Schraube international angezogen
Droht auch bei uns das Bully-Chaos?

Am Karjala-Cup gab es Strafen gegen Bully-Sünder. Werden die Regeln bald auch in der National League verschärft angewandt?
Publiziert: 14.11.2017 um 17:18 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 05:30 Uhr
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Kampf um den Puck: Der Davoser Andres Ambühl (links) beim Bully gegen den Lausanner Dustin Jeffrey.
Foto: KEY
Stephan Roth und Dino Kessler

Fassungslose Gesichter beim Karjala-Cup in Finnland: Die einheimischen Linienrichter greifen bei den Bullys gnadenlos durch. Sie schicken Spieler weg. Und im Wiederholungsfall beim gleichen Anspiel gibt es gar Strafen. Das führt bei den Teams für Aufregung und Diskussionen.

Es erwischt auch einen Schweizer: Tristan Scherwey, der die Nati gegen Tschechien (2:3) vor dem 1:3 in doppelte Unterzahl versetzt. «Was habe ich gemacht?», ruft der SCB-Stürmer, der in der Liga in dieser Saison noch keine einzige Strafe kassiert hat, mit Fragezeichen in den Augen.

«So ruiniert man das Eishockey»

Der Hintergrund der Bully-Inquisition: Die NHL verschärfte im Sommer ihre Regelinterpretation, was in den Vorbereitungsspielen zum grossen Chaos und Wut bei Fans und Spielern führte. So tobte Bostons Brad Marchand: «Die Bully-Regel ist ein absoluter Witz! So ruiniert man das Eishockey.»

Im Sog der NHL beschloss der internationale Verband, ebenfalls rigoros gegen unsaubere Anspiele vorzugehen. Bei uns in der Liga blieb man bisher aber relativ kulant, was auch IIHF-Schiri-Boss Konstatin Komissarow bemerkte, der nach dieser Saison abtritt und durch seinen derzeitigen Zuger Stellvertreter Danny Kurmann ersetzt wird.

Ob das so bleibt, wird sich zeigen. Nati-Chef Raeto Raffainer wird am Mittwoch bei der Ligaversammlung wie gewohnt nach internationalen Einsätzen seine Beobachtungen weitergeben und damit eine Diskussion eröffnen. Er sähe bei einer plötzlichen Anpassung der Regelauslegung allerdings Probleme auf die Liga zukommen und rät daher von Änderungen ab.

«Das hat auch mit Spielintelligenz zu tun»

Folgen die Klub-Manager der kleinlichen Linie der Schiedsrichter in Helsinki, ist das Chaos garantiert. Die Fans, deren Nerven schon beim jetzigen oft langatmigen Bully-Prozedere strapaziert werden, dürften toben und die Welt nicht mehr verstehen, wenn dann sogar Strafen ausgesprochen werden. So wie vor einem Jahr, als mitten in der Saison ein härterer Kurs bei (Stock-)Fouls eingeschlagen wurde und eine Strafenflut die Liga erschütterte.

ZSC-Sportchef Sven Leuenberger sieht allerdings keinen Handlungsbedarf bei der Handhabung der Bullys. «Jeder kennt das Reglement», sagt er. «Das hat auch mit Spielintelligenz zu tun. Man weiss es ja, wenn davor einer weggeschickt wurde.»

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