schon als Junior auf dem kleinen Feld zu spielen und wählt diesen Weg. In der zweiten Saison ist er der beste Huskies-Spieler mit 98 Punkten in 53 Quali-Spielen.
Der Stürmer stammt aus der Nachwuchs-Abteilung der ZSC Lions. 2013 wird er in der dritten Runde von Montréal gedraftet, nachdem er zuvor zwei Jahre nicht gewählt worden ist.