Roman Schlagenhauf ahnt es bereits, als er die Eingangstüre durchquert. «Leo hat bestimmt am besten abgeschlossen», mutmasst der Lakers-Stürmer. Und reagiert dann doch überrascht, als ihm Leonardo Genoni seine Diplomnote verrät. «Was? Nur eine 5,3?», fragt er ungläubig. «Ich möchte einfach keine Rangliste im BLICK sehen», bittet dagegen ZSC-Goalie Lukas Flüeler. Wir verzichten darauf, verraten die Noten aber trotzdem: Genoni 5,3. Schlagenhauf 5. Bodenmann 4,8. Flüeler 4,7.
Vor neun Jahren begannen die Hockey-Profis an der Fernfachhochschule in Regensdorf ZH mit ihrem Studium in Betriebsökonomie, machten erst den Bachelor und schlossen im Sommer ihr Master-Studium ab. Jeweils am Montagabend drückten sie die Schulbank. «Das Angebot war begrenzt», erklärt Bodenmann. «Entweder hatte man am Montag oder am Samstag Unterricht. Der Samstag kam für uns nicht infrage. Und am Montag stand Betriebswirtschaft auf dem Programm. Das Studium bildet eine hervorragende Grundlage.»
Bücher im Teambus
Doch wie bringt man Hockey und Studium unter einen Hut? «Alles eine Frage des Zeitmanagements», findet der 3-fache Familienvater Genoni. «Es ist ja nicht so, dass Hockeyspieler keine Zeit hätten», ergänzt Bodenmann. «Mir tat es gut, nach der körperlichen Anstrengung am Morgen noch den Kopf zu gebrauchen.» Die Präsenzveranstaltungen machten 20 Prozent aus. «Den Rest konnte man zuhause erledigen. Zudem liessen sich die Prüfungen locker verschieben», betont Schlagenhauf. Und Flüeler meint: «Ich war nicht gut in Mathematik, nahm mir einen Nachhilfelehrer und sparte Zeit.»
Genoni nahm seine Bücher oft mit in den Teambus, büffelte selbst vor WM-Partien. Bodenmann hingegen sagt: «Ich machte während des Semesters unterdurchschnittlich viel, lernte dafür umso mehr auf die Prüfungen hin. Da kam der Sportlerehrgeiz zum Vorschein.» Schlagenhauf, der nicht im Bus lernt, weil im sonst übel wird, staunte ob seinen Mitstudenten. «Jene, die noch einem geregelten Job nachgingen, hatten viel weniger Zeit als wir, waren aber strukturierter und machten nicht alles auf den letzten Drücker.»
Eine Weiterbildung war den 10-fachen Meisterspielern stets wichtig. «Ich führe diese Diskussion oft mit den Jungen», so Flüeler. «Es muss kein Studium sein. Wichtig ist, dass jeder etwas hat, wofür er sich abseits des Hockeys interessiert und worin er sich entwickeln kann. Wieso nicht eine Sprache lernen?» Flüeler denkt auch an ZSC-Captain Patrick Geering: «Er schreibt einen Blog über Musik, ist ein absoluter Experte darin und lernt ständig Neues dazu. Das finde ich genauso spannend, wie ein Studium.»
Genoni denkt schon über weiteres Studium nach
Der ZSC-Keeper störte sich jeweils daran, wenn ihm an Sponsorenanlässen Business-Leute anhand von Eishockey-Analogien erklärten, wie ihr Geschäft funktioniert. «Da dachte ich immer: Mit mir kann man auch normal reden. Ich habe mich immer auch für andere Dinge interessiert.»
Bodenmann hält Ausschau nach Firmen, will das Erlernte nun in die Praxis umsetzen und herausfinden, was ihm nach der Karriere Spass bereiten könnte. Flüeler hofft, dass sich dereinst bei den ZSC Lions etwas ergeben wird, wobei ihn den Job als Sportchef nicht reizt. Und Genoni denkt bereits über ein weiteres Studium nach, «weiss aber noch nicht was.»
Ein Medizinstudium wird es nicht sein. Der EVZ-Goalie kann kein Blut sehen, klappte mal zusammen, als er seinem Vater bei der Arbeit als Herzchirurg zuschaute.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |