Nadine B.* (23) wollte nur mit ihrem Freund Tobias O.* (27) in der Valascia das Spiel Ambri gegen Lausanne schauen, als ein Pyro-Angriff den Sonntagsausflug zerstörte. Ein Chaot aus dem Lausanner Block warf eine Fackel in den Familiensektor. Daraufhin fingen die Hose und Jacke von Nadine Feuer. Zum Glück reagierten andere Leute sofort und löschten die Kleider der jungen Frau.
Jetzt ist klar: Sie kommt mit einem Schock davon. Zwar sind ihre Kleider versengt und geschmolzen, doch bis auf ein paar leichte Verbrennungen am Oberschenkel bleibt sie unverletzt. Ihr Freund Tobias redet sich in Rage: «Das hätte schlimm ausgehen können. Was, wenn die Fackel sie am Kopf getroffen hätte?»
Seine Wut ist nicht unbegründet. Ein bengalisches Feuer erreicht Temperaturen von bis zu 2500 Grad. Selbst kurze Berührungen können zu schwersten Verbrennungen führen.
Security griff nicht ein
Zwei Tage nach dem Spiel sitzt Nadine der Schreck noch in den Knochen: «Ich sehe noch vor mir, wie dieser vermummte Typ mich direkt anschaut und dann mit voller Absicht die Fackel wirft», sagt sie mit leiser Stimme. «Dann schrie jemand: ‹Dein Bein!›» Danach folgen Erinnerungslücken: «Ich hatte Panik, bekam kaum noch Luft. Ich weiss nur, dass Kinder neben mir weinten.»
Nun erheben die beiden schwere Vorwürfe gegen Ambri. «Der Fackel-Angriff gegen meine Freundin passierte kurz vor dem Spiel um 15.42 Uhr», sagt Tobias. «Security und Polizei schauten zu.» Das ist für ihn untragbar: «Man hätte den Lausanner Fanblock räumen müssen!»
Jetzt fordern sie Geld: «Wir wollen, dass uns der Klub das Geld für die Eintrittskarten zurückerstattet und die verbrannten Kleider ersetzt.» Das Paar hat zudem Anzeige gegen die Chaoten erstattet – wegen Körperverletzung, Sachschaden und Verstoss gegen das Sprengstoffgesetz. «Die Polizei sagte uns sogar, dass Pyro-Angriffe als Offizialdelikt geahndet werden», so Tobias.
«Für die Sicherheit im Gästesektor ist der Sicherheitsdienst des Gastklubs verantwortlich. Wenn unsere Leute in fremden Stadien Dummheiten anstellen, haben auch wir geradezustehen. Wir wurden auch schon gebüsst», sagt Ambri-Präsident Filippo Lombardi.
Ambri nimmt Regress
«Ich stand etwa fünf Meter daneben, habe das Ganze beobachten können. Man hat tatsächlich nicht interveniert», so der CVP-Ständerat weiter. «Jemand kletterte am Netz hoch. Man hätte diese Person da herunterholen müssen, dann hätte sie zumindest die Pyro nicht auf die Tribüne werfen können. Ich habe schon mehrfach überhitzte Fans erlebt. Aber so etwas habe ich noch nie gesehen.»
Es hätten sich Familien beim Klub gemeldet. «Wir haben ihnen den Eintrittspreis zurückerstattet. Dasselbe Recht steht auch dieser Dame zu, sofern sie das Stadion verlassen hat», so Lombardi. «Kann sie die Schäden nachweisen, kann sie ihre Forderung geltend machen. Wir werden bei Lausanne Regress nehmen und diesen Betrag dann in der Rechnung integrieren. Die wird wohl mehrere 10'000 Franken betragen.»
* Name der Redaktion bekannt
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Das meint BLICK zum Pyro-Wurf in Ambri
Nur schon auf die hirnrissige Idee, Pyro-Materialien in ein Eishockeystadion zu nehmen, muss man erst einmal kommen. In einem geschlossenen Raum mit bengalischen Feuern, die zum Teil bis zu 2500 Grad heiss werden können, zu hantieren, ist verantwortungslos.
Zudem gibt es tatsächlich immer noch Träumer, die das Abfackeln von Pyros als zulässigen Ausdruck von Fankultur sehen und dabei völlig verkennen, wie schnell da etwas Schlimmes passieren kann.
In einem Stadion gehen Emotionen hoch, fühlt sich schnell einmal jemand provoziert und verliert die Kontrolle. Da wird ein Feuerchen zur lebensgefährlichen Waffe.
Wer nun darauf vertraut, dass gut gemeinter Dialog und Überzeugungsarbeit bei jenen für Vernunft sorgen werden, die sich einbilden, dass in einem Stadion alles erlaubt ist, was eigentlich verboten ist, glaubt auch an den Storch.
Die Kriminellen in den Stadien müssen auch als solche behandelt werden. Dabei gilt: identifizieren, anzeigen, verurteilen. Es muss jedem klar sein, dass Sportveranstaltungen kein rechtsfreier Raum sind. Auch die Klubs müssen in die Pflicht genommen werden.
Gegen Lausanne hat die Liga bemerkenswert schnell ein Verfahren eröffnet. Bussen sind ein Anfang. Doch wenn das nichts hilft, sind im Wiederholungsfall Punktabzüge angebracht. Zuerst auf Bewährung. (sr)
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 23 | 25 | 46 | |
2 | Lausanne HC | 23 | 12 | 45 | |
3 | ZSC Lions | 21 | 22 | 43 | |
4 | SC Bern | 24 | 13 | 39 | |
5 | EHC Kloten | 23 | 4 | 38 | |
6 | EV Zug | 23 | 18 | 38 | |
7 | EHC Biel | 23 | -2 | 34 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 23 | -8 | 31 | |
9 | HC Lugano | 21 | -15 | 28 | |
10 | HC Fribourg-Gottéron | 23 | -12 | 28 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 21 | -12 | 27 | |
12 | SCL Tigers | 21 | -7 | 26 | |
13 | Genève-Servette HC | 19 | -3 | 24 | |
14 | HC Ajoie | 22 | -35 | 18 |