Nati-Star Raphael Diaz
Wie ist das, wenn plötzlich ein Ex-Mitspieler der Trainer ist?

Nach fünf Jahren in Nordamerika (Montréal, Vancouver, Calgary, New York Rangers) spielt Raphael Diaz (30) ab nächster Saison beim EVZ. In der Nati fühlt sich der Verteidiger schon zuhause, dass er aber auch nach dem Sommer in der Schweiz bleiben wird, realisiert der Zuger noch nicht.
Publiziert: 03.05.2016 um 18:20 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:52 Uhr
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Der Ex-NHL-Söldner Raphael Diaz exklusiv im Blick-Interview.
Foto: Blicksport
Nicole Vandenbrouck

BLICK: Raphael Diaz, dass Sie mit der Nati an der WM dabei sein können, ist dies nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen für Sie?

Raphael Diaz: Natürlich wäre es schön, wenn man in der NHL die Playoffs spielen kann. Unser Ausscheiden war enttäuschend, darum ist die WM-Teilnahme mit der Nati für mich nun schon eine grosse Freude. Man muss diese Dinge unterscheiden können. Nach dem Playoff-Out brauchte ich ein paar Tage, um die Batterien aufzuladen und mich auf die Nati einzustellen. Jetzt gilt mein voller Fokus ihr.

Letztmals spielten Sie vor drei Jahren eine WM, mit welchem Gefühl gehen Sie nach Russland?

Mit einem guten Gefühl, Freude und Spass stehen im Vordergrund. Die Stimmung ist gut, der Wille da. Ich kenne aber nicht mehr alle Spieler, viele junge sind dazugekommen.

Dafür kennen Sie Trainer Patrick Fischer gut.

(lacht) Stimmt, mit ihm habe ich lange zusammengespielt.

Wie ist das, wenn plötzlich ein ehemaliger Mitspieler Ihr Trainer ist?

Das kann nur positiv sein. Er kennt mich gut, ich ihn. Fischi möchte aus jedem Spieler das Maximum herausholen.

Haben Sie nun nur die WM im Blick, oder denken Sie schon daran, was danach auf Sie zukommt? Zum Beispiel der Umzug nach Zug?

Das ist noch weit weg für mich. Wenn ich etwas in den letzten Jahren gelernt habe, ist es, dass man sich auf den Augenblick konzentrieren muss. Was in Zukunft auf mich wartet, kann ich jetzt noch nicht beeinflussen. Ich denke jetzt ans letzte Vorbereitungsspiel in Basel. Und dann an die WM. Was danach folgt, werde ich Schritt für Schritt angehen und mich darum kümmern. Aber ich muss nicht viel zügeln, mein Appartement habe ich möbliert gemietet. Es sind also vor allem meine Kleider.

Die ganze Saison haben Sie in der AHL bei Hartford verbracht, am Schluss durften Sie noch ein Playoff-Spiel mit den New York Rangers absolvieren. War das ein Zückerchen auf die schwierige Saison?

Zum Saisonbeginn war die Enttäuschung gross, als ich in die AHL musste. Dort habe ich mich aber dann doch gut zurechtgefunden. Auch nach meiner Verletztung bin ich gut zurückgekehrt. Die Saison hat dann doch noch Spass gemacht. Aber natürlich war es ganz anders als in der NHL, ich war der drittälteste Spieler, hatte dadurch eine ganz andere Rolle im Team, sah viele junge Zukunftshoffnungen. Für mich persönlich war es schön, dass ich noch einmal in der NHL auflaufen konnte. Dass wir so schnell aus den Playoffs geflogen sind, war bitter.

Sind Sie stolz darauf, was Sie in Übersee erreicht haben? Als nicht gedrafteter Spieler sind Sie nun doch auf über 200 NHL-Spiele gekommen. Oder ist es frustrierend, dass dieses Abenteuer nun vorbei ist?

Ich nehme sicher das Positive aus diesen Jahren. Ich habe viel gelernt drüben. Das Eisfeld ist kleiner, das Spiel schneller, man muss anders spielen und denken. Auch technisch und läuferisch hat es mir viel gebracht für meine Entwicklung.

Sie sind seit wenigen Tagen in der Schweiz, fühlt es sich wie ein nach Hause kommen an?

In diesem Moment noch nicht. Es braucht noch Zeit, um die letzten fünf Jahre zu verarbeiten. Hier in der Nati fühle ich mich zwar zuhause, realisiere aber noch nicht, dass ich nach dem Sommer auch in der Schweiz bleiben werde.

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