BLICK: Herr Leuenberger, Sie stehen im Playoff-Final, müssen Ende Saison aber trotzdem gehen. Liegt es daran, dass Sie für viele der kleine Lars sind?
Lars Leuenberger: Schwierige Frage. Letztlich geht es generell um Schweizer Trainer. Wir müssen uns verbessern, selbstsicherer auftreten. So wie es die Nordamerikaner tun. Wichtig ist aber auch, dass Klubs und Spieler mitziehen, uns das Vertrauen geben.
Wie meinen Sie das?
Ich war selbst Spieler. Einem Kanadier hat man vielleicht mehr abgenommen als einem Schweizer. Wir kannten nichts anderes. Doch ein Name oder eine Nationalität, das können längst keine Argumente mehr sein. Wir Schweizer müssen stärker zusammenhalten. Es braucht mehr Mut.
Denken Sie, man hätte mit Ihnen verlängert, wenn Sie Lionmountain oder so heissen würden?
Vielleicht wäre es was anderes. Ich brauche mich nicht zu verstecken, stehe als Trainer zum dritten Mal im Final. Nun hoffe ich, dass Patrick Fischer mit der Nati Erfolg haben wird. Dann sehen die Leute, dass es funktioniert. Es kann der Durchbruch für uns Schweizer sein.
Hat Ihnen der SCB eine faire Chance gegeben?
Für eine perfekt faire Chance hätte man die Playoffs abwarten sollen.
Sie geben sich stets locker. Doch wie siehts im Innern aus?
Die Zeit der Ungewissheit war nicht leicht. Zum Glück habe ich eine Familie, die nie in Panik ausbrach. Auch als es hiess, ich dürfe nicht bleiben.
Aber an Ihnen prallt schon nicht alles ab?
Nein, der Entscheid des Klubs hat mir wehgetan. Ich wollte mit Bern etwas erreichen. Im Moment sind wir auf dem richtigen Weg. Es wird schmerzen, die Schlüssel abgeben zu müssen. Doch ich habe meinen Frieden gefunden.
Man wollte Sie in der Nati-Pause feuern.
Ich war überrascht, als ich das hörte. Ich fand es schon unnötig, überhaupt an eine Entlassung zu denken. Leute, die einzig auf die Resultate schauten, fanden es schlimm. Doch man hätte auch die Entwicklung sehen sollen.
Wieso kamen die Resultate nicht?
Ohne meinen Vorgänger zu kritisieren: Doch als ich übernahm, waren wir nicht in Form. Dann brauchte es Zeit, bis die Jungs mein System verstanden. Und schliesslich fehlten uns Spieler, die wir nun zur Verfügung haben. Es war eine schwierige Saison. Und nach Weihnachten musste ich meinen Mann stehen.
Können Sie das näher erläutern?
Läufts nicht, heisst es nicht: Lars ist ein cooler Typ, alles ist gut. Es entstehen Reibungen. Im Sturm musste ich das Ruder halten. Doch nicht alle waren an Bord. Das ist ganz normal. Nicht alle stehen in der Krise hin.
Wie erlebten Sie die?
Es gab keine Meuterei. Aber es gehört dazu, dass es in der Garderobe auch mal knallt und man sich die Meinung sagt. Vielleicht kommt dann auch mal was zurück, weil ich noch jung bin. Diese Gespräche waren wichtig.
Gab es Spieler, die mit Ihren Ideen nicht einverstanden waren?
Ich war selbst Spieler. Man ist nicht immer mit dem Trainer einverstanden. Wichtig ist, dass man offen diskutieren und es von Mann zu Mann regeln kann. Ich behaupte, deshalb sind wir nun da, wo wir sind.
Woher nehmen Sie Ihre Energie?
Zu Hause beim Spielen mit den Kindern. Luis ist vier. Milo zwei. Sie bekommen nicht viel mit, fragen einzig, ob ich zum Zamboni gehe. Sie haben Spass an der Eismaschine, denken wohl, ich sei Eismeister (lacht).
Wie hilft Ihre Frau Nicole?
Sie weiss, wann ich meine Ruhe brauche, lässt mich nachts schlafen. Springt der Kleine mal zu uns ins Bett, habe ich aber auch schon das Zimmer gewechselt. Unsere Familie ist wunderbar.
Wie sieht Ihre Zukunft aus – wechseln Sie zu Langnau?
Darüber habe ich mir wirklich noch keine Gedanken gemacht. Ich muss nach der Saison einen freien Kopf haben und überlegen, was ich überhaupt will. Ich habe noch keine Gespräche geführt.