In der Endphase sind es die davor passiveren Zürcher, die anstürmen und mit Vehemenz den K.o.-Schlag suchen. Plötzlich brennt es vor Marco Bührer. Der SCB-Goalie wehrt sich gegen Jeff Tambellini und den unermüdlichen Andres Ambühl, der ihn im Torraum angeht. Die Schiedsrichter lassen dennoch weiterspielen.
Die Scheibe landet auf dem Stock von Steve McCarthy. Und der 31-jährige Kanadier, der während der Saison als Notnagel für den damals verletzten Cory Murphy mit einem Probevertrag nach Zürich gekommen war, schiesst die ZSC Lions 2,5 Sekunden vor Schluss zum 7. Meistertitel. Es ist der vierte Treffer der Saison und der erste in den Playoffs von McCarthy.
Bei den Zürchern werden Erinnerungen wach an die Titel 2000 und 2001. Beim ersten Meistertitel nach 39 Jahren Warten hatte der kanadische Verteidiger Adrien Plavsic das Hallenstadion gegen Lugano mit seinem Treffer 10 Sekunden vor Schluss zum Kochen gebracht. Und ein Jahr darauf hatten die ZSC Lions wie in diesem Jahr die Finalserie (gegen Lugano) nach einem 1:3-Rückstand gedreht.
Dieser Final wird nicht für seine Spielqualität oder viel Spektakel in die Geschichte gehen. Doch er hat etwas, was den diesjährigen Playoffs sonst gänzlich fehlte. Etwas Episches. Es ist ein Kampf auf Biegen und Brechen zwischen zweier Teams, die nie aufgeben. Die Spieler - viele von ihnen haben Verletzungen - mobilisieren ihre letzten Kräfte. Nicht ihre Beine und Lungen, sondern ihre Herzen und ihr Willen treibt sie an.
Das Duell zwischen Bernern und Zürchern lebt von einer enormen Spannung. Tennis-Star Roger Federer, der als SCB-Fan das Spiel auf den VIP-Plätzen verfolgt, muss sich vorkommen wie in einem seiner Grand-Slam-Finals gegen Rafael Nadal im fünften Satz.
Auch nach fast 60 Minuten steht es nach Treffern von Mark Bastl (ZSC) und Ivo Rüthemann (Bern) vor und nach der ersten Pause immer noch 1:1. Die Nervosität ist spürbar. Neben dem Eis, wo die Stimmung lange nicht so gewaltig und ausgelassen wie noch am letzten Donnerstag beim ersten Berner Matchpuck ist, und bei den Spielern.
Jeder Fehler kann den K.o. bedeuten. Jeder Schuss den Triumph bringen. Der Druck auf die beiden Torhüter ist enorm. Doch weder SCB-Keeper Marco Bührer, der in den letzten beiden Spielen mit Fehlern das Zürcher Comeback begünstigt hatte, noch sein Gegenüber Lukas Flüeler lassen sich aus der Ruhe bringen. Doch dann trifft McCarthy.
Die Sterne:
3* McCarthy (ZSC)
2* Flüeler (ZSC)
1* Monnet (ZSC)
Die Pflaume:
Kurmann/Massy (Schiedsrichter): Sie pfeifen vor McCarthys Siegestreffer nicht, als Ambühl SCB-Goalie Bührer im Torraum angeht.
PostFinance-Arena. - 17'131 Zuschauer (ausverkauft). - SR Kurmann/Massy, Arm/Küng. - Tore: 20. (19:18) Bastl (Monnet, Ambühl) 0:1. 22. Rüthemann (Martin Plüss, Neuenschwander) 1:1. 60. (59:57,5) McCarthy (Tambellini, Ambühl) 1:2. - Strafen: 0mal 2 Minuten gegen Bern, 2mal 2 Minuten gegen ZSC Lions. - PostFinance-Topskorer: Ritchie; Tambellini.
Bern: Bührer; Kinrade, Philippe Furrer; Roche, Beat Gerber; Jobin, Hänni; Pascal Berger, Ritchie, Dumont; Neuenschwander, Martin Plüss, Rüthemann; Déruns, Gardner, Vermin; Scherwey, Froidevaux, Reichert.
ZSC Lions: Flüeler; Geering, Blindenbacher; McCarthy, Seger; Stoffel, Daniel Schnyder; Bastl, Pittis, Monnet; Kenins, Cunti, Tambellini; Patrik Bärtschi, Ambühl, Kolnik; Chris Baltisberger, Schäppi, Bühler; Schommer.
Bemerkungen: Bern ohne Vigier, Kwiatkowski, Dominic Meier, Adrian Brunner (alle überzählig), Morant (gesperrt) und Lötscher (verletzt), ZSC Lions ohne Cory Murphy, Ziegler, Ulmann, Phil Baltisberger (alle überzählig), Down und Camperchioli (beide verletzt).
PostFinance-Arena. - 17'131 Zuschauer (ausverkauft). - SR Kurmann/Massy, Arm/Küng. - Tore: 20. (19:18) Bastl (Monnet, Ambühl) 0:1. 22. Rüthemann (Martin Plüss, Neuenschwander) 1:1. 60. (59:57,5) McCarthy (Tambellini, Ambühl) 1:2. - Strafen: 0mal 2 Minuten gegen Bern, 2mal 2 Minuten gegen ZSC Lions. - PostFinance-Topskorer: Ritchie; Tambellini.
Bern: Bührer; Kinrade, Philippe Furrer; Roche, Beat Gerber; Jobin, Hänni; Pascal Berger, Ritchie, Dumont; Neuenschwander, Martin Plüss, Rüthemann; Déruns, Gardner, Vermin; Scherwey, Froidevaux, Reichert.
ZSC Lions: Flüeler; Geering, Blindenbacher; McCarthy, Seger; Stoffel, Daniel Schnyder; Bastl, Pittis, Monnet; Kenins, Cunti, Tambellini; Patrik Bärtschi, Ambühl, Kolnik; Chris Baltisberger, Schäppi, Bühler; Schommer.
Bemerkungen: Bern ohne Vigier, Kwiatkowski, Dominic Meier, Adrian Brunner (alle überzählig), Morant (gesperrt) und Lötscher (verletzt), ZSC Lions ohne Cory Murphy, Ziegler, Ulmann, Phil Baltisberger (alle überzählig), Down und Camperchioli (beide verletzt).