Herr Lüthi, seit 22 Jahren sind Sie das Gesicht des SCB. Kaum einer wusste, wer im Verwaltungsrat sitzt. Das wird sich nun ändern. Kratzt das am Ego?
Marc Lüthi (58): Sicher nicht. Die operative Führung liegt weiterhin in meinen Händen. Man muss über die eigene Nasenspitze hinausschauen. Ich werde nicht jünger. Und schliesslich soll es den SCB auch in 20 Jahren geben.
Gibt es Rücktrittspläne?
Nein. Im Moment gilt es, mit voller Kraft dieses Tief zu überwinden.
Was bedeuten Mark Streits und Roman Josis Engagement für den SCB?
Es ist cool, bekennen sich zwei Persönlichkeiten, die unser Hockey geprägt haben und noch immer prägen, zum Klub. Es geht um Verjüngung in der Gesamtführung. Und sie bieten uns eine Perspektive nach vorne, insbesondere in sportlichen Angelegenheiten.
Sind Sie froh, neben der unerfahrenen Sportchefin Schelling noch Mark Streit zu wissen?
Sein Engagement hat nichts damit zu tun. Wir trennen strikt zwischen strategischer und operativer Führung.
Aber Streit wird den Klub in Sportfragen unterstützen.
Primär geht es um Nachwuchsförderung. Aber es wäre ja blöd, würden wir sein Know-how nicht nutzen. Deshalb sitzt er in der Sportkommission.
Weshalb wollten Sie sich nicht zum Engagement äussern?
1998 meinte ein VR-Mitglied anlässlich eines Testspiels in Lyss, der Trainer brauche gar nicht erst einen Wintermantel zu kaufen, falls das Team weiterhin so schlecht spiele. BLICK schrieb daraufhin und bis zur Entlassung von Pekka Rautakallio von den Wintermantel-Playoffs. Seither äussert sich der VR nicht mehr zu operativen Themen. Und ich mich nicht zu strategischen Bereichen.
Was ändert sich für Sie?
Ich habe neue Sparringpartner im Verwaltungsrat. Es war immer von mir die Rede, weil ich nach aussen auftrete. Dabei hatte ich immer Widersacher. Das akzentuiert sich nun.
Der Verwaltungsrat nickte Ihre Vorschläge doch einfach ab.
Das ist eine grosse Illusion. Wir führen viele Gespräche. Das ist kein Nicker-Gremium und wird nie eines sein. Es gab nie einsame Entscheide von mir.
Es wird behauptet, Sie vertragen keine starken Personen neben sich.
Blödsinn. Haben Sie das Gefühl, es gibt keine starken Personen bei uns? Glauben Sie, ich bin ein Genie? Ich mag starke Persönlichkeiten. Wenn alle nur machen, was ich will, wären wir nie so weit gekommen. Es braucht eine Streitkultur. Es ist immer und überall ein Miteinander.
Vielleicht traut sich niemand, Ihnen zu widersprechen.
Das gibt es bei uns nicht. Ich kann zwar bestimmend sein. Manchmal ist das auch nötig, aber im Grundsatz sind wir auf jeder Stufe eine Demokratie.
Was hat es mit dem Engagement Carlo Bommes, dem Besitzer einer Eventfirma auf sich?
Wir brauchen in 10 Jahren eine Lösung für unser Stadion. Dann läuft der Mietvertrag aus. Carlo und auch Pascal Dietrich verfügen in ihren Bereichen über viel Know-how.
Wo liegen die grössten Herausforderungen?
Wir wissen nicht, wie die Welt nach Corona ausschauen wird. Was passiert mit der neuen Saison? Spielen wir? Können wir sie finanzieren? Wollen die Leute noch Grossevents besuchen? Darüber zu diskutieren, ist müssig. Es wäre reine Spekulation.
In einer Woche findet die Ligaversammlung statt. Es geht auch um Auf-/Abstieg.
Es darf keinen Absteiger geben. Es kann nicht sein, dass wegen des sportlichen Drucks auch der kommerzielle Druck weiter steigt. Deshalb müssen wir alle Massnahmen treffen, damit diese Teams nicht noch mehr in den Schlamassel kommen.
Am Freitag ist Hockey-Legende Simon Schenk verstorben. Was hatten Sie für eine Beziehung zu ihm?
Als ich begann, war er zusammen mit Luganos Beat Kaufmann der grosse Mann. Es gab an den Ligaversammlungen legendäre Streitgespräche. Sie gaben sich «Saures» auf eine gute Art. Roli von Mentlen war auch dabei. Das waren die grossen Figuren damals. Für mich unvergesslich.