ZSC macht den Laden dicht
Keiner blockt besser als Baltisberger

Er ist das Symbol für die Opferbereitschaft, welche die ZSC Lions derzeit auszeichnet. Keiner hat mehr Schüsse geblockt als Phil Baltisberger.
Publiziert: 04.04.2018 um 16:34 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:45 Uhr
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Phil Baltisberger ist das ZSC-Symbol für Opferbereitschaft.
Foto: LUKAS LEHMANN
Stephan Roth und Nicole Vandenbrouck

Erschöpft kommt Phil Baltisberger am Ostermontag nach einem Einsatz zur Bank. Der ZSC-Verteidiger hat sich kurz davor furchtlos in einen Schuss von Berns Jérémie Kamerzin geworfen und so eine gute Chance vereitelt. Die Teamkollegen erwarten ihn bereits und feiern ihn fast wie einen Torschützen.

«Nicht jeder kann Tore schiessen», sagt der 22-Jährige. «Wenn du raus kommst und vier Teamkollegen stehen bereit, um dir einen Klaps zu geben, ist das eine schöne Wertschätzung. Das ist wirklich cool. Wir Verteidiger freuen uns auch über jeden Stürmer, der einen Schuss blockt.»

Auch von Ex-NHL-Star Mark Streit gibt es auf SRF ein dickes Lob. «Die Zürcher sind willig, den Preis zu bezahlen und helfen so dem Goalie. In den Playoffs ist das enorm wichtig», sagt der Stanley-Cup-Sieger.

«Was ist nicht schmerzhaft in den Playoffs?»

Keine Mannschaft hat sich in diesen Playoffs bisher so oft mit Erfolg in die Schusslinie gestellt, wie die Zürcher, die am Donnerstag in Bern den ersten von drei Finalpucks haben. Bereits 248-mal verhinderte einer von Hans Kossmanns Mannen, dass ein Schuss aufs Tor kommt – 66 Mal mehr als das zweitbeste Shot-Block-Team-Biel!

«Es sind Playoffs und wir merken, wie wichtig das ist», sagt der ZSC-Coach. «Bern hat gute Leute auf der blauen Linie und im Powerplay. Da muss man alles versuchen, um die Scheibe von unserem Tor fernzuhalten.» Und Phil Baltisberger sagt: «Das zeigt auch den Charakter des Teams, dass jeder versucht, alles mögliche zu machen.»

«Es sind Playoffs und wir merken, wie wichtig das ist», sagt ZSC-Trainer Kossmann.
Foto: KEYSTONE

Er ist die Nummer 1 der Liga in dieser Disziplin. Er hat bereits 36 Schüsse geblockt. Ein schmerzhaftes Unterfangen? «Es gibt schon Schüsse, die weh tun. Dann gibt es aber auch solche, bei denen jeder denkt, dass sie schlimm waren,  die aber an einen gut geschützten Ort gehen», sagt der Verteidiger, der auch viel in Unterzahl zum Einsatz kommt. «Aber wir spielen Hockey. Was ist da nicht schmerzhaft in den Playoffs? Das gehört dazu. Das ist mein Job.» Manchmal sei es auch eine Notlösung, wenn man noch versuche, mit allem was man habe, einen Schuss zu blocken.

In den Playoffs werden mehr Schüsse geblockt

Der Verteidiger ist überzeugt, dass die Bereitschaft zum Blocken in den Playoffs generell zunehme. Und die Statistik gibt ihm recht. Während in der Quali, als der SCB auch in dieser Kategorie noch die Nummer 1 war, pro Team im Schnitt noch 13 Schüsse blockiert wurden, sind es in den Playoffs 16,7.

Dass ein Puck auch viel Schaden anrichten kann, musste der Bruder vom ZSC-Stürmer Chris bei seiner Zeit in der kanadischen Junioren-Liga erfahren. «Da hatte ich einmal einen Kieferbruch. Das war aber bei einem Pass, bei dem ein abgelenkter Puck in meinem Gesicht landete. Sonst gibt es ab und zu kleinere Sachen wie Prellungen, wenn man von einem Schuss getroffen wird.»

Hat seine Mutter oder seine Freundin ihm noch nie gesagt, dass er vorsichtiger sein soll? «Nein, man muss das machen, was man gut kann. Und so schlimm ist auch wieder nicht. Wir tragen ja auch eine Ausrüstung.»

Lugano-Oldie Reuille mit Eisbeuteln

Vom Preis, den man für den Einsatz in den Playoffs bezahlt, erzählt auch der Körper von Lugano-Stürmer Sébastien Reuille. Zuerst erwischte ihn ein Hammer am linken Fussknöchel und wenige Minuten später der nächste Schuss oberhalb des rechten Knies. Davon zeugen nach dem Spiel grosse Eisbeutel an besagten Stellen. Reuilles Gesichtsausdruck ist trotzdem lächelnder. Weil: «Ich geniesse einfach noch jeden Moment auf dem Eis.»

Eisbeutel bei Lugano-Oldie Reuille.
Foto: zvg

In den Playoffs erhält der 36-Jährige mit dem Gitterhelm nun mehr als doppelt so viel Eiszeit wie noch in der Quali. «Ich kann die Rolle noch übernehmen», sagt Reuille schmunzelnd, «Form, Wille und Leidenschaft sind noch da.»

Wie es nach der Saison weitergeht, weiss der Kämpfer, der bisher 12 Schüsse blockte und zuletzt zweimal mit einem Shorthander glänzte, mit dem Gitterhelm noch nicht.

Die besten Schussblocker der Playoffs
1. P. Baltisberger (ZSC) 36
2. Geering (ZSC) 35
3. Klein (ZSC) 30
4. Maurer (Biel) 22
5. Forster (Biel) 20
    Jecker (Biel) 20
7. Fey (Biel) 19
8. Sutter (ZSC) 17
9. Andersson (Bern) 16
10. Schäppi (ZSC) 15

Geblockte Schüsse der Halbfinalisten
1. ZSC 248
2. Biel 182
3. Bern 151
4. Lugano 129
Quelle: SIHF

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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