Pleiten wegen Geister-Atmosphäre?
SCB-Coach packt Spieler bei der Ehre

Die leeren Stadien machen den Spielern zu schaffen. Sie müssen das Feuer selbst entfachen. Dem SCB und Biel gelingt das derzeit überhaupt nicht.
Publiziert: 11.11.2020 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2020 um 13:36 Uhr
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SCB-Coach Don Nachbaur: Ist er beim Kartenspielen wettbewerbsfähiger als sein Team auf dem Eis?
Foto: Urs Lindt/freshfocus
Angelo Rocchinotti, Nicole Vandenbrouck und Bruno Hayoz

SCB-Coach Don Nachbaur schüttelt nach dem 2:6 gegen Davos, der höchsten Saisonniederlage, den Kopf. «Wir verloren zu viele Zweikämpfe, waren zu locker vor dem eigenen Tor. Es fehlten die Emotionen», so der Austro-Kanadier. Auf die Bemerkung eines Journalisten, es sei halt schwierig, so gänzlich ohne Zuschauer, meint Nachbaur: «Alle Teams spielen ohne Zuschauer. Es ist eine Frage des Stolzes. Wenn ich Karten spiele, will ich auch wettbewerbsfähig sein. Bin ich es nicht, verliere ich. Für die Spieler sollte es dasselbe sein, wenn sie das Eis betreten.»

Von fehlendem Stolz will Thomas Rüfenacht nichts wissen. «Klar sah es nach dem 2:5 so aus, als würden wir den Kopf hängen lassen. Aber wir machten im zweiten Drittel Druck, waren nahe dran. Der Puck lief nicht für uns. Die Frustration stieg», so der Stürmer. «Sicher ist es schwierig, ohne Zuschauer. Man muss das Feuer selbst entfachen, sich gegenseitig pushen und sich auch mal anschreien. Das ist ein Lernprozess.»

«Biss, Feuer und Emotionen fehlten»

Normalerweise peitschen in Bern 17'031 Fans ihr Team nach vorne. Und pfeifen auch mal, wenn ihnen die Leistung nicht passt. Jetzt herrscht Stille. Es ist kalt und trostlos. Die Davoser feuern sich gegenseitig an. Auf der SCB-Bank bleibt es hingegen meist stumm.

«Es fehlten der Biss, das Feuer und die Emotionen», spricht Verteidiger Beat Gerber Klartext. «Wir haben es auch in anderen Spielen nicht geschafft, das Feuer zu entfachen. Jeder ist gefordert, mehr zu bringen. Gelingt einem Teamkollegen etwas Gutes und kommt von der Bank Applaus, stichelt das die Mitspieler an. Es ist wie ein Schneeball, der immer grösser wird.»

Auch Gerber sagt: «Die Zuschauer fehlen. Aber das soll keine Ausrede sein. In anderen Stadien ist es auch laut.» Zudem sei man mit dem 1:0 nach 57 Sekunden ja gut gestartet. «Doch dann kassierten wir praktisch im Gegenzug das 1:1. Man spürte, dass auf der Bank Zweifel aufkamen. Genau in diesem Moment wäre es wichtig gewesen, Biss zu zeigen, das Spiel wieder in die Zone des Gegners zu verlegen. Doch wir kamen meist einen oder zwei Schritte zu spät. Und wenn wir mal den Puck hatten, spielten wir noch einen Fehlpass und wurden eingeschnürt.»

«Fans sind unersetzlich»

Auch der EHC Biel tut sich derzeit schwer. Die Seeländer kassieren gegen Zug (4:5 n.V.) die fünfte Niederlage im siebten Spiel. «Wir haben wieder ein gutes Spiel gezeigt. Es ist hart, so zu verlieren», sagt Trainer Lars Leuenberger. «Der Charakter ist da, das Team lebt.»

Für Biel war es das erste Spiel nach zweieinhalb Wochen. «Zuerst die Quarantäne, dann die Nati-Pause. Und dann soll man am Tag X wieder bereit sein. Früher hatte man sich nach einem strengen Saisonstart auf die November-Pause noch gefreut. Aber ich sagte oft, dass die Mannschaft, die mit diesen Umständen am besten umgehen kann, eine gute Saison haben wird», so Leuenberger.

Fribourg scheinen die Umstände nichts auszumachen. Gottéron hat sechs von bisher acht Partien gewonnen. Eigentlich sollten die Spieler zufrieden sein. Doch Torhüter Reto Berra zeigt wenig Freude. «In leeren Stadien zu spielen, ist ein anderes Eishockey. Da sieht man, wie viel die Fans Wert sind. Sie sind unersetzlich. Da muss sich jeder selbst motivieren, um die beste Leistung zu bringen.»

«Fans und Klub etwas zurückgeben»

Woher nimmt Berra die Motivation? «Zum einen müssen wir dankbar sein, dass wir überhaupt spielen können. Zum anderen will ich mit Siegen den ausgesperrt Fans und dem Klub wenigstens etwas zurückgeben. Vielleicht klappt es ja auch schon bald wieder vor Fans zu spielen.»

Denn gerade deshalb ist der gebürtige Bülacher an die Saane gekommen. «Ich kannte die Gottéron-Fans aus früheren Spielen mit Davos und Biel. Sie und das neue Stadion haben mich nach Fribourg gezogen. Und jetzt das. Vielleicht müssen wir die grossen Eishockey-Feste in der neuen Halle um ein Jahr verschieben. Aber ich hoffe, dass die alten Zeiten zurückkehren.»

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