BLICK: Frau Schelling, was ging Ihnen durch den Kopf, als der grosse SCB anklopfte?
Florence Schelling (31): Ich konnte es kaum glauben, als Marc Lüthi anrief. Wir führten ein sehr gutes erstes Gespräch. Das stimmte mich positiv.
Zeichnete sich da bereits ein Engagement ab?
Nein, nein (lacht). Ich wurde informiert, dass ein neuer Sportchef gesucht wird und ich zu den Kandidaten gehöre. Es gab einige Telefonate. Später trafen wir uns in Bern. Ich spürte, dass man voll hinter mir steht. Das gab mir Vertrauen.
Wie viel Mut brauchten Sie?
Nicht so viel, wie man vielleicht denken könnte. Die Gespräche verliefen so positiv. Für mich war schnell klar, dass ich das machen will. Und für Bern auch.
Hockey ist ein Macho-Sport. Floss dies in Ihre Entscheidung mit ein?
Nein. Ich machte mit vier Jahren den Schritt in diese Männerwelt, als ich mit dem Eishockey begann. Bis in die NLB spielte ich mit Männern in einem Team. Ich kenne diese Welt, all diese Garderobensprüche, wie man miteinander umgeht.
Wie führt man als Frau Spieler?
Genau gleich, wie man andere Menschen führt. Ich bin sehr zielorientiert und ehrgeizig. Der Erfolg der Mannschaft steht über allem. Diesen Führungsstil werde ich einsetzen.
Hoffen Sie, Türöffner für andere Frauen zu sein?
Ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht. Es gibt in der NHL bereits Frauen in operativen Bereichen. Auch zwei, drei Scouts, wenn ich mich nicht irre. Jetzt bin ich die erste Sportchefin. Das wird sicher der einen oder anderen Frau Zuversicht geben und ihr zeigen, dass es vorangeht.
Was haben Sie für Reaktionen erhalten?
Nur positive. Mir kommt es vor wie nach Olympia-Bronze 2014. Das Telefon klingelt ständig.
Welches sind Ihre Ziele?
Ich will den SCB wieder an die Spitze führen. Noch fehlt uns ein Head-Coach. Der SCB hat diesbezüglich bereits seine Fühler ausgestreckt. Wenn ich nach Ostern beginnen werde, werde ich mich da einklinken. Ich hatte auch noch keinen Kontakt zu den Spielern.
Hat Hans Kossmann eine Chance?
Alles ist offen. Wegen der Corona-Krise ist vieles in der Schwebe.
Gibt es Ängste?
Nein. Klar wird es eine neue Aufgabe sein. Aber ich habe mich in den letzten Jahren akribisch mit dem Eishockey auseinandergesetzt. National und international. Ich habe ein abgeschlossenes Wirtschaftsmasterstudium und spielte in der Schweiz, Kanada und Schweden. Diese Aspekte werden helfen.
Sie werden eine dicke Haut brauchen. Nirgends werden Sportchefs heftiger kritisiert.
Eine dicke Haut? Ich habe ein Bärenfell! (lacht)
Sie haben sich vor einem Jahr bei einem Skiunfall am Halswirbel verletzt und arbeiten vorerst 50 Prozent. Geht das?
Ich sage: Das ist möglich. Ich muss meinen Fokus auch auf meine Gesundheit legen. Aber ich kann in einer solchen Position natürlich nicht sagen: Ich gehe jetzt nach Hause und schalte ab. Der Kopf denkt weiter. Ich beginne bei 50 Prozent und hoffe, bald voll arbeitsfähig zu sein.
Wie geht es Ihnen?
Ich möchte das hier nicht ausbreiten, aber es geht mir deutlich besser. Die Corona-Krise kam mir gelegen. Zuvor wollte man ganz gesund werden. Doch die Welt wartet nicht. Sie dreht sich weiter. Nun hat sich mit dem Lockdown alles verlangsamt. Das tat mir gut. Ich machte unglaubliche Fortschritte.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 23 | 25 | 46 | |
2 | ZSC Lions | 21 | 22 | 43 | |
3 | Lausanne HC | 22 | 9 | 42 | |
4 | SC Bern | 24 | 13 | 39 | |
5 | EHC Kloten | 23 | 4 | 38 | |
6 | EV Zug | 23 | 18 | 38 | |
7 | EHC Biel | 23 | -2 | 34 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 23 | -8 | 31 | |
9 | HC Lugano | 21 | -15 | 28 | |
10 | HC Fribourg-Gottéron | 23 | -12 | 28 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 21 | -12 | 27 | |
12 | SCL Tigers | 20 | -4 | 26 | |
13 | Genève-Servette HC | 19 | -3 | 24 | |
14 | HC Ajoie | 22 | -35 | 18 |