Sollte sich ein Zuschauer nach einem Jahr auf einer einsamen Insel ohne Handy und Computer auf den Weg in die «Swiss Arena» machen, er würde sich vielleicht über die wenigen Gästefans wundern und sich fragen, weshalb da so viele Junge auf dem Eis stehen. So wie Ramon Knellwolf (20), der angeblich 170 Zentimeter gross ist, es aber nur mit Mühe über die Bande schafft. Doch nie käme der Besucher auf die Idee, dass Kloten vor 169 Tagen abgestiegen ist.
Noch immer strömen im Schnitt 4559 Fans ins Stadion. So viele, dass die Polizei am Dienstag gegen La Chaux-de-Fonds gar ein Geschäft wittert – und fleissig Parkbussen verteilt. Selbst Piano-Mann «Sir Albert», der im Frühjahr im «SRF» noch meinte, gegen die «Glöggli Clöön vo Vischp und so» käme er dann bestimmt nicht, besucht die Spiele. 3600 Saisonkarten wurden verkauft. 350 mehr (!) als im letzten Jahr.
«Familiärer. Angenehmer. Entspannter.»
«Leute, die zuletzt nicht mehr kamen, kauften sich wieder ein Abo», sagt Barbara Flükiger, Präsidentin des Fanclubs Züri Unterland. «Die Atmosphäre ist total anders. Familiärer. Angenehmer. Entspannter. In den letzten Jahren war ich hier nicht glücklich.» Flükiger erzählt von einer Fanratsitzung. «Ich glaube, wir wurden zum ersten Mal seit langem nicht angelogen. Der neue Captain Steve Kellenberger sucht keine Ausreden, spricht frisch von der Leber weg.»
Die Werbebotschaft eines Einkaufszentrums «Jetzt wird’s Glatt» unterhalb der Stehrampe steht sinnbildlich für die Stimmung. Die Logen sind voll. Und im kommerziellen Bereich konnten alle Partner gehalten werden. Und trotzdem: Das Publikum erwartet Siege.
Kloten-Präsi geht nach zwei Dritteln nach Hause
Dass es nach den Erfolgen gegen Winterthur, Thurgau und die EVZ Academy gegen die Top-Teams Langenthal (4:5) und La Chaux-de-Fonds (1:5) zuletzt zwei Heimpleiten absetzte, ist ein Dämpfer.
«Ich dachte, wir hätten einen guten Goalie», spottet ein Fan. Tatsächlich sorgte der Österreicher Bernhard Starkbaum für den Flop des Abends, als er beim 1:4 die Scheibe verlor, worauf der Gegner den Puck nur noch im leeren Tor unterbringen musste. Zu diesem Zeitpunkt weilte Kloten-Präsi Hans-Ueli Lehmann gar nicht mehr im Stadion.
«Ich ging nach dem zweiten Drittel nach Hause. Wir brauchen es nicht schönreden: Es war unterirdisch, nicht akzeptabel», so Lehmann. Doch heute sei man viel ehrlicher. «Trainer und Spieler sprechen die Dinge an. Jetzt wird keiner mehr in Watte gepackt.»
Felix Hollenstein spricht von einem Prozess. «Für uns ist das hier Neuland. Wir haben Junge, die erstmals gegen Erwachsene spielen. Wir treffen auf Teams, die wir nicht kennen, die bereits eingespielt sind», sagt der Sportchef: «Es braucht etwas Geduld. Man darf nicht vergessen, dass wir im Mai noch ohne Mannschaft dastanden.»
Kellenberger sagt, sieben der letzten zehn Tore seien Geschenke gewesen: «Wir werden sicher ab und zu mal eine kassieren. Wir sind unerfahren. Und gerade deshalb dürfen wir älteren Spieler nicht auch noch Fehler machen.» Man müsse schnell lernen. «Gegen die Academy hatte ich plötzlich viel mehr Zeit, begann zu studieren und baute prompt Mist.»
Es läge jetzt an den Spielern. Kellenberger: «Die Resultate müssen stimmen. Denn was die Fans leisten, ist unglaublich.» Fanclub-Präsidentin Flükiger sagt: «Ich gebe ihnen zwei Jahre. Jetzt will ich noch nicht aufsteigen. Der Klub soll erst gesund werden.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC La Chaux-de-Fonds | 21 | 32 | 47 | |
2 | HC Thurgau | 21 | 21 | 42 | |
3 | EHC Basel | 21 | 22 | 41 | |
4 | HC Sierre | 21 | 19 | 37 | |
5 | EHC Visp | 21 | 7 | 35 | |
6 | EHC Winterthur | 21 | -10 | 28 | |
7 | EHC Olten | 21 | -19 | 25 | |
8 | GCK Lions | 21 | -15 | 25 | |
9 | EHC Chur | 21 | -24 | 22 | |
10 | Bellinzona Snakes | 21 | -33 | 13 |