2005 gibt Mark Streit eine gut bezahlte Leaderposition bei den ZSC Lions auf und geht nach Montreal. Ein damals untypisches Verhalten für Schweizer Eishockeyprofis. Raus aus dem sicheren, bequemen Leben. Mitten rein ins Rampenlicht der NHL, rauf auf die grösste Bühne, die dieser Sport kennt. Der Berner setzt sich als erster Schweizer Feldspieler in der NHL fest, obwohl es zunächst nicht danach aussieht: Der kreative Verteidiger muss erstmal als Joker im Sturm aushelfen. Die Höchststrafe für Abwehrspieler. Die Mitteilung zwischen den Zeilen: Jeder andere Verteidiger ist mehr Wert als du.
Schweizer sind bis zu diesem Zeitpunkt entweder Torhüter oder nicht in der NHL vertreten. Streit bleibt. Und qualifiziert sich über starke, zuverlässige Leistungen im Angriff wieder für die Rolle als Abwehrspieler.
Schweizer Punkte-Rekord als Verteidiger
Streit schafft in seiner ersten Saison in der NHL 2 Tore und 9 Assists. Viel wichtiger: Er lässt sich von zwischenzeitlichen Rückschlägen nicht beirren und bleibt, wo er ist. Untypisch für Schweizer Feldspieler, früher wurde beim geringsten Widerstand sofort die Reissleine gezogen – die Landung in der Schweiz war immer weich.
In seiner dritten und letzten Saison stellt Streit mit 13 Toren und 62 Skorerpunkten einen Rekord für Schweizer Feldspieler in der NHL auf, der immer noch Bestand hat. Roman Josi wird sieben Jahre später zwar ein Tor mehr erzielen, Streits Bestmarke aber um einen Punkt verpassen.
Das weckt das Interesse anderer Klubs. Streit wechselt als Free Agent zu den New York Islanders und erhält einen Fünfjahresvertrag mit 20.5 Millionen Dollar Salär. Streit ist nun auch in der NHL ein Star: Er wird zum Allstar-Game eingeladen und ist Ende Saison mit 56 Zählern der beste Punktesammler seiner Mannschaft.
Ein Rückschlag, der Streit nur stärker macht
Dann meldet sich das Schicksal: Am 25. September 2010 verletzt sich Streit während einer Trainingspartie an der Schulter. Die folgende Operation kostet ihn die gesamte Saison 2010/2011.
Ein Rückschlag, der Streit nur noch stärker macht: Im September 2011 wird er als erster Schweizer zum Captain einer NHL-Mannschaft befördert. Als Captain der New York Islanders erhält er im Sommer 2013 ein Angebot, das er nicht ablehnen kann: Die Philadelphia Flyers offerieren ihm vier Jahre und 21 Millionen Dollar. Er greift zu. Streit ist damals 35 Jahre alt.
Ohne Kinkerlitzchen abserviert
Das Ende des Kontrakts erlebt Streit in Pittsburgh. Bei Transferschluss wird er via Tampa Bay zum Titelverteidiger transferiert und erhält erstmal wie gewohnt Eiszeit. Als die Playoffs beginnen ist aber klar: Trainer Sullivan setzt nicht auf den inzwischen 39-jährigen Abwehrspieler und Powerplay-Spezialisten, obwohl mit Kris Letang ein ebensolcher Spieler wegen Verletzung fehlt. Streit darf bis zum Stanley-Cup-Sieg nur drei Mal spielen, wird aber trotzdem auf dem Pokal verewigt. Seine Zeit in Pittsburgh läuft ab, er erhält keinen Vertrag mehr.
Dafür schliesst sich ein Kreis: Im Sommer 2017 bekommt er von den Montreal Canadiens ein Angebot über eine Saison und 700'000 Dollar. Ans Aufhören denkt er da noch nicht. Er hört auf die Signale seines Körpers – und der will weitermachen. Oder ist es doch der Kopf? Nach vier Spielen – Streit muss zwei davon auf der Tribüne mit ansehen – ziehen die angeschlagenen Canadiens den Stecker. Streit wird ohne Kinkerlitzchen abserviert.