Prügelei und Tor omnipräsent
Lugano-Schlachtross Sannitz spielt 91. Derby

Emotionen sind garantiert. Ob mit oder ohne Fans. Die Tessiner Derbys sind und bleiben unvergleichlich. Das bestätigt Lugano-Oldie Raffaele Sannitz (37). Und erinnert sich an spezielle Momente.
Publiziert: 06.03.2021 um 16:40 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2021 um 17:12 Uhr
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Die schönste Aussicht: Raffaele Sannitz sieht in einem Derby 2016, wie der Puck ins Ambri-Tor geht.
Foto: Keystone
Nicole Vandenbrouck

Raffaele Sannitz hat schon viele Schlachten geschlagen für den HC Lugano. Der Stürmer spielt seit dem letzten Jahrhundert für die Bianconeri. Mit nur kurzen Ausleihen nach Sierre, Chur und Kloten. Sannitz ist ein sogenannter «Franchise Player». Ein Gesicht des Klubs. Oder in Zahlen: 883 gespielte NL-Partien im Lugano-Dress.

Und die Speziellsten dabei? Natürlich die Tessiner Derbys. Am Sonntag läuft Sannitz in Ambri zu seinem 91. Duell mit dem Kantonsrivalen auf. Nur zwei einstige Spieler haben noch mehr Derbys auf dem Buckel als der 37-Jährige: Julien Vauclair (41) kommt auf 102 Derby-Einsätze mit Lugano, Nicola Celio (48) auf 101 mit Ambri.

Sein schönstes Tor

In seiner Karriere hat Sannitz erst ein Derby ohne Zuschauer erlebt. Vor Weihnachten nach seinem Comeback nach überstandener Schulterverletzung. Viel präsenter sind die Erinnerungen an frühere Duelle. Nach besonderen Momenten gefragt, berichtet der Luganese von zweien: von einem Tor und einer Prügelei.

«Ich erinnere mich noch genau an den Slapshot von der blauen Linie, der rein ging.» Das war am 15. September 2003 beim 6:4-Sieg Luganos. Sannitz weiss es noch so genau, weil er als damals erst 20-Jähriger neben Star-Stürmer Ville Peltonen (47, Fi) spielen durfte.

Geprügelt hat er sich eine Saison zuvor. Mit Ambris Abwehr-Hünen (1,90 m) Martin Stepanek (49, Tsch). «Aber nach dem Spiel haben wir darüber gelacht», erzählt Sannitz schmunzelnd. Die unvergesslichsten Derbys bleiben aber jene des Playoff-Viertelfinals 2006, als Lugano in der Serie 0:3 mit dem Rücken zur Wand stand und sie noch gewann.

Elektrisierende Atmosphäre

Die Besonderheit der Tessiner Derbys? Für Sannitz auch nach 20 Jahren noch schwierig, in wirklich treffende Worte zu fassen. «Die Rivalität ist unvergleichbar und im Tessin schon einige Tage vor und nach dem Spiel spürbar.» Die Atmosphäre sei einmalig und elektrisierend. «Dieser Funke springt auf uns Spieler über, lädt uns auf.» Von dieser Wirkung seien neue Ausländer oder Deutschschweizer in ihrem ersten Derby immer überrascht.

Diese Emotionen entladen sich zwangsläufig auf dem Eis. Selbst jetzt ohne Zuschauer im Stadion. «Natürlich ist es traurig, weil wir die Emotionen der Fans nicht direkt fühlen», so Sannitz, «aber wir wissen, dass sie zuschauen, und wollen sie nicht enttäuschen.» Für explosive Emotionen reicht es dem Luganese, wenn er ständig das Ambri-Logo auf der Brust seiner Gegner sieht. Man spürt, wie er sich voller Vorfreude die Hände reibt.

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